VON LISI WASMER
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17.05.2013 13:28
Glowing Plants: Die helle Seite der Macht – Nachhaltigkeit per Genmanipulation
Es ist noch keine fünf Jahre her, da brachen für die Europäische Union sprichwörtlich dunkle Zeiten an: Die von vielen heißgeliebte Glühbirne verschwand aus den Regalen der Elektromärkte, die EU-Kommission veranlasste ein Herstellungs- und Vertriebsverbot zugunsten der Energiesparlampen. Aber auch deren Zeit könnte in naher Zukunft schon wieder abgelaufen sein. Forscher in den USA arbeiten derzeit mit Hochdruck an der Entwicklung biolumineszenter Pflanzen.
Dass Forschung beileibe nicht langweilig und Nerds nicht unbedingt uncool sein müssen wissen wir spätestens seit dem Start der Fernsehserie „The Big Bang Theory“. Woran Antony Evans gemeinsam mit seinen Kollegen Omri Amirav-Drory und Kyle Taylor von „Glowing Plant“ arbeitet, klingt stark nach einem neuen Science Fiction Blockbuster: Mit Hilfe von Genmanipulation will es das US-amerikanische Forscherteam schaffen, Pflanzen zum Leuchten zu bringen und so auf längere Sicht die Leuchtmittelindustrie zu revolutionieren.
Wie soll das gehen?
Baukastenprinzip Leben
Die synthetische Biologie und ihre Möglichkeiten
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Wie es in der Genforschung häufig der Fall ist, bedienen sich die drei dabei bereits in der Natur vorhandener Anlagen. Glühwürmchen etwa, einige Bakterien und Pilzarten sind in der Lage, mittels bestimmter Enzyme den in ihren Zellen vorrätigen Zucker in Licht umzuwandeln. Diese Luciferase-Enzyme sind es, auf die es die Forscher abgesehen haben. Über die sogenannte Gen-Transformation werden sie in die Pflanzenzellen „injiziert“, es entstehen biosynthetische „Glühpflänzchen“ mit neuer DNS.
Der große Vorteil, den die Biolumineszenz gegenüber herkömmlichen Leuchtmitteln hat, ist ihre Energieeffizienz. Der Wirkungsgrad bei natürlichen Lebewesen wie etwa den E-coli-Bakterien beträgt nahezu hundert Prozent. Das heißt, fast die gesamte umgewandelte Energie wird in Licht umgesetzt, kaum etwas davon in Wärmestrahlung. Und genau die Energieeffizienz war auch der Grund, warum herkömmliche Glühbirnen sich 2009 der Energiesparlampe ergeben mussten.
Wer soll das zahlen?
Nun ist es so, dass Genforschung nicht gerade ein kostengünstiges Vergnügen ist. Für das Übersetzen und Übertragen der notwendigen Sequenzen in das Genom der Pflanzen brauchen die Wissenschaftler teure Materialien, die sie sich nicht ohne weiteres leisten können. Um ihre Unabhängigkeit von institutionellen Finanzierungspartnern zu erhalten, haben sich Evans und seine Kollegen deshalb über die Crowdfunding-Plattform „
Kickstarter“ auf die Suche nach privaten Kleinanlegern begeben. Im Austausch gegen kleine Gimmicks wie biolumineszente Pflanzensamen sammeln sie Geld für ihr Projekt – und das mit Erfolg. Ihr ursprüngliches Kapitalziel von 65.000 US-Dollar konnten sie inzwischen mehr als verdreifachen.
Wo soll das hinführen?
Wer aber glaubt, dass er schon morgen seine Leselampe gegen einen leuchtenden Kaktus eintauschen kann, den müssen die Forscher enttäuschen: Momentan ist die Leuchtkraft ihrer Pflänzchen noch zu schwach, um herkömmlichen Leuchtmitteln das Wasser zu reichen. Es sei aber nur eine Frage der Zeit, bis auch diese Hürde genommen sein wird, so Evans in einem
Interview mit dem Online-Wissenschaftsmagazin „DNews“. Tatsächlich haben es Studenten der University of Cambridge bereits geschafft, genetische Komponenten herzustellen, mit denen – einmal ins Genom eingesetzt – Pflanzen mit beeindruckender Leuchtkraft und sogar verschiedenen Lichtfarben gezüchtet werden können.
Natürlich darf bei all der Euphorie um dieses Forschungsprojekt nicht vergessen werden, dass Genmanipulation, egal in welcher Form, immer auch ein ethisches Konfliktpotential in sich birgt. Trotzdem muss niemand Angst vor außer Kontrolle geratenen Mutantenpflanzen haben. Aufgrund des veränderten Genoms seien ihre Glühpflänzchen evolutionär gesehen gar nicht überlebensfähig, so Amirav-Drory im bereits erwähnten Gespräch mit „DNews“. Ohne menschliches Zutun würden sie aussterben, die Verantwortung bleibe also stets in der Hand der Wissenschaft.
Man kann sich also getrost zurücklehnen, sich von den verrückten Möglichkeiten der Biogenetik erstaunen lassen und davon träumen, den nächsten Biergartenabend vielleicht schon bald im Schein eines Kastanienbaums zu genießen.