VON ALEXANDER STIEHLE | 26.12.2012 11:08

Wortspiele - Humor der Sprache

Der spielerische Umgang mit Wörtern in unserem Alltag ist nicht von unwesentlicher Bedeutung. Warum? Ganz einfach: Humor gehört zu einer der beliebtesten Kommunikationsmittel. Der Freund, der die anderen zum Lachen bringt, steht stets im Mittelpunkt. Was antworten Frauen, wenn sie nach der wünschenswertesten Eigenschaft ihres Traummannes gefragt werden? „Er soll einen guten Humor haben.“

Sprache ist das am häufigsten genutzte Medium, wenn es darum geht Humor zu vermitteln, wie zum Beispiel bei Witzen. Hierbei dient dann also die Sprache dazu, den Humor zu vermitteln. Für Wortspiele gilt das natürlich auch, aber sie tragen auch selbst die Bedeutung des Humors, indem sie zum Beispiel mit Polysemie, Homonymie oder Reimen spielen.

Geschichte

Die antike Rhetorik ist vermutlich die erste wissenschaftliche Disziplin, welche die Wirkung des Wortspiels erkannt und deshalb seine Techniken und Funktionen im Rahmen der Möglichkeiten des wirkungsvollen Redeschmuck (=ornatus als Teil der elocutio) beschrieben hat. Mit Übergang in den christlich-abendländischen Kulturkreis verändert sich die Rhetorik immer mehr von einer Technik des wirkungsvollen Sprechens zu einem Lehrkatalog, der in erster Linie den Redeschmuck (Figuren und Tropen) klassifiziert. Die moderne Linguistik und hier vor allem die Textlinguistik hat den kreativen Umgang mit Sprache und Wörtern von dem Strukturierungswahn befreit.

Gereimtes

Alliterationen, Assonanzen, Stab- und Endreim: Das alles sind reine Klangspiele, für den sprachspielerischen Effekt. Im Gegensatz zum Sinnspiel ist hierbei die semantische Ebene irrelevant. Der deutsche Dichter und Schriftsteller Christian Morgenstern erreichte besondere Bekanntheit durch seine komische Lyrik:

„Es war einmal ein Lattenzaun, mit Zwischenraum hindurchzuschaun“ „Das Wiesel am Kiesel im Bachgeriesel“, das nur „um des Reimes willen“ dort sitzt.

„Es ist verboten, toten Kojoten am Boden die Hoden zu verknoten“

Vertrautes Fremd-Paronymes

Das Spiel mit gleichklingenden Wörtern unterschiedlicher Sprache kann man in Anlehnung an die Terminologie von Grassegger als Fremdwort-Paronymie bezeichnen. „Der Begriff Paronymie fasst alle über Homonymie und Homophonie hinausgehenden, vom Sprecher (bzw. vom Hörer) spontan empfundenen Ausdrucksgemeinsamkeiten.“ (Grassegger 1985) Das Spiel mit dem Fremd-Vertrauten ist in unserem Alltag allgegenwärtig: Die Übersetzung des Songtitels „Little Lies“ als „kleine Läuse“ oder der Musikwitz „Was bedeutet piano forte? – das Klavier ist fort.“

Polysemie, Ambiguität

Bei Wortspielen, deren Humor sich aus der Polysemie heraus erklärt, wird mit der semantischen Mehrdeutigkeit der Wörter gespielt. Das Wort „Polysem“ bildet sich aus dem griechischen poly „viel“ und sema „Zeichen“ und ist der Gegenbegriff zur Monosemie. Die meisten Wörter sind polysem, beschreiben also mehrere unterschiedliche Sachverhalte, die sich aus einem gemeinsamen Kontext heraus entwickeln. „Läufer“ ist laut dem Guinness-Buch der Rekorde 1997 das Wort mit den meisten Bedeutungen.

„Bist du per Anhalter gekommen?“ – „Wieso?“ – „Du siehst so mitgenommen aus.“

Alte Mönchsregel: „Wenn deine Augen eine Frau erblicken, schlage sie nieder.“ („sie“ bezieht sich syntaktisch auf das Subjekt des Satzes, also „die Augen“. Die Doppeldeutigkeit kommt zustande, weil die übliche Betonung auf „die Frau“ liegt.).