VON ANNABELLA MARTINZ | 05.07.2017 13:55

Wenn das Funkeln der Medaille erlischt

Er kam, er sah, er siegte: Doch die Freude hielt nicht lange an. Wenn Spitzensportler ihre Medaillen wieder abgeben müssen, ist die Enttäuschung groß: bei den Sportverbänden, den Organisatoren und nicht zuletzt bei den Fans. Die Dopingkontrollen sind hart geworden, die Verjährungsfrist wurde von 8 auf 10 Jahre angehoben. Und trotzdem scheint Doping weiterhin so attraktiv zu sein, dass es die Spitzensportler in Kauf nehmen, erwischt zu werden.


Aktuell werden 1545 Urin- und Blutproben von den Spielen aus London und Peking mit Hilfe von neuen Analyseverfahren nochmals untersucht – und die Skandale häufen sich. Bisher wurden 101 Dopingfälle aufgedeckt, die meisten in den Disziplinen Gewichtheben und Leichtathletik.

Auch Usain Bolt musste eine seiner neun Goldmedaillen abgeben, weil sein Staffelkollege positiv getestet wurde. Mitgehangen, mitgefangen.

Die Liste der Dopingsubstanzen und -methoden wächst und wächst. Angefangen von Anabolika, über Hormone, bis hin zu Blutdoping – der Verabreichung von Eigen- oder Fremdblut; die Liste der Dopingsubstanzen und –methoden wächst und wird immer ausgefallener. Es hört sich schlimm an, wenn man sich vorstellt, was Spitzensportler in ihre gesunden Körper pumpen, um ihre Leistungen zu maximieren.

Schaut man sich die Ratschläge der nationalen Anti-Doping Agentur Deutschland an, wirkt es auf den ersten Blick so, als sei es nicht einfach, NICHT zu dopen. Sie warnt sogar vor verunreinigten Nahrungsergänzungsmitteln, die gegen das Dopinggesetz verstoßen können.

Viele Sportler stehen unter medizinischer Betreuung, werden mit Mitteln versorgt, die ihre Leistung stärken und ihre Ausdauer fördern sollen.

Dass sich ein Sportler nicht wie der normale Mensch ernähren kann, ist offensichtlich. Durch das viele Training brauchen Spitzensportler einen angepassten Lebens- und Ernährungsstil, damit der natürliche Haushalt des Körpers trotz übermäßigem Sport im Gleichgewicht bleibt. Doch viele Substanzen werden nicht zur Regeneration des Körpers eingesetzt, sondern zur Leistungssteigerung; und das auch noch mit Hilfe der Förderung von Ärzten.

Gewinner oder Verlierer

Der brasilianische Arzt Julio Cesar Alves kam nun wieder in Verruf, Topsportler, darunter Roberto Carlos, gedopt zu haben. Eine Undercover-Aktion der ARD, bei dem sich Mitglieder der Dopingredaktion als Sportmanager ausgaben, deckten Alves Machenschaften auf. Mit versteckter Kamera filmte das Team, wie der Dopingarzt nicht nur aus dem Nähkästchen plauderte und erzählte, dass er „die Oberschenkel von Roberto Carlos zu dem gemacht [habe], was sie heute sind“, sondern verschrieb den vermeintlichen Sportmanagern auch noch Dopingmittel in Hormonform, die auf der Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur zu finden sind. Ob der Spitzenfußballer Roberto Carlos tatsächlich auch zum Patientenstamm gehörte, ist noch ungeklärt. Dieser stritt die Vorwürfe ab, einige Indizien bleiben im Raum stehen.

Obwohl die ehemalige Spitzenläuferin Eliane Pereira öffentlich bekundete, einen Dopingtest mit Hilfe der Tipps von Julio Cesar Alves manipuliert zu haben, praktiziert der Arzt weiter. Weil der keinem Sportverband angehört, kann auch kein sportdisziplinarisches Verfahren angesetzt werden.

Doch der Kampf geht weiter: im Ring, auf dem Feld und auch im Gerichtssaal.