VON DAVID SEITZ | 20.03.2012 15:46

Equal Pay Day – geballte Kraft gegen die Lohnkluft zwischen Mann und Frau

Frauen verdienen weniger als Männer. Das ist keine leere Phrase, sondern eine nachgewiesene Tatsache: Der Bruttostundenverdienst von deutschen Frauen lag nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2011 23% niedriger als der deutscher Männer.

Im europäischen Vergleich steht Deutschland damit an letzter Stelle – nirgends ist der sogenannte „Gender Pay Gap“ so groß wie in der Bundesrepublik. Doch die Lohnkluft zwischen Männern und Frauen ist ein weltweites Problem, gegen das sich seit vielen Jahren gebündelter Widerstand regt: In Form von Aktionsbündnissen und nicht zuletzt dem sogenannten „Equal Pay Day,“ den es seit 5 Jahren auch in Deutschland gibt. Denn: Entgeltgleichheit existiert nur in der Theorie.

Equal Pay Day: Aus den USA nach Deutschland

Gleichstellung

Am 23. März - dem Equal Pay Day, auch Aktionstag für Entgeltgleichheit genannt - werden Frauen und Männer in vielen deutschen Städten wieder ihre Missgunst gegenüber den ungleichen Lohnverhältnissen zum Ausdruck bringen. Geplant sind Kundgebungen, Flashmobs, Podiumsdiskussionen und andere Aktivitäten, die die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die mangelnde Entgeltgleichheit richten sollen. Zentrales Accessoire bei den Aufmärschen werden die charakteristisch roten Taschen sein. Sie stehen stellvertretend für die roten Zahlen der weiblichen Lohnsituation. Seinen Ursprung hat der Equal Pay Day, wie auch seine Begleiterscheinung, die roten Tasche, in den USA. Das amerikanische Netzwerk der Business and Professional Women initiierte dort bereits im Jahr 1988 eine Kampagne um die Missverhältnisse der Entgeltgleichheit anzuprangern – damals noch mit roten Geldbörsen. Bereits 1963 hatte in den USA der Equal Pay Act die finanzielle Benachteiligung von Frauen, aufgrund ihres Geschlechts, verboten. Aus einer jahrzehntelangen US-Bewegung heraus schwappte die Initiative auch nach Deutschland, wo der Equal Pay Day - getragen durch die deutschen Business and Professional Women - seit 2008 einen stetigen Zuwachs an Befürwortern verzeichnet.

Dass der 23. März als Equal Pay Day ausgewählt wurde ist kein Zufall. Die Zeitspanne von Beginn des Jahres, bis hin zu diesem Tag, entspricht der Zeit, die Frauen zusätzlich arbeiten müssten, um auf das selbe Jahresgehalt wie männliche Arbeitnehmer zu kommen. Das exakte Datum des Equal Pay Day wird in Deutschland dementsprechend Jahr für Jahr neu berechnet - in den vergangenen Jahren fand der Aktionstag immer Ende März statt. Auch in vielen anderen europäischen Ländern existiert ein Equal Pay Day, doch nicht überall zur gleichen Zeit. In Österreich markiert der Aktionstag zur Entgeltgleichheit beispielsweise den Punkt, an dem Männer im Durchschnitt genauso viel verdient haben, wie Frauen, die das ganze Jahr über arbeiten.

Strukturelle Unterschiede als Hauptursache für fehlende Entgeltgleichheit

Die Gründe für die Lohnschere, die zwischen Männern und Frauen klafft, sind klar benennbar: Zwei Drittel der fehlenden Entgeltgleichheit lassen sich laut Statistischem Bundesamt auf sogenannte „strukturell unterschiedliche arbeitsplatzrelevante Merkmale“ zurückführen. Bestimmte Positionen, darunter vor allem ranghohe und gut bezahlte, werden deutlich seltener von Frauen besetzt als von Männern. Darüber hinaus unterscheidet sich die Berufswahl vieler Frauen deutlich von der der Männer. (Horizontale und vertikale Segregation des Arbeitsmarktes) Etwa ein Drittel der Ungleichheit geht auf eine direkte Benachteiligung zurück. Bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit verdienen Frauen im Durchschnitt 8% weniger als Männer. Faktoren wie Schwangerschaft und Kindeserziehung sorgen für häufigere Unterbrechungen der Arbeitstätigkeit bei Frauen, was in vielen Fällen zusätzlich langwierige Einbußen bei der Lohn und Einkommensentwicklung nach sich zieht.

Die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern besteht schon seit vielen Jahren, sie wird von einem Großteil der Frauen zu unrecht einfach so hingenommen. Das macht es nahezu unmöglich, schnelle Umwälzungen und eine sofortige Entgeltgleichheit herbeizuführen. Daher zielt der jährliche Equal Pay Day vor allem darauf ab, öffentliche Debatten über mangelnde Entgeltgleichheit anzuregen, Frauen und Männer gleichermaßen für die Benachteiligung zu sensibilisieren und so indirekt Druck auf die Mächtigen der Wirtschaftsbranche auszuüben.