Konventionelle Zeitschriften immer teurer
Klingt nerdig, aber ich bin sehr froh, dass es den Datenbankenservice meiner Unibibliothek gibt. Bin ich nicht im Uniserver eingeloggt und suche nach Artikeln für Hausarbeiten, kommt irgendwann immer die penetrante Meldung „Zugriff prüfen“ oder „Zahlen Sie pro Artikel nur xy Euro“. Was für eine Wohltat ist es dann, wenn ich mich mit meiner Unikennung bei der Bibliothek anmelden und fast auf alles sofort zugreifen kann. Ich habe mich eigentlich nie gefragt was sowas kostet und bin immer – ein wenig naiv – davon ausgegangen, dass die Unibibliothek die Zugänge bestimmt umsonst bekommt. Wahrscheinlich, weil für uns Studierende in der Uni ohnehin fast alles umsonst ist und wenn man mal etwas zahlen muss, dann ist es meist nicht viel. Nun habe ich angefangen, zum Thema Open Access zu recherchieren und meine heile Welt bricht zusammen. Die Open-Access-Bewegung hat nämlich ihren Ursprung in der Zeitschriftenkrise in der Mitte der 1990er Jahre, als Zeitschriften für Naturwissenschaft, Technik und Medizin immer teurer wurden und die Etats von Bibliotheken immer geringer. Die Folge: Bibliotheken bestellten Abonnements ab, was wiederum die Zeitschriften noch teurer machte, weil die Einnahmen der Verlage sanken.
Viele Käufer, wenige Verlage
Das britische Unterhaus legte 2004 einen Report vor, in welchem man das Problem damit erklärte, dass es viele Kunden, wie zum Beispiel Bibliotheken, gibt, aber nur wenige Wissenschaftsverlage. Diese können so einfacher die Preise diktieren, da die Konkurrenz gering ist. So lagen 2003 66,4 Prozent des globalen Marktes für Zeitschriften für Naturwissenschaft, Technik und Medizin in den Händen von nur acht Zeitschriftenkonzernen. Marktführer Reed Elsevier allein hatte daran 28,2 Prozent. Fördernd zu dieser ungleichen Verteilung kommt noch das Prestige von gewissen Zeitschriften. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wissen in der Regel ganz genau, welche Fachzeitschriften relevante und wichtige Artikel zu gewissen Schwerpunkten veröffentlichen und so wissenschaftliche Debatten bestimmen. Umgekehrt wollen auch sie publizieren und gelesen werden, um innerhalb ihres Schwerpunkts einen Beitrag zu leisten. Dementsprechend richten sie sich meist nach den bekanntesten Blättern aus. So können dann diese Fachzeitschriften saftige Abo-Preise durch ihre Monopolstellung verlangen.
Staatlich gefördert = kostenlos verfügbar!
Was folgt daraus? Den Zugriff auf einschlägige Zeitschriften haben nur jene, die es sich leisten können oder die einem Netzwerk angehören, das die Zugangsrechte für sie bereitstellt. Und: Dass öffentlich gefördertes Wissen durch überzogene Preisregulierungen von Konzernen zurückgehalten werden kann. Die Open-Access-Bewegung steuert dagegen an und fordert, dass wissenschaftliche Veröffentlichungen, die Ergebnisse von staatlich geförderter Forschung sind, auch kostenlos verfügbar sein sollen und nicht zurückgekauft werden müssen. Die Vorstellung ist, dass durch einen ungehinderten Wissensfluss wissenschaftliche Forschung besser wird und Erkenntnisse nicht in der Universität verschlossen bleiben, sondern in die Gesellschaft vordringen. Mittlerweile wird Open Access vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und vielen deutschen Forschungseinrichtungen wie zum Beispiel der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder der Leibniz-Gemeinschaft unterstützt und gefördert. Das heißt, dass Forschungsergebnisse aus diesen Gemeinschaften im Open Access bestenfalls digital und vor allem umsonst bereitgestellt werden.