Anfang des vergangenen Jahres sorgte der Journalist Willi Germund für Aufsehen, als er öffentlich über seine illegal gekaufte Niere schrieb. Er erzählte, wie es ist, dem eigenen Tod entgegen zu blicken, den raschen Niedergang des eigenen Körpers mit zu verfolgen und jeden Tag Angst und Verzweiflung wachsen zu spüren. Die Wartezeiten für Spendernieren sind lang; Willi Germund beschloss daher, eine illegale Niere im Ausland zu kaufen und sich transplantieren zu lassen.
Germunds Leiden ist keine Seltenheit, rund 8.000 Menschen warten allein in Deutschland auf eine Spenderniere, die Wartezeit liegt im Schnitt bei sechs bis sieben Jahren. Eine oft zu lange Zeit, denn dysfunktionale Nieren besiegeln ein schleichend tödliches Schicksal. Dieser traurige Nährboden für Verzweiflung und Angst ist für mit Organen Handelnde die Basis ihres lukrativen Geschäfts. Eine neue Niere etwa kostet auftraggebende Kranke in der Regel einen sechsstelligen Betrag, während Spendende davon oft nur einige hundert oder wenige tausend Euro sehen. Der Rest des Geldes wandert in die Taschen der Vermittelnden, landet als Schmiergeld bei der Polizei, bei Ärzten und Ärztinnen, die die Organe verpflanzen und in Krankenhäusern, die reiche Leute mit kurzen Wartezeiten für eine Spende „anlocken“ wollen.
Transplantiert China mehr Organe, als dort gespendet werden?
China transplantiert am zweithäufigsten Organe auf der ganzen Welt (nach den USA). Dabei kam schon öfter die Frage auf, wie die vielen benötigten Organe dort überhaupt beschafft werden können. Bis zu 60 Prozent der dort entnommenen und transplantierten Organe stammen mutmaßlich von hingerichteten Häftlingen. Der Vorwurf gegen die chinesische Regierung ist hart: Schon verhältnismäßig geringe Vergehen wie Benzindiebstahl würden mit der Todesstrafe geahndet um potentielle „Organspender“ zu sammeln. Die Verurteilten werden irgendwann „nach Bedarf“ in sogenannten Todesvans per Kopfschuss oder Injektion getötet und ihrer Organe beraubt. Denn: China zwingt Menschen schon bei ihrer Inhaftierung zur schriftlichen Einwilligung, dass all ihre brauchbaren Organe nach der Exekution entnommen werden dürfen. So hält sich die Regierung quasi Nieren und Herzen auf Abruf, Krankenhäuser können mit extrem kurzen Wartezeiten von nur drei Wochen werben. In ihrer aussichtslosen Lage und Abhängigkeit kann auf die Inhaftierten leicht Druck ausgeübt werden, damit sie sich „freiwillig“ zur Organspende bereit erklären.
In Ländern wie Nigeria ist der Organraub auf andere Weise systematisiert: Handelnde verkaufen Nieren oder Netzhaut quasi auf Bestellung. Sie entführen Frauen, vergewaltigen sie und halten sie bis zur Geburt ihres Kindes gefangen. In „Babyfabriken“, getarnte Waisenhäuser oder Geburtskliniken, werden die Neugeborenen dann entweder weiterverkauft für Zwangsarbeit oder Prostitution oder direkt ausgeweidet – um die 3.000 Euro sei der übliche Preis für ein einzelnes Kind. Teilweise werden ungewollt schwangere Frauen mit einer Abtreibung gelockt und dann doch bis zur Geburt gefangen gehalten, andere Frauen verkaufen geplant ihr Neugeborenes.