VON SINEM S. | 28.05.2013 12:36

Interview mit Carsten Wagner von noknok

UNI.DE: Können Sie noknok in drei Sätzen beschreiben?

Carsten Wagner: noknok (www.noknok24.de) ist für jeden, der schnell und einfach eine WG oder einen neuen Mitbewohner finden will. Das Besondere an noknok ist, dass wir durch Profile, die wir mit der Hilfe von Facebook erstellen, einen stärkeren Fokus auf die Mitbewohner legen und den gesamten Auswahl- und Bewerbungsprozess vereinfachen. Mit uns kann man bestenfalls schon online und vor dem ersten Treffen entscheiden, ob man in eine WG passt oder nicht, da man einfach einen viel besseren Eindruck von den zukünftigen Mitbewohnern bekommt.


UNI.DE: Sie haben die Mitbegründerin Natascha Wegelin ja schon während Ihres Studiums kennen gelernt. Hätten Sie jemals gedacht, dass sie mal zusammen ein Unternehmen führen würden? Wie kam es zu dieser Geschäftsidee?

Carsten Wagner: Bei uns lief das so ein bisschen nach dem Motto „von der Studenten-WG zum Startup“. Wir haben damals im Studium oft aus Spaß gesagt, dass wir mal etwas zusammen auf die Beine stellen, aber dass dieser Traum so schnell Wirklichkeit wird, hätten wir nicht gedacht. Die Idee zu noknok kam Natascha durch ihre eigenen Erfahrungen bei der WG-Suche: Für ihr kleines und teures WG-Zimmer in Hamburg hat sie über 50 Bewerbungen bekommen und alle hörten sich irgendwie gleich an. Was hat sie intuitiv gemacht? Die Bewerber bei Facebook gesucht, um ein paar Zusatzinformationen zu bekommen, wie ein Foto oder Hobbys und gemeinsame Interessen. Nur leider war das Finden und Einsehen der richtigen Profile viel zu umständlich. Da dachte sie, das muss doch einfacher gehen. Die Idee einer WG-Plattform mit den Vorzügen eines Social Network war geboren. Aus dieser Grundidee haben wir dann noknok konzipiert. Immer mit dem Wissen, dass der bisherige Prozess der WG-Suche an vielen Stellen zu kompliziert war und wir wussten, dass es deutlich einfacher und vor allem auch userfreundlicher geht. Ein paar Wochenenden und Nachtschichten später hatten wir dann ein Konzept, dass wir umsetzen und entwickeln konnten.

Wohnungssuche

WG 2.0

UNI.DE: Wie sehr hat sich die Idee vom Anfang bis jetzt verändert? Musstet Ihr Kompromisse schließen? Wenn ja, welche?

Carsten Wagner: Wie viele Gründer mussten auch wir unser Konzept und unsere Idee im Laufe der Entwicklung anpassen. Am Anfang geht es oft um Schnelligkeit und Schnelligkeit heißt meist Verzicht. Wir wollten innerhalb kürzester Zeit eine erste Version live stellen. Mit dieser konnten wir erste Erfahrungen sammeln, ob unser Konzept aufgeht und angenommen wird. Beispielsweise haben wir am Anfang bewusst auf ein schönes und ausgefeiltes Design verzichtet. Uns war das einfach nicht wichtig und es spielte auch keine große Rolle. Als wir wussten, dass unser Konzept funktioniert, haben wir uns die Zeit genommen, ein ansprechendes Design zu entwickeln. Und so ging es uns nicht nur beim Thema Design. Wir hatten viele Features und Ideen, auf die wir am Anfang bewusst verzichtet haben, einfach damit wir noch schneller mit unserem Portal live sind.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang der Begriff MVP (Minimal Viable Product) und damit die Fragestellung: „Was ist das kleinste Produkt, dass ich brauche, um eine Idee oder ein Konzept zu testen?“ Und somit kann alles, was nicht auf die Kernidee einzahlt am Anfang weggelassen werden. Später nimmt man dann alle Ansätze oder Ideen wieder mit auf und kommt zum gleichen Ergebnis - nur viel schneller.

UNI.DE: Was können Sie Studenten raten, die sich mit einer Idee selbstständig machen wollen?

Carsten Wagner: Ich habe das Gefühl, dass viele die Selbständigkeit eher ins hohe Alter schieben, dabei ist die Zeit während und nach dem Studium perfekt dafür. Daher mein Tipp: Geht raus, knüpft Kontakte, besonders zur zukünftigen Zielgruppe und validiert eure Ideen, Ansätze und Konzepte! Verschwendet keine sechs Monate an der Entwicklung eines „Businessplans“, denn der wird in der Form nie eintreffen. Ärmel hoch und los: machen, machen, machen...das zählt. Am Ende entscheidet der User ob aus eurer Idee etwas wird und auch was aus eurer Idee wird. Das frühe Auseinandersetzen mit der zukünftigen Zielgruppe und das Verstehen derer Bedürfnisse stehen daher an erster Stelle. Auch nicht zu sehr am eigentlichen Konzept festhalten. Jeder sollte sich eine gewisse Flexibilität erhalten. Und ganz wichtig: Habt Spaß und feiert auch die kleinen Erfolge!

UNI.DE: Was sind die weiteren Pläne für die Zukunft? Bleibt noknok ausschließlich auf den deutschsprachigen Raum begrenzt oder wird es auch eine internationale Version geben?

Carsten Wagner: Mittlerweile sind wir seit ca. einem halben Jahr live, haben super Feedback auf die Idee und vor allem auch auf die Umsetzung bekommen, sind mit einem großen WG-Angebot in den meisten Städten vertreten und sind innerhalb kürzester Zeit zu einem der Top 3 WG-Portale in Deutschland geworden. Dieses Tempo wollen wir beibehalten und weiter ausbauen. Derzeit planen wir auch internationale Versionen. Den Anfang dafür haben wir diese Woche mit einer ersten englischen Version von noknok gemacht. Hiermit wollen wir den vielen Erasmus Studenten eine Möglichkeit bieten, ein freies WG-Zimmer in Deutschland zu finden. Im Laufe des Jahres werden wir dann auch in anderen Ländern unseren Service anbieten. Weiterhin arbeiten wir bereits jetzt an neuen Features und Funktionen, die unser Portal weiter ausbauen und ergänzen. Es bleibt also spannend im Hause noknok!

UNI.DE: Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.

Die Fragen stellte Sinem S.