„Nach der Steinzeit, der Bronze- und der Eisenzeit haben wir jetzt die Plastikzeit.“ So lapidar beschreibt der österreichische Regisseur Werner Boote in seinem neuen Film „Plastic Planet“ einen Epochenwandel, der erhebliche Folgen für Mensch und Umwelt hat. Etwa 250 Mio. Tonnen Kunststoffe werden jährlich weltweit produziert. Im Alltag merkt jeder anhand der vielen aus organischen Molekülen synthetisch hergestellten Gebrauchsgegenstände, wie nützlich die verschiedenen Kunstfasern, -harze und anderen Stoffe sind. Doch obwohl es in der Regel keine Wechselwirkungen zwischen synthetischen Polymeren und Lebewesen gibt, stellt Plastik eine ernstzunehmende Gefahr für Umwelt und Gesundheit dar.
Bootes Dokumentation beleuchtet in erster Linie die Probleme, die Plastikmüll bereitet. Manche davon überraschen: So mussten und müssen Filmteams, die in der Wüste Streifen wie „Gladiator“ oder „Star Wars“ drehen, oft erst einmal den dort vorgefundenen Müll wegräumen. Viel schlimmer ist der Kunststoffeintrag über die Flüsse ins Meer. Die verschiedenen Teile sammeln sich in bestimmten Regionen der Ozeane, zum Beispiel im Nordpazifikwirbel, der seit der Entdeckung dieses Phänomens im Jahr 1997 auch „Great Pacific Garbage Patch“ („Großer pazifischer Müllfleck“) genannt wird. Fische und Seevögel verschlucken oft die größeren Kunststoffstücke; sie fühlen sich dann satt und verhungern mit vollem Magen. Andere sterben an inneren Blutungen, die der verschluckte Kunststoff verursacht, oder strangulieren sich mit Plastik. Aber auch nachdem die Wellen den Müll zu mikroskopisch kleinen Partikeln zerrieben haben, besteht weiterhin Gefahr: Über Planktonfresser gelangen die Teilchen in die Nahrungskette. Bereits heute schwimmen in den Weltmeeren mehr Plastikteilchen als Kleinstlebewesen. So sammeln sich giftige Stoffe letztlich auch im menschlichen Körper an und können dort u.a. Unfruchtbarkeit auslösen.
Wenn man daher weder auf die Vorteile synthetischer Stoffe verzichten noch der Umweltverschmutzung und der Gesundheitsgefährdung durch Plastik tatenlos zusehen will, müssen neben dem Recycling andere Wege zur Müllvermeidung gefunden werden. Die Entwicklung leichter biologisch abbaubarer Kunststoffe gehören ebenso dazu wie ein Pilotprojekt, das im Jahr 2006 in Livorno in der Toskana gestartet wurde: Dort kauft die Nichtregierungs-Organisation „Green Ocean“ den Fischern Plastikmüll ab, den diese zum Beispiel als Beifang aus dem Meer gefischt haben. Die Plastikzeit wird wohl erst zu Ende gehen, wenn die Erdölvorräte erschöpft sind – ihre unerwünschten Nebeneffekte können wir schon heute bekämpfen.