„Als hätte man auf der Zielgeraden in Richtung Abitur nicht schon genug Stress, wird man auch noch ständig gefragt: Und, wie geht’s jetzt weiter? Für mich stand ziemlich schnell fest, dass ich von der ganzen Lernerei erst einmal genug habe und stattdessen die Welt erkunden will – ganz weit weg von daheim, ohne Eltern, viele neue tolle Sachen erleben. Doch wohin sollte die große Reise gehen? Ich hatte Glück und lernte durch Bekannte Thomas Haas kennen. Er ist vor Jahren mit seiner Familie nach Kanada ausgewandert und hat dort seine eigene kleine Schokoladenfabrik mit Café. Er war mir sofort sympathisch und als er mir anbot, dass ich für ihn arbeiten könnte und dass noch dazu in Vancouver die Olympischen Winterspiele stattfinden sollten, war für mich die Sache klar: Ich gehe nach Kanada!
Bevor ich mein Auslandsjahr antreten konnte, musste allerdings erst noch eine Menge bürokratischer Kram erledigt werden. Im Internet fand ich das SWAP College Council, ein Austauschprogramm für Work & Travel Aufenthalte. Sie standen mir bei Visum und Arbeitsgenehmigung, Versicherung, Flug buchen, Wohnungssuche usw. mit Rat und Tat zur Seite. Mit dem Work & Travel Visum darf man in Kanada 12 Monaten arbeiten und reisen.
Dann war es soweit: Der Tag, der mein Leben für ein halbes Jahr verändern sollte. Nach einer tränenreichen Verabschiedung landete ich 12 Stunden später in Vancouver. Total müde und kaputt, aber glücklich und voller Vorfreunde wurde ich dort von Thomas, meinem zukünftigen Chef, am Flughafen abgeholt. Nach einer langen, erholsamen Nacht zeigte mir seine Frau Lisa am nächsten Tag die Schokifabrik, die einen stauen lässt. Am liebsten würde man überall mal kurz naschen und den Kopf unter einen der großen Schokoladenbrunnen halten. Einen Tag später fing auch schon die Arbeit im Paradies an. Es war sehr anstrengend, vor allem in der Weihnachtszeit, in der die Leute einfach nicht genug von Schokolade, Kuchen und Stollen bekommen können. Aber die Arbeit hat viel Spaß gemacht, die meisten Kunden waren sehr nett und wir Mädels im Café haben uns alle gut verstanden. Auch über die anfänglichen kleinen Sprachbarrieren halfen sie mir hinweg.
Die Zeit der Olympischen Winterspiele war eine der aufregendsten und schönsten Erlebnisse in diesem halben Jahr. Da ich downtown wohnte, bekam ich alles hautnah mit. Jeden Abend gab es kostenlose Livekonzerte und Feuerwerk, die Leute feierten einfach den ganzen Tag. Vor allem als Kanada in den Eishockey Finals gegen die USA gewann, gab es downtown kein Halten mehr: Ich habe noch nie so volle Straßen mit glücklich feiernden Menschen gesehen! Diese Stimmung war einfach unglaublich und ich werde sie nie vergessen, sowie die ganze Olympische Zeit. Dank Thomas durfte sogar jeder Angestellte ein Olympisches Ereignis live miterleben. Das Eishockeyspiel Germany vs. Belarus verloren wir zwar, aber es war einfach unglaublich, einmal im Stadium live dabei zu sein. Einmal war sogar Christian Ehrhoff bei uns im Café und hat Kuchen gegessen, der deutsche Eishockeyspieler, der für die Vancouver Canucks spielt.
Durch meine Arbeit und auch durch SWAP hab ich eigentlich recht schnell Leute kennengelernt, mit denen ich oft feiern oder lecker Sushi essen war (in Vancouver gibt es das beste Sushi außerhalb Japans!). Auch die Besuche aus der Heimat von meiner besten Freundin und meiner Familie waren sehr schön. Endlich konnte man die Erlebnisse mit bekannten Gesichtern teilen. Ein besonderes Highlight war für mich der kurze Skiurlaub in Whistler. Die Pisten sind super und das Skigebiet ist riesig! Zudem gibt es viele tolle Skirouten, auf denen man so einiges erlebt.
Im Frühling hieß es dann Koffer packen und zurück nach Deutschland. Mit einem lachenden und einem weinendem Auge verließ ich Vancouver und nahm mir vor, sobald es geht wieder zurückzukommen – in eine der schönsten Städte der Welt. Alles in allem war es eine super schöne Zeit. Die vielen netten Leute aus der ganzen Welt, die ich kennengelernt habe, haben das halbe Jahr erst so richtig perfekt gemacht. Zusammen haben wir so viele ereignisreiche und schöne Sachen erlebt, dass ich die Zeit in Vancouver nie vergessen werde.“
Weiterführende Links:
college-council.de