VON ALEXANDER STIEHLE | 06.02.2012 14:34
Frust durch Bologna – Reform?
Im Rahmen des Bologna Prozesses sollte der europäische Hochschulraum bis 2010 vereinheitlicht werden. 1999 wurde die „Bologna – Erklärung“ von 29 europäischen Bildungsministern unterzeichnet. Somit sollte innerhalb eines Jahrzehnts die Hochschullandschaft in Europa reformiert werden.
Nach über zehn Jahren gilt es nun Bilanz zu ziehen: blinde Reformwut oder bessere Studienbedingungen?
Hintergrund
Mit sogenannten „Credit Points“ sollen die erbrachten Leistungen im Studium einheitlich gemessen und angerechnet werden. Jeder dieser CP steht für ca 25-30 Stunden Arbeit. Dabei wird nicht nur der Arbeitsaufwand in der Universität berücksichtigt, sondern auch die benötigte Zeit für Prüfungsvorbereitungen, Hausarbeiten etc. Dadurch soll es einfacher werden, die bisherigen Leistungen beim Wechsel der Universität anzurechnen. Außerdem sollte das Hochschulsystem europaweit transparenter gemacht werden, da man überall die gleichen Voraussetzungen schaffen wollte.
Größerer Leistungsdruck durch Reform?
Ziel jeder Reform sollte es sein, bisherige Zustände zu verbessern und eventuelle Mängel abzuschaffen. Schon vor der Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge war das Studieren kein Zuckerschlecken, doch nun werden die Stimmen im Land, die die Reform ablehnen, immer lauter. Mit Protesten und Blockaden bringen Studenten ihre Wut gegenüber dem neuen System zum Ausdruck. Sie klagen über größeren Stress, größeren Leistungsdruck und größeren Arbeitsaufwand. Doch sind diese Vorwürfe berechtigt?
Studierende hasten auf der Jagd nach Credit Points von Modulvorlesung zu Modulvorlesung und versuchen auf einfachsten Weg möglichst viele Punkte zu erhalten. Sie gehen somit den Weg des geringsten Widerstandes, denn so spart man Zeit und Geld. Dabei lautet das Motto oft: Hauptsache durch, die Punkte im Sack.
Der Prüfungsdruck ist auch deutlich angestiegen. Zu Magister und Diplom Zeiten schrieb man vielleicht zwei Prüfungen im Semester, inzwischen wird so gut wie jedes Modul mit einer Prüfung abgeschlossen, was natürlich einen erheblich gestiegenen Arbeitsaufwand zur Folge hat. Außerdem wird der Lehrstoff eines vierjährigen Magisterabschlusses an manchen Unis in einen dreijährigen Bachelor komprimiert. Folge: Stress. Viele klagen auch über eine „Verschulung“ des Studiums, weil häufig alle Noten schon mit in die Endnote zählen.
Jammern auf hohem Niveau?
Überraschende Ergebnisse liefert die ZEITlast Studie einer Hamburger Universität. Über fünf Monate hinweg protokollierten 403 Studenten an Hochschulen in ganz Deutschland ihren Studienalltag. Insgesamt wurden 150 Tagesabläufe und 1.466.184 Stunden gesammelt. Mit einem Resultat, das niemand erwartet hätte: der durchschnittliche Arbeitsaufwand in der Woche liegt bei 23 Stunden. Der kalkulierte Workload der Bologna – Reform sah 40 Stunden vor. Allerdings gilt diese Studie unter Expertenkreisen nicht unbedingt als repräsentativ, weil einerseits die Studiengänge nicht zufällig ausgewählt wurden und andererseits lässt sich mit Daten von 403 Teilnehmern nicht auf die allgemeine Masse rückschließen. Als repräsentativer gilt hier die HIS – Studie. 2009 ermittelte sie einen wöchentlichen Arbeitsaufwand von 36 Stunden.
Nur mit Studieren ist es leider halt oft nicht getan. Damit man sich diesen „Luxus“ leisten kann, müssen viele Studenten nebenbei Jobben, um sich so über Wasser zu halten. Praktika, oft auch unbezahlt, sind erforderlich um sich auf dem Arbeitsmarkt attraktiv zu machen. Alles Faktoren die eine zusätzliche Belastung neben dem Studium bedeuten. Wer heute studieren will, dem wird es nicht leicht gemacht.
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