VON LISI WASMER | 07.01.2013 16:03

Generelles Tempolimit auf Autobahnen – ein empfindliches Thema

Der gemeine Deutsche ist gern pünktlich. Deshalb hat er es oft eilig. Da kommen ihm die Autobahnen ohne Tempolimit gerade recht. Wenn es aber nach SPD, Grünen und der Linkspartei geht, sieht es bald anders aus. Sie machen sich für ein generelles Tempolimit stark. Staus sollen so vermieden, der CO2-Ausstoß reduziert werden. Welche Folgen hätte eine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung? Was spricht dafür, was dagegen?

Es gibt wohl kaum ein Vorurteil, dass auf die Deutschen besser zutrifft, als ihre Liebe zum Auto. Das äußert sich nicht zuletzt in der enormen Verkehrsdichte auf deutschen Straßen. Bei knapp 82 Millionen Einwohnern belief sich der PKW-Bestand in der Bundesrepublik laut Kraftfahrt-Bundesamt 2012 auf fast 43 Millionen Stück. Regelmäßige Staus, nicht nur zur Ferienzeit, sind die Folge. Ein Ärgernis, das oftmals vermeiden werden könnte, sagen Befürworter eines generellen Tempolimits auf deutschen Autobahnen – und stoßen so eine inzwischen mehrere Jahre andauernde, hitzige Diskussion an.

Der Kampf um die Km/h

Es ist ein Thema, das polarisiert. Egoistische Autofahrer sorgen mit überhöhten Geschwindigkeiten für Bremsfehler, aus denen kilometerlange Staus entstehen, sagen die einen. Das Unfallrisiko erhöhe sich ebenso wie der CO2-Ausstoß. Die anderen halten eine Geschwindigkeitsbegrenzung schlicht für überflüssig.

Aber was stimmt nun wirklich? Fakt ist, dass Staus immer dann entstehen, wenn Autos nicht gleich schnell fahren, wenn etwa ein Fahrer zwischen zwei anderen PKW einschert, der hintere Fahrer bremsen muss und sich dieser Vorgang langsam auf den nachkommenden Verkehr überträgt. Fakt ist aber auch, dass auch bei einem generellen Tempolimit noch lange nicht alle Fahrzeuge gleich schnell unterwegs wären.

Ökolimousinen

Alternativen zum Tempolimit

Ein generelles Tempolimit helfe darum kaum, den so oft als Argument für eine Geschwindigkeitsbegrenzung ins Feld geführten CO2-Ausstoß zu reduzieren, so Michael Schreckenberg, Duisburger Stauforscher, im Gespräch mit der Rheinischen Post. Seit 2006 untersucht er alternative Ansätze zur Stauvermeidung, wie etwa flexible Tempoleitsysteme. Auch die Vernetzung von Fahrzeugen untereinander steht derzeit im Fokus der Stauforscher. Je nach Verkehrsaufkommen kann die Geschwindigkeitsbegrenzung so angepasst werden.

Bremen als einsamer Vorreiter

Trotz der großen Uneinigkeit in Politik und Bevölkerung ist das Tempolimit längst nicht mehr bloße Theorie. Im Jahr 2008 führte Bremen als erstes Bundesland eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 120 Km/h auf seinen Autobahnen ein. Eine gesteigerte Verkehrssicherheit und den Nutzen für den Umweltschutz waren die ausschlaggebenden Argumente für die Entscheidung. Andere Länder wollten bisher nicht nachziehen.

Es ist und bleibt ein Thema, dass die Bundesrepublik in zwei Lager spaltet. Vereine wurden gegründet, sowohl für als auch gegen die Einführung einer Pauschallösung. Die Bundeskanzlerin spricht sich seit jeher klar gegen das generelle Tempolimit aus. Die SPD, Grüne und Linkspartei befürworten eine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung. Wann, ob und wie schließlich entschieden wird, ist aber weiterhin ungewiss.