VON LISI WASMER | 05.06.2013 13:39

Symbiotische Permakultur: Sepp Holzer und sein Krameterhof

Manche halten ihn für verrückt, andere für verschroben und manche für einen Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit: Auf seinem Krameterhof betreibt der Österreicher Sepp Holzer eine „Permakultur“. Heilkräuter, Blattsalat und exotische Früchte führen hier ebenso eine gesunde Koexistenz wie Schweine, Schafe und Kühe. Für seinen Ansatz der „Symbiotischen Landbewirtschaftung“ erntet Holzer viel Lob – und nimmt dafür sogar Ärger mit der Justiz in Kauf.

Grauer Vollbart, ein Trachtenhemd, auf dem Kopf einen Schlapphut: Wer sich einen klassischen Landwirt vorstellt, der hat vermutlich ungefähr ein Bild von Sepp Holzer im Kopf. Den Unterschied macht die Multifunktionsweste, mit der er aussieht, als würde er sich gleich auf Forschungssafari begeben. Und ein klein wenig ist es dann auch so, wenn Holzer, gefolgt von einem Fernsehteam, durch die Fauna seines Krameterhofs wandert, hier ein paar Brennnesseln isst, dort über das von monokultureller Bewirtschaftung vorangetriebene Waldsterben spricht.

Michael Aufhauser und sein Gut Aiderbichl

Mit Monokultur hat der Krameterhof nichts zu tun. Holzer betreibt hier nach eigenen Worten eine „symbiotische Permakultur“. Hinter diesem Begriff steht das Konzept „zum Aufbau landwirtschaftlich produktiver Lebensräume“, wie es der Verein für Permakultur in Deutschland auf seiner Website beschreibt. Permakultur integriere ökologisch basierte Entwurfskriterien, die Ethik einer wertorientierten Arbeit und die einmaligen, standortspezifischen Gegebenheiten eines Ortes und seiner Bewohner, heißt es dort weiter. Auf dem Krameterhof sieht das so aus: Karotten wachsen neben chinesischen Kiwis, Weintrauben und Heilkräutern wie Brennnesseln; auf den Weiden zwischen heimischen und tropischen Bäumen fressen Schafe und Ziegen die Äpfel, die von den Bäumen gefallen sind. Fische, Krebse und Muscheln tummeln sich auf insgesamt vier Hektar Tümpeln und Seen.

Keine leichte Natur

Als „symbiotische Landbewirtschaftung“ bezeichnet Holzer diese Mischkultur gegenüber „Servus-TV“. Jede Pflanze profitiere von den anderen Gewächsen in ihrer Umgebung: „Gemeinsam geht’s besser als einsam“. Aber Holzer schlägt auch weniger harmonische Töne an. Er stört sich an Menschen, die in die Natur eingreifen wollen, um etwa höhere Erträge zu erzielen. Wer glaube, er sei klüger als die Natur und er könne beispielsweise durch den Einsatz von Düngermitteln oder Pestiziden etwas verbessern, richte dadurch großen Schaden an.

Und auch mit den Behörden steht Holzer in keinem einfachen Verhältnis. Denn so gerne er die Gesetze der Natur auf seinem Hof frei walten lässt – über einige rechtsstaatliche hat er sich beim Aufbau seines Permakultur-Systems immer wieder bereitwillig hinweggesetzt: „Ich bin der meistbestrafte Bauer von ganz Österreich“, sagt Holzer gegenüber dem Fernsehsender. Von der Fischzucht über die Terrassierung seiner Berghänge bis hin zu den Obstbäumen im Wald: Für nichts davon hat er eine Genehmigung. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass er nicht nur als Permakultur-Papst, sondern bisweilen auch als Agrarrebell betitelt wird.

Was macht er jetzt grad?

Dass seine forsche Art manchmal auf wenig Gegenliebe stößt, ficht Holzer aber nicht an. Die Bewohner des Dorfes in direkter Nachbarschaft zum Krameterhof hätten ihn erst belächelt, dann als verrückt erklärt, erzählt er. Jetzt seien sie nur noch neidisch, weil es für ihn so gut liefe. „Zielstrebig, energisch und selbstbewusst“ nennt ihn sein Sohn mit einem breiten Grinsen. Böse Zungen würden vielleicht behaupten, Sepp Holzer sei ein sturer Exzentriker. Trotzdem, der Erfolg gibt ihm Recht: Inzwischen reist er für Beratungstätigkeiten und Vorträge um die ganze Welt, in Portugal etwa hat er die Entwicklung einer am Permakulturprinzip orientierten Wasserlandschaft betreut.

Den Krameterhof bewirtschaftet seit 2009 sein Sohn, Holzer hat ein neues Projekt. Im südlichen Burgenland hat er es sich gemeinsam mit seiner Frau auf einem stillgelegten Bauernhof eingerichtet. Seit zehn Jahren wurde der nicht mehr bewirtschaftet – genau das richtige für Holzer. Auf seiner Website schreibt er: „Die Arbeit hier macht mir große Freude“. Und weil er nun mal ein zielstrebiger Mann ist, fügt er noch hinzu, sie werde auch dementsprechend erfolgreich sein.