VON NORA GRAF | 11.09.2015 15:30

„Studieren und kassieren“ - Begrüßungsgeld für Studierende

Beim Begrüßungsgeld denken viele wohl zuerst an die Unterstützung, die den Bürgerinnen und Bürgern aus der ehemaligen DDR nach der Wiedervereinigung bei ihrer Einreise in die Bundesrepublik Deutschland gezahlt wurde. Heute, mehr als zwanzig Jahre später, gibt es wieder ein sogenanntes Begrüßungsgeld, diesmal jedoch für Studierende. Doch warum zahlen manche Städte Geld dafür, dass sich junge Menschen für ihre Universität entscheiden?

Magdeburger werden, studieren und kassieren“. Mit diesem Slogan wirbt die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts. Denn wer in Magdeburg studiert und dort den Hauptwohnsitz anmeldet, bekommt ein Willkommensgeschenk von insgesamt 160 Euro. Die Stadt wirbt also um junge Menschen, die aus einer anderen Stadt kommen, damit diese sich in Magdeburg an einer Universität einschreiben und registrieren. Wer vor dem Studium schon gemeldet ist, geht leer aus. Natürlich muss man sich rechtzeitig nach dem Umzug beim Einwohnermeldeamt ummelden. Die Fristen dafür variieren von Stadt zu Stadt.

Magdeburg steht mit diesem Konzept nicht alleine dar. Leipzig, Dresden, Wismar und Kiel zahlen einmalig 150 Euro. In Berlin diskutiert man sogar über eine Erhöhung des Begrüßungsgeldes, das derzeit bei 50 Euro liegt.

Das Geld wird neu verteilt

Überblick

Doch hinter diesem finanziellen Anreiz steckt vielleicht mehr als nur der uneigennützige Gedanke, den Studienanfängern unter die Arme zu greifen. Die Städte erhalten nämlich für jeden gemeldeten Bürger Mittel aus dem Länderfinanzausgleich. Da viele junge Leute, wenn sie wegziehen, ihren ursprünglichen Erstwohnsitz beibehalten oder sich oft auch zu spät ummelden, entgeht den Städten eine Menge Geld. Berlin erhält pro Kopf zum Beispiel 2.500 Euro im Jahr aus dem Finanztopf der Länder.

Nach der Volkszählung im Jahr 2011 wurde bekannt, dass die Hauptstadt 180.000 Einwohner weniger als angenommen hat, womit ihr knapp 500 Millionen Euro entgingen. Eine Einmalzahlung an die jungen Leute ist also durchaus ökonomisch sinnvoll, wenn dadurch jährlich mehr Geld in die Kassen gespült wird. Zumindest für Berlin, ein Nehmerland, das vom Finanzausgleich profitiert – die Geberländer wie Bayern oder Hessen müssen hingegen entsprechend mehr zahlen.

Manche Städte hegen wohl aber tatsächlich die Hoffnung, durch die Unterstützungszahlungen oder die Umzugsprämie, wie das Begrüßungsgeld auch genannt wird, junge Menschen anzulocken, die sonst überhaupt nicht zum Studieren gekommen wären. Wer etwa an der FH Furtwangen studiert, aber im sieben Kilometer entfernten Gütenbach wohnt, erhält 500 Euro, so viel wird nirgendwo sonst in Deutschland gezahlt. Das ist aber sonst eher selten im Süden Deutschlands. Dort bekommen die jungen Leute im besten Fall Sachgeschenke oder Gutscheine, meistens aber überhaupt nichts.

Ausschlaggebend für die Wahl der passenden Universität ist für die zukünftigen Studierenden in erster Linie noch immer die Qualität des Bildungsangebotes der jeweiligen Hochschule vor der wie auch immer gearteten Unterstützung.