VON LISI WASMER
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18.07.2013 14:55
Die Psychologie nachhaltigen Denkens
Wir leben in einer Konsumgesellschaft. Wir verschwenden Ressourcen. Wir schaden der Erde und damit uns selbst, weil sie den Belastungen aufgrund unserer Produktions- und Lebensweise auf Dauer nicht gewachsen sein kann. Nachhaltigkeit zählt schon lange zu den größten Herausforderungen, mit denen sich früh wie spät entwickelte Industrienationen konfrontiert sehen. Die Frage ist nur: Wie schaffen wir Nachhaltigkeit? Wie überzeuge ich den Einzelnen von einem nachhaltigen Lebensstil? Das „Denkwerk Zukunft“ setzt auf die Aktivierung psychischer Ressourcen zur Förderung von subjektivem Wohlbefinden. Denn Zufriedenheit hat nicht immer etwas mit Konsum zu tun.
„Denkwerk Zukunft“, Stiftung kulturelle Erneuerung, wurde 2007 mit dem Ziel einer Erneuerung der westlichen Kultur gegründet. Zukunfts- und verallgemeinerungsfähig soll sie werden, heißt es auf der Website der Stiftung. Hierzu benötige man jedoch zunächst ein grundlegendes Umdenken in der Gesellschaft, ein verändertes Verständnis von Kultur im Allgemeinen und zugleich konkrete Anregungen für Kollektive wie auch Einzelpersonen.
Konsumverzicht und Produktionsrückgang
Niko Peach und seine Postwachstumsökonomie
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In ihrem Memorandum „
Psychische Ressourcen zur Förderung nachhaltiger Lebensstile“, das Mitte Juni 2013 veröffentlicht wurde, identifiziert die Stiftung drei Grundvoraussetzungen für subjektives Wohlbefinden: Hedonismus, Zielerreichung und Sinnhaftigkeit. Gleichzeitig sollen Ansatzpunkte und Anwendungsfelder zur Aktivierung dieser Ressourcen aufgezeigt werden. Denn das Hauptziel der Stiftung liegt darin, die Bereitschaft zur Nachhaltigkeit zu steigern, in der Gesellschaft wie auch beim Individuum. Und das funktioniere nur über eine Erhöhung des subjektiven Wohlbefindens.
Genuss-Ziel-Sinn-Strategie: zufrieden in die Zukunft
Ansatzpunkte hierfür stammen aus der sozial-ökologischen Forschung, der Umweltpsychologie, der Salutogenese sowie der Ressourcenorientierten Beratung. Es geht um Genussfähigkeit, also der Fähigkeit, Sinneserfahrungen positiv zu erleben. Erlebnisqualität statt –quantität. Selbstakzeptanz und das Bewusstsein von Selbstwirksamkeit stehen im Zielkontext als wichtige Faktoren für Zufriedenheit. Bleibt noch die Sinnhaftigkeit, die über Achtsamkeit, Solidarität und Sinngebung gefördert werden soll. Wer all diese Ressourcen aktiviert, wird letzten Endes auch einen nachhaltigen Lebensstil pflegen, so die Theorie von „Denkwerk Zukunft“.
Herzberg und die Nachhaltigkeit
Dass das nicht einfach nur aus der Luft gegriffen ist, zeigt ein Blick in die Fachliteratur. Im Bereich der Medizin beispielsweise wird schon lange auf die Wichtigkeit der positiven Psychologie und Gesundheitsförderung zur Erreichung subjektiver Zufriedenheit und somit Gesundheit gepocht. Weil der Ansatz mit herkömmlichen schulmedizinischen Methoden jedoch nicht viel gemeinsam hat (hier geht es immer noch um Symptom- und Krankheitsbekämpfung, nicht um Gesundheitsförderung: Pathogenese gegen Salutogenese), herrscht hier oft noch viel Skepsis vor.
Ein anderes Beispiel kommt aus dem Marketing, beziehungsweise dem Personalmanagement: Vor dem Hintergrund der Frage, wie man seine Mitarbeiter am besten motiviert, wird hier gerne auf
Herzberg und seine Zwei-Faktoren-Theorie eingegangen. Motivatoren fördern persönliche Zufriedenheit und damit die Motivation. Hygienefaktoren aber, zu denen auch finanzieller Wohlstand im weiteren Sinne zählt, haben keinen direkt motivierenden Effekt. Sie sind schlicht die Voraussetzung für das „Nicht-Unzufrieden-Sein“. Analog könnten materielle Güter und Konsum also als Hygienefaktoren angesehen werden, subjektives Wohlbefinden aber als wirksamer Motivator für mehr Nachhaltigkeit für Individuum und Gesellschaft.