VON SASCHA MÜLLER | 01.02.2012 14:48

Ziemlich beste Freunde

Er führt das perfekte Leben.

Philippe (57) aus gutem Haus, reich, gebildet, attraktiv lebt in einer Nobelvilla inmitten Paris. Alles scheint makellos doch Philippe ist vom Hals an abwärts gelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen. Von einem auf den anderen Tag ist nichts mehr so wie es früher war. Ausgerechnet bei seinem Lieblingshobby, dem Fallschirmspringen (Drachenfliegen) passiert der tragische Unfall. Nun bestimmen Hausangestellte sowie Pflegedienste sein Leben.

Driss, der sich nur seinen Bewerbungsstempel abholen möchte um weiterhin Arbeitslosenunterstützung zu beziehen, stellt das ganze Gegenteil von Philippe dar. Schwarze Hautfarbe, aus der Vorstadt stammend, Immigrantenhintergrund, ohne festen Wohnsitz, gerade aus dem Gefängnis entlassen, stellt Driss Philippes geregeltes Leben mächtig auf den Kopf. Aus Spontanität heraus, engagiert Philippe Driss für 2 Wochen.

Driss bringt Schwung und neue Lebensenergie in Philippes Leben. Er setzt sich über Weisungen hinweg, sorgt für eine gewisse Indiskretion (Gesprächigkeit) in Philippes Privat- sowie Intimsphäre.

Es ist der Beginn einer außergewöhnlichen sowie wunderbaren Freundschaft. Eine herrlich leichte Komödie mit einem nachdenklichen Hintergrund.

So wird z.B. anstelle des Behinderten gerechten Großraum PKW´s ab sofort der verhüllte Maserati ausgefahren. In einer wilden Verfolgungsjagd mit der Pariser Polizei machen es sich die beiden Hauptdarsteller zum Spiel wer sich als schneller erweist. Als sie tatsächlich von der Polizei gestellt werden, erhöht Driss spontan den Wetteinsatz, anstelle des Bußgeldes wird die Polizei als Eskorte die beiden ins nächste Krankenhaus begleiten. Dank Philippes überzeugender Art gelingt dies schließlich.

Driss schnuppert die Luft der Schönen und Reichen, lernt die Oper kennen, erregt (sorgt) mit seiner Tanzeinlage bei Philippes Geburtstagsfeier für Aufsehen.

So unwirklich schön der Film auch ist, beruht er doch auf einer wahren Geschichte. Im Abspann sehen die Zuschauer noch eine kurze Original-Sequenz von beiden.

Unvorstellbar, dass die heutige Zweiklassengesellschaft noch eine solch skurrile Freundschaft zulässt. Die Gegensätze könnten nicht größer sein. Die aktuelle Ausgabe des „ZEIT-Magazin“ widmet ein ganzes Heft zum Thema Freundschaft. Gibt es noch wahre Männerfreundschaften, können Männer und Frauen einfach nur Freunde sein, warum sind Freunde so lebenswichtig?

Fazit: Philippe und Driss sind tatsächlich „Ziemlich beste Freunde“.