Der erste Kuss ist meistens ein Feuerwerk, das scheinbar unendlich lange dauert. Ein Genussmoment, der nicht vergehen will. Wir fühlen uns wohl und hoffen, dass er nie enden wird. Die ungeliebte Matheklausur, für die wir so viel gelernt haben, für die wir unendlich viel Zeit brauchen würden, die vergeht wie im Flug. Aber warum ist Zeitwahrnehmung so verschieden?
Zeitwahrnehmung und ihre zwei Gesichter
In den sechziger Jahren wurden einige freiwillige Versuchspersonen für mehrere Wochen in einen unterirdischen Bunker eingesperrt um die Zeitwahrnehmung der Menschen zu erforschen. Zwar konnten die Probanden elektrisches Licht verwenden, aber Tageslicht sahen sie nicht. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass der biologische Rhythmus der Teilnehmer zwar wie gewohnt weiter funktionierte, aber die Zeitwahrnehmung teilweise erheblich unterschiedlich war.
Die Zeit im Kostüm der Schnecke
Die Zeit tarnt sich gelegentlich als Schnecke. Zäh zieht sie ihre Runden um die Uhr und ist nicht dazu zu bewegen, schneller zu laufen. Doch die Zeit ist klug, sie tarnt sich nur dann als Schnecke, wenn wir eine ungeliebte Aufgabe erledigen müssen, wenn wir etwas tun, das uns keinen Spaß macht. Aber liebe Zeit, warum zwingst Du uns so unaufhörlich zur Zeitwahrnehmung? Nun, liebe Julia, das liegt ganz an Dir, erzählt mir die Zeit. In Momenten, in denen wir darauf warten, dass die Zeit vergeht, fährt unser Puls runter und unsere innere Uhr tickt langsamer, so hat es mir die Zeit erklärt.
Die Zeit im Kostüm des Gepard
Aber liebe Zeit, warum ziehst Du manchmal das Kostüm des Geparden an, will ich jetzt wissen. Tja, sagt mir die Zeit, auch das liegt wieder ganz an Dir allein. In Momenten, in denen wir etwas Neues erleben, in denen wir neue Erfahrungen sammeln, beschleunigt sich unser Puls, die innere Uhr tickt schneller.
Aber liebe Zeit, da wäre noch die Sache mit dem Kuss? Ja, liebe Julia, erklärt mir die Zeit, es gibt Momente, in denen bleibe ich einfach stehen, weil ich weiß, dass Du diesen Moment so lange wie möglich erleben willst.