VON NORA GRAF | 24.09.2014 12:20

Beyond Eggs: Das Ei der Zukunft?

Jährlich werden 1,8 Billionen Eier gelegt und die Nachfrage wird noch erheblich steigen. Im Jahr 2050 werden voraussichtlich 9 Milliarden Menschen auf dieser Erde leben. Da schießen einem sofort Gedanken über die jetzt schon mehr als dramatischen Zustände von Hühnern in den unzähligen Legebatterien in den Kopf. Und damit einhergehend auch die wenig klimafreundlichen Umstände, die die Massenproduktion von Eiern nach sich ziehen: Schadstoffemissionen, Wasserverschmutzung, Einsatz von Pestiziden und Herbiziden.


Das US-Unternehmen Hampton Creek Foods hat nun eine Alternative zum Hühnerei entwickelt: Ein künstliches Ei auf Pflanzenbasis, genannt Beyond Eggs. Es soll günstiger und zudem noch nachhaltiger herzustellen sein als das Hühnerei. Geschmack, Nährwert und Back- bzw. Kocheigenschaften sollen dem Original in Nichts nachstehen.

Josh Tetrick, der Gründer des jungen Startups, ist erst 34 Jahre alt, hat aber schon einiges vorzuweisen: Er besitzt einen Abschluß in Jura, hat unter anderem für eine Initiative der Vereinten Nationen in Kenia, Bill Clinton und die liberianische Präsidentin Ellen-Johnson Sirleaf gearbeitet und Straßenkinder in unterschiedlichen afrikanischen Ländern unterrichtet. Vor etwa drei Jahren hat er Hampton Creek Foods zusammen mit seinem Freund Jeff Balk gegründet und seit zwei Jahren befindet sich die Firma im Technik-Mekka Silicon Valley.

Das Ei 2.0 heißt Beyond Eggs und man kann es inzwischen – neben der eifreien Mayonnaise Just Mayo des Unternehmens – in der Supermarktkette Whole Foods in Amerika kaufen. Es handelt sich dabei um ein Pulver, – bis jetzt vor allem für den Back-Bereich – das aus 11 Pflanzen besteht, darunter Bohnen, Erbsen und Hirse. Für dessen Entwicklung hat Josh Tetrick ein Reihe von Spezialisten versammelt: Köche, Biochemiker, Ernährungswissenschaftler, Softwareentwickler. Seit zwei Jahren forschen sie nun und testen jeden Tag dutzende von Pflanzenarten. Inzwischen haben sie etwa 1500 Pflanzen wissenschaftlich untersucht, um dem Original möglichst nahe zu kommen.

Und das scheint den Mitarbeitern auch gelungen zu sein. Sie ließen die mit dem künstlichen Eipulver gebackenen Kekse von unterschiedlichen Leuten testen, darunter auch Bill Gates und Tony Blair. Der Großteil konnte keinen gravierenden Unterschied zu den 'normalen' Keksen erkennen. Manche behaupten sogar, die Kekse mit dem Eipulver schmeckten besser.

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Tetrick ist überzeugt, dass unsere Erde den immensen Verbrauch an tierischen Nahrungsmitteln auf lange Sicht nicht mehr stemmen kann. Die Lebensmittelindustrie muss daher nachhaltigere Alternativen entwickeln – zum Schutz der Tiere und zum Schutz des Klimas. Völlig „ineffizient“ sei die Eierindustrie: Denn etwa 70% der Kosten gehen für das Soja- oder Getreidefutter der Hühner weg. Auch andere Unternehmer sind von dem pflanzlichen Ei-Ersatz überzeugt, wie Bill Gates und der PayPal-Investor Peter Thiel, die Hampton Creek Foods finanziell unterstützen.

Ein weiterer Umstand könnte Beyond Eggs tatsächlich zu einem Massenprodukt werden lassen: Sie sind etwa 19% billiger als Hühnereier. Laut Tetrick ist das künstliche Ei nicht nur ein Ersatz für das tierische, sondern sogar die bessere Alternative. Es ist zum einen gesünder, weil es cholesterin- und glutenfrei ist. Und zum anderen nachhaltiger, da es viel länger haltbar ist und vor allem die klimaschädlichen Umstände der Massentierhaltung wegfallen.

Tetrick und sein Team sind aber noch nicht am Ende. Im Moment arbeiten sie an einer pflanzlichen Masse, die beim Braten zu Rührei wird. Insgesamt klingt das wie eine kleine Revolution in der Lebensmittelproduktion. Bleibt nur zu hoffen, dass die vegane Alternative frei von genmanipulierten Pflanzen bleibt und Beyond Eggs somit ein nachhaltiges Vorbild für andere Lebensmittelhersteller abgibt.