Klima- und demographischer Wandel, Abnahme der Biodiversität und Lichtverschmutzung: Die Erde im Allgemeinen und Deutschland im Besonderen stehen vor großen Problemen. Bewältigt werden können sie nur von uns allen gemeinsam – daher haben das Bundesministerium für Bildung und Forschung, kurz BMBF, und die Gesellschaft „Wissenschaft im Dialog“ das „Wissenschaftsjahr 2012: Zukunftsprojekt ERDE“ im Sinne der nachhaltigen Entwicklung ausgerufen.
Das „Wissenschaftsjahr“ gibt es bereits seit 2000. Damals stand die Physik im Mittelpunkt des von der Politik vermittelten Dialogs zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Nun geht es um die interdisziplinäre Frage der Nachhaltigkeit: Was kann für den Klimaschutz getan werden? Wie gelingt es, Städte CO2-neutral und energieeffizient (um-) zu gestalten? Ganz allgemein formuliert: Wie hinterlassen wir nachfolgenden Generationen einen lebenswerten Planeten?
Antworten auf diese Fragen sollen in einer Kooperation von Bürgern und Wissenschaft gefunden werden. Dazu eröffneten Annette Schavan als Ministerin des BMBF und Umweltminister Norbert Röttgen zusammen mit Vertretern der „Wissenschaft im Dialog“ GmbH – einem Zusammenschluss der deutschen Wissenschaftsverbände – sowie der 27 teilnehmenden Städte und Gemeinden am 8. Februar in Berlin das Wissenschaftsjahr 2012 (s. Foto). Das BMBF vermittelt dabei „Patenschaften“ zwischen Wissenschaftlern einerseits und Städten und Kommunen andererseits. In den folgenden Monaten erarbeiten die teilnehmenden Gebietskörperschaften gemeinsam mit den Wissenschaftlern im Rahmen des „ZukunftsWerkStadt“ genannten Projekts Ideen dazu, wie Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene verwirklicht werden kann. Zu diesem Zweck gründen sie Diskussionsforen, an denen alle Bürger teilnehmen können. Bis April wählt eine Jury die 15 Städte und Gemeinden mit den besten Vorschlägen für eine nachhaltige Stadtentwicklung aus. Diese werden mit jeweils max. 250.000 EUR gefördert. Auf dem BMBF-Forum für Nachhaltigkeit werden dann im Herbst die Ergebnisse öffentlich vorgestellt und diskutiert.
Zwar stehen den 15 geförderten Städten und Gemeinden über 11.000 Kommunen in Deutschland gegenüber, in denen keine Diskussionen oder gar Projekte zur Nachhaltigkeit angestoßen werden. Doch es bleibt zu hoffen, dass die mit 3,5 Mio. Euro geförderte „ZukunftsWerkStadt“ Pilotcharakter entwickeln wird. Zudem gibt es weitere Aktionen im „Wissenschaftsjahr“: die „SchulKinoWochen“, in denen junge Menschen an die Themen des Wissenschaftsjahres herangeführt werden, den „Girls Day“ zur Förderung weiblichen Nachwuchses in den Naturwissenschaften sowie den „Aktionstag Nachhaltigkeit“ am 4. Juni. Es sind viele kleine Schritte, aber nach einem afrikanischen Sprichwort können sie das Gesicht der Welt verändern – ganz unspektakulär und damit ganz im Sinne der Nachhaltigkeit.