VON MAXIMILIAN REICHLIN | 08.02.2016 14:44

Wer hat, dem wird gegeben - Imboden-Kommission schlägt neuen Kurs für Exzellenzinitiative vor

Im Januar hat die Evaluierungskommission der deutschen Exzellenzinitiative ihren Abschlussbericht über die vergangenen beiden Projektphasen vorgelegt: Die Förderung von Universitäten durch Bund und Länder sei demnach gelungen. Trotzdem sollen für die geplante nächste Projektphase einige Neuerungen eingeführt werden, die aktuell noch für Diskussionsstoff sorgen: So sollen die Universitäten, die ohnehin bereits durch die Initiative gefördert wurden, in den kommenden Jahren noch mehr Geld in Form von jährlichen Prämien erhalten. Aus Politik und Wissenschaft kommt Kritik an der Exzellenzinitiative.

Ende Januar hat die Imboden-Kommission zur Evaluierung der deutschen Exzellenzinitiative ihren Abschlussbericht vorgelegt. Die Kommission unter der Leitung des Schweizer Physikers Dieter Imboden erachtet die bisherige Förderung deutscher Universitäten und Hochschulen im Großen und Ganzen als gelungen. Auf Basis dieser Einschätzung sind sich Bund und Länder einig: Die Exzellenzinitiative soll bis 2028 fortgeführt werden. Rund fünf Milliarden Euro stehen für die Förderung der Universitäten zur Verfügung. Gleichzeitig ist man sich in der Politik allerdings noch nicht einig darüber, wie die Förderung in der Exzellenzinitiative ab 2018 aussehen soll. Bildungsministerin Johanna Wanka hat sich bisher noch nicht klar über die Zukunft des Projekts geäußert.

Neues Konzept: Bereits geförderte Unis sollen noch mehr Geld bekommen

Was die Entscheidung aktuell noch erschwert: Die Imboden-Kommission schlägt radikale Neuerungen am Konzept der Initiative vor: Statt wie bisher in drei, sollen deutsche Universitäten nur noch in einer Förderlinie unterstützt werden, den sogenannten Exzellenzclustern. Außerdem sollen die aktuellen Spitzenuniversitäten doppelt belohnt werden. Diese würden dann nicht, wie in den vergangenen zwei Phasen der Exzellenzinitiative, für eingereichte Neuanträge gefördert, sondern für die bereits umgesetzten Projekte zusätzlich prämiert werden. Zu den elf Universitäten, die aktuell den Titel „Elite-Universität“ tragen dürfen, zählen beispielsweise die Ludwig-Maximilians-Universität München, die Humboldt-Universität Berlin oder die Technische Universität Dresden.

Imboden will mit diesen neuen Ideen zwei Dinge erreichen. Zum Einen soll der Wissenschaftsbetrieb differenzierter werden, Universitäten also unterschiedliche wissenschaftliche Schwerpunkte setzen. In einem Interview mit der Zeit kritisiert er, dass zu viele deutsche Hochschulen am Konzept der „Volluniversität“ festhingen, anstatt sich auf das zu konzentrieren, was sie wirklich gut können. Zum Zweiten will Imboden den Universitäten, die sich bislang bereits als „exzellent“ etabliert haben, die finanzielle Möglichkeit geben, ihren Status zu halten: „Universitäten können sich nicht alle paar Jahre ein neues Zukunftskonzept ausdenken. Past merits sind gute Indikatoren für Exzellenz.“ Aus diesem Grund sollen die zehn besten Universitäten in Deutschland in Zukunft mit jährlichen Prämien gefördert werden.

Vorschläge polarisieren – Eine Entscheidung steht noch aus

Aus dem politischen Lager kommt Kritik an dieser Neuerung. Oliver Kaczmarek, stellvertretender bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, meldet im Gespräch mit der taz Zweifel an: „Ich bin mir nicht sicher, ob das Prämienmodell das richtige ist. Wir wollen kein Modell, das Fördergeld nur auf einige wenige Etablierte verteilt.“ Andere Experten, wie Andreas Keller von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), kritisieren dagegen die Exzellenzinitiative als solche. Dadurch, dass sich die prämierten Universitäten vordergründig auf kurzfristige Projektarbeiten konzentrieren, um damit für die Förderung in Frage zu kommen, werde an den Universitäten die Praxis der befristeten Arbeitsverträge voran getrieben: „Die Projektfinanzierung der Exzellenzinitiative verstärkt die prekären Arbeitsbedingungen an den Universitäten.“ Aktuell sind im Schnitt neun von zehn wissenschaftlichen Mitarbeitern in der Forschung befristet angestellt.

Unzufrieden mit dem Studienort?

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) drängt indes auf eine schnelle Entscheidung seitens der Politik. Ob und in welchem Umfang sich die Vorschläge der Imboden-Kommission durchsetzen können, wird spätestens im April entschieden. Bis dahin will sich die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz, in der auch Bund und Länder vertreten sind, auf Details zur neuen Phase der Exzellenzinitiative geeinigt haben. Klar ist aktuell nur, dass die Fördergelder der laufenden Phase noch bis 2019 weiter ausgeschüttet werden sollen, und dass die Laufzeit der bereits bewilligten Forschungsprojekte erhöht werden soll. Sieben bis acht Jahre werden die Exzellenzcluster der letzten beiden Projektphasen dann gefördert.

Über die Exzellenzinitiative

Die Exzellenzinitiative wurde im Jahr 2005 von der damaligen Bundesbildungsministerin Edelgard Buhlmann ins Leben gerufen. Im Grunde ist sie als Wettbewerb konzipiert, in dem sich deutsche Universitäten durch herausragende Leistungen im wissenschaftlichen Bereich profilieren sollen, und dafür finanziell gefördert werden. Prämien gab es dabei bisher in drei Bereichen. Erstens: für Graduiertenschulen, an denen der wissenschaftliche Nachwuchs ausgebildet wird. Zweitens: für themenbezogene Forschungsprojekte, sogenannte „Exzellenzcluster“. Drittens: für die „Zukunftskonzepte“, in denen die zukünftige Entwicklung und Zielrichtung der gesamten Universität begründet liegt. Die Lehre der Studierenden oder deren Betreuung fließt dagegen nicht in die Bewertung für die Exzellenzinitiative ein.

Die Entscheidung über die Aufnahme in die Exzellenzinitiative sowie über die Förderung liegt bei einem Gremium, das aus Mitgliedern der DFG und des Wissenschaftsrates besteht. Die Gelder für Förderung stammen aus einem Topf, der sich zu drei Vierteln aus Geldern des Bundes und zu einem Viertel aus Geldern des jeweiligen Bundeslandes zusammensetzt. Bis zum Ende der aktuellen Projektphase werden insgesamt 4,6 Milliarden Euro an die prämierten Universitäten und Hochschulen ausgeschüttet worden sein.