VON C.V.A. | 24.01.2013 14:29

Zeitumstellung: Sinn oder Unsinn?

Pünktlich zum letzten Sonntag im März beziehungsweise Oktober wird in ganz Deutschland die Uhr um eine Stunde vor- oder zurückgestellt. Doch wie viel Sinn macht das wirklich? Gibt es am Ende doch mehr Nachteile?


Geschichte:

Die frühesten Überlegungen zum Thema Zeitumstellung stammen von Benjamin Franklin aus dem Jahr 1874. In einem Brief an ein Pariser Magazin erwähnt er in dem Zusammenhang die hohen Kosten für Kerzen. Sicher ist jedoch nicht wie ernst sein Anliegen wirklich war. Erst 1907 wird das Thema von dem Engländer William Willett dann wieder aufgegriffen. Er gilt mit seiner Abhandlung „The Waste of Daylight“ als Erfinder der Sommerzeit, obwohl die Zeitumstellung damals zunächst noch abgelehnt wurde und erst im Jahre 1916 Zustimmung fand.

Das Licht der Zukunft

Im selben Jahr wurde die Umstellung auch in Deutschland erprobt. Ziel war es ein Optimum an nutzbarer Tageszeit zu gewinnen, einer sogenannten „Daylight Saving Time“. Während der Weimarer Republik wurde die Umstellung wieder rückgängig gemacht, um dann zu Beginn des zweiten Weltkrieges erneut eingesetzt zu werden. Eine Stunde mehr Tageslicht konnte die Rüstungsindustrie zu ihrem Vorteil nutzen.

Zwischen 1950 und 1979 gab es dann in Deutschland keine Uhrumstellung. Erst im Jahr 1980 wurde sie wieder eingeführt und gilt bis heute. Die Gründe waren wirtschaftlicher Natur und hingen mit den Nachwirkungen der Ölkrise von 1973 zusammen. Man erhoffte sich eine Energieeinsparung, die allerdings nicht bestätigt werden konnte.

Sinn oder Unsinn?

Schon seit der Einführung der Zeitumstellung wurde über ihren Sinn diskutiert. Laut Bundesumweltamt wird in der Sommerzeit zwar abends Strom gespart, morgens jedoch mehr geheizt - vor allem im März, April und Oktober. Die Umstellung kann zudem auch Auswirkungen auf die Gesundheit haben.

Nachteilig wirkt sie sich zum Beispiel auf Menschen mit Schlafstörungen, Alte und Kranke aus. Der menschliche Körper hat einen eigenen biologischen Rhythmus, der durch den Wechsel von Hell und Dunkel beeinflusst wird. Auch kleine Schwankungen im biologischen Rhytmus können sich stark auf den Köper auswirken. Der Mensch benötigt einige Tage um sich an die Veränderung anzupassen.

Der Zeitforscher Professor Karlheinz Geißler weist daraufhin, dass die Zeitumstellung genau genommen eigentlich Uhrumstellung genannt werden sollte. Die Uhr ist nicht gleichzusetzen mit der Zeit, sondern nur ein Messgerät, eine Hilfskonstruktion, da der Mensch keinen Zeitsinn hat.

Geißler erklärt, dass der Takt der Uhr sich nicht mit dem subjektiven Zeitgefühl des Menschen verträgt. Die Naturzeit wird nämlich nicht vom Takt, sondern vom individuellen Rhytmus bestimmt - zum Beispiel von Tages- und Nachtzeiten.

Infolge der Industrialisierung wurde der Mensch laut Geißler uhrzeitkompatibel gemacht. Aber genau das ist auch ein Problem. Denn die Uhr, die meist nicht mit der innern Uhr des Menschen übereinstimmt verursacht Stress.

Gegenwärtig beobachtet Geißler einen Rückwärtstrend, ein sich unabhängig-machen von der Uhr. Immer weniger Menschen richten sich nach der Uhrzeit. Geißler verweist dazu auf Fernsehen on demand und darauf, dass Zeitungen Tag und Nacht online gelesen werden können. Allerdings bedeutet das nicht, dass wir uns wieder dem biologischen Rhythmus annähern. Geißler will eher von einem Verdichten der Zeit sprechen. Dinge werden kurzfristiger erledigt und der Mensch will in kürzerer Zeit mehr erleben. Durch diesen Trend verliert auch die Uhrumstellung an Bedeutung - sie betrifft uns nicht mehr so sehr wie früher.