VON SUSANNE BREM | 07.06.2016 15:51

Wissenschaftliches Schreiben: Wie das geht und was es bringt

Wie sieht eine wissenschaftliche Arbeit aus? Wie fängt man an, wie viel Zeit braucht man und wo gibt es Hilfe? Die meisten Studierenden stehen ihren Studienarbeiten zu Beginn eher ratlos gegenüber. Dabei kann hier bei weitem nicht nur der glänzen, der sprachlich versiert ist; ein gutes Stück machen Handwerk und Ehrgeiz aus. Und diese Qualitäten kann – und sollte! – jeder entwickeln.


Wissenschaftliches Schreiben ist vielen Regeln unterworfen. Was einige langweilig finden, ist allerdings eine gute Stütze, um seine Seminararbeiten souverän zu bewältigen. Denn an Systemen und Methoden kann man sich entlang hangeln wie an einem Geländer. Mit genug Übung findet man so bald heraus, was an der Uni erwartet wird und was man besser vermeiden sollte.

Aller Anfang ist schwer: Thema finden

In manchen Studienfächern werden Themen gestellt, in anderen muss man sich selbst um ein Thema bemühen. Das funktioniert am besten, indem man die Schnittstellen austariert zwischen Seminarthema, persönlichem Interesse und idealerweise auch relevantem Vorwissen. Einfachste Methode dafür: Schlagworte sammeln in einem kurzen Brainstorming. Daraus lassen sich oft Ideen für ein mögliches Thema entwickeln. Ist der erste Funke übergesprungen, muss man sich einen Überblick verschaffen: Was hat die Forschungslandschaft an Literatur für meine Themenidee zu bieten? Gibt es genug Passendes (und Aktuelles)? Ist alles zeitnah in der Bibliothek verfügbar? Der Gang ans Bücherregal kann außerdem helfen, die Fragestellung zu präzisieren und das Thema einzugrenzen.

Vorbereitung ist alles: recherchieren, strukturieren, schreiben

Ist eine Idee zum Thema herangereift, gilt es, die Rosinen der Forschungsliteratur herauszupicken. Was stützt die eigene These, was führt zu weit? Wie man am schnellsten wichtige Texte in einer Bibliothek findet, kann man direkt vor Ort fragen. Viele Unis bieten Einführungen in ihre Systeme und Räume an. Sie schlüsseln richtige Recherche auf und erleichtern so die Arbeit. Wichtige Instrumente sind außerdem der Online-Katalog zur lokalen Suche von Büchern (der „OPAC“) und die Möglichkeit zur Fernleihe.

Freies Wissen für alle?

Je nach Studienfach und Thema sind auch Fotos, Ton- oder Videoaufnahmen als Quellen sinnvoll. Auch Internetseiten sind zum Zitieren geeignet – hier ist aber Vorsicht geboten! Viele Inhalte sind im Web schnell nicht mehr verfügbar, ein Bezug zu ihnen könnte dann nicht mehr nachvollziehbar sein. Gibt es einen eindeutigen Verfasser und ein Impressum? Auf seriösen Websites schon.

Außerdem ein absolutes Muss: Wichtige Literatur ordentlich sortieren und speichern – von Anfang an! So findet man beim Schreiben alles wieder und spart Zeit und Nerven, da man später keinen Nachweis neu suchen muss. Hat man schließlich genug Material gesammelt, heißt es Loslegen. Eine möglichst konkrete Fragestellung hilft, vor Augen zu halten: Was genau will man aufarbeiten? Was ist inhaltlich dazu nötig? Welche Punkte sind grundlegend und gehören an den Anfang der Arbeit? Sie sollten schließlich auf die nachfolgenden komplexeren Bereiche des Themas vorbereiten. Steht diese Struktur, kann man seine Argumentation ausformulieren.

Der letzte Schliff oder nerviges To-Do: das Formatieren

Wenn auch für viele ein Graus, gehören korrekte Formalien zum unverzichtbaren Feinschliff. Meist liefern Lehrstühle kurze Leitfäden, worauf sie dabei Wert legen. Grob gilt: Gibt die gedruckte Arbeit ein ordentliches Bild ab und ist angenehm zu lesen? Das wird dann auch gerne mit einer guten Note belohnt – wenn die Arbeit schludrig wirkt oder gar falsch zitiert wurde, folgen dagegen oft Abzüge bei der Bewertung. Auch bei einer wissenschaftlichen Arbeit zählt der erste Eindruck! Für genauere Beispiele lohnt sich auch hier ein Gang ans Bücherregal oder ein Blick auf seriöse Internetseiten (z. B. diese „Arbeitshilfe für Studierende“). Die Hauptsache ist aber beim Zitieren: Einen Stil wählen und konsequent beibehalten.

Was ist der Nutzen wissenschaftlichen Arbeitens?

Auch wenn es aufs Erste nicht so scheinen mag: Die Methoden wissenschaftlichen Schreibens verlangen viele Fähigkeiten ab – und sie werden bis ins Berufsleben hinein nutzen. Strukturieren, Folgen abstrahieren, Zusammenhänge erkennen und formulieren, recherchieren, sich selbst organisieren, Umgang mit Frustration und Demotivation usw. – all das sind Qualitäten, die wissenschaftliches Schreiben beibringt. Auch wenn der inhaltliche Nutzen solcher Arbeiten von Studierenden gerne mal infrage gestellt wird: Man schult dabei wichtige Fertigkeiten, die auch abseits der Unikarriere Gold wert sind und die jede Personalabteilung anerkennen und schätzen wird.