VON C.V.A. | 06.02.2013 12:13

Überfischung - Das Meer im Ungleichgewicht

Die Überfischung der Meere ist eines der vielen Umweltprobleme, die uns heute zu schaffen machen. Gütesiegel wie die des Marine Stewardship Council (MSC) für Nachhaltigkeit signalisieren dem Käufer Fischware aus nachhaltigen Beständen. Doch wie wirksam ist die nachhaltige Fischerei wirklich? Geht die Überfischung trotzdem weiter?


Problem der Überfischung

Überfischung bezeichnet eine exzessive Verringerung des Fischbestandes in einem Fanggebiet. Es werden mehr Fische gefangen als nachwachsen können.

Momentan gelten 30 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände als überfischt und 57 Prozent als maximal ausgenutzt. In Europa sind sogar 47 Prozent der Bestände überfischt. Die Ausbeutung der Fische ist eine der größten Bedrohungen für das Gleichgewicht des Ökosystems Meer. Die natürliche Nahrungskette wird durch das Fehlen der Fische gewaltsam unterbrochen. Wenn die großen, beliebten Fische zu stark dezimiert werden, weicht man auf kleinere aus, die eigentlich das Futter der größeren Fische sind.

Man spricht hierbei auch von „fishing down the web“.

Ein großes Problem sind auch die Fangmethoden. Große Grundschleppnetze zerstören Flora und Fauna des Meeres und zahlreiche Tierarten leiden als Beifang unter den Fangmethoden. Mit nachhaltiger Fischerei versucht man diesem Problem entgegenzutreten.

Was kann man tun?

Du bist, was du isst?

Die Europäische Union hat eine Reform zur nachhaltigen Fischerei beschlossen.

Wer beim Einkauf Fisch aus nachhaltigem Angebot bevorzugt, macht zumindest einen Schritt in die richtige Richtung. Es gibt Empfehlungen, welche Fische man momentan meiden sollte und welche eher ohne Bedenken gekauft werden können. Auf der Webseite der Organisation World Wildlife Fund (WWF) findet man eine Liste dazu. Wenn man darüber hinaus einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten möchte, sollte man auf besonders belastete Fische wie beispielsweise Lachs, Makrelen, Doraden und Kabeljau weitgehend verzichten. Auch Hummer, Eismeergarnelen und Aale sollten vom Speiseplan verschwinden. Speziellere Informationen zu Fischbeständen findet man auch auf der Seite des Instituts für Ostseefischerei.

Kritik an MSC

Obwohl Organisationen wie WWF Fischprodukte mit dem MSC Siegel für Nachhaltigkeit empfehlen, wird es von anderen Umweltorganisationen wiederum kritisiert. Greenpeace empfiehlt MSC Fischware nur in Ausnahmefällen, da sie sich im Allgemeinen gegen die Grundschleppnetzfischerei positionieren, die bei MSC geprüften Beständen aber teilweise benutzt wird. Durch Grundschleppnetzfischerei wir der Meeresboden beschädigt. Die Riesennetze, die oftmals mit schweren Eisenplatten versehen sind pflügen über den Boden und können die empfindliche Meeresgrund zerstören. Korallenriffe sind hier chancenlos - sie brauchen oftmals Jahrzehnte um sich wieder regenerieren zu können. Greenpeace vergleicht dieses Vorgehen mit dem Kahlschlag der Urwälder. In den riesigen Schleppnetzen verfangen sich oftmals auch andere Fischarten. Der sogenannte Beifang wird schwer verletzt wieder ins Meer zurückgeworfen. Zum Beifang gehören auch Wale, Delfine, Robben und Meeresschildkröten.

Laut einer Studie können Verbraucher dem blauen Siegel allerdings vertrauen. Die von MSC zertifizierten Bestände sind laut dieser in den letzten zehn Jahren um 46% gewachsen. Beim Einkauf kann man sich auch an anderen Siegeln für Nachhaltigkeit orientieren. Die Organisation SAFE benutzt nur Fangmethoden für Thunfische, bei denen keine Delfine getötet werden können und verzichtet auf Treibnetze. Das FOS - Siegel findet man auf Produkten die ohne Beifang gefangen wurden und aus Fischbeständen die als nicht gefährdet gelten.

Wer einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten will, muss also nicht zwangsläufig auf Fisch verzichten. Sich über überfischte Bestände informieren und eine Sensibilität für das Thema entwickeln, ist jedoch unabdingbar um einen Teil zum Schutz der Meere beizutragen.