VON SASCHA MUELLER | 26.04.2010 12:05

Die Tortour nach der Tour

Oh wie habe ich mich gefreut, als Anfang April endlich die Reiseunterlagen im Briefkasten gelegen sind. Rennradeln auf Mallorca, eine ganze Woche lang. Schönes Wetter – köstliches Essen – viel Entspannung und jeden Tag viele Kilometer pedallieren…

Unser Rückflug war für Sonntag geplant, doch seit Freitag ging aufgrund der Aschewolke schon kein Flug mehr nach Deutschland, in fast ganz Europa herrschte Stillstand und Ruhe am Himmel. Alle Reiseunternehmen teilten Ihren Gästen mit, sich im Hotel aufzuhalten und nicht zum Flughafen zu fahren. Die Gäste wurden jeden Abend und mehrmals am Tag darüber informiert, wie und wann sie nach Hause geholt werden.

Leider hatten wir keine Reiseleitung vor Ort und auch telefonisch fühlte man sich nicht für uns verantwortlich. Am Schalter teilte man uns mit, der Reiseveranstalter sei verantwortlich, der Reiseveranstalter wiederum sagte, na … genau…die Fluggesellschaft ist für Sie verantwortlich. Mit solchen Aussagen kam für mich nur eines in Frage. Runter von dieser Insel und zwar so schnell wie möglich! Die Fähren nach Barcelona waren bis zur nächsten Woche völlig überbucht und somit blieb nur ein Flug nach Barcelona, denn die Spanier sind während der gesamten Zeit geflogen!

In Barcelona angekommen – man muss bedenken – wir waren mit Rucksack, Koffer sowie Bikekoffer gestrandet, schlugen wir uns bis zum Hauptbahnhof durch. Zuerst einmal mit dem Bus von Terminal 2 zu Terminal 1, denn dort fuhr die U-Bahn zum Hauptbahnhof. Der weitere Plan: Möglichst an diesem Tag noch mit dem Zug bis Genf! Als ich die Tickets nach Montpellier kaufen wollte, hieß es: Streik in Frankreich! Wie bitte? Die Deutsche Bahn macht seit Tagen das Geschäft des Jahres und Frankreich streikt, spinnen die? Unser schöner Plan zunichte gemacht…

Wir zogen ein Ticket nach Figueres, an der französisch-spanischen Grenze gelegen. Von dort sollte die Reise mit dem Bus nach Perpignan (Frankreich) weitergehen und danach mit einem Mietauto bis zur französisch-deutschen Grenze, denn länderüberführende Mietautos sind nur was für Millionäre. Mittlerweile, ständig telefonisch mit Deutschland in Kontakt, hatten wir herausgefunden, dass in Perpignan mehrere Verleihstationen ansässig waren, ein neuer Hoffnungsschimmer. Am Bahnhof sahen wir auch jede Menge schöne, neue auf uns wartende Mietautos.

Um nach Perpignan zu gelangen, mußten wir in den sauren Apfel beißen und ein Taxi zu unverschämten Wucherpreisen (schwarz) nehmen. Unser neuer Hoffnungsschimmer verflog, als wir feststellten, dass die Stationen entgegen der Öffnungszeiten im Internet leider schon geschlossen waren. Für heute sollte unsere Reise zu Ende sein. Immerhin waren wir schon bis Frankreich gekommen und nicht mehr auf dieser Insel…

Am Abend stellten wir noch fest, dass am Bahnhof auch eine internationale Bushaltestelle vorhanden ist. Und noch heute sollte ein Bus von Barcelona nach Prag fahren. War die Reise doch noch nicht zu Ende? Der Bus sollte 21.30 Uhr eintreffen, um 24 Uhr gaben wir die Hoffnung auf und mittlerweile war an eine Hotelübernachtung nicht mehr zu denken. Naja, ich konnte jedenfalls behaupten, im Bahnhof hatte ich mit Sicherheit das komfortabelste Bett von allen – meinen Bikekarton!

Ich habe von Natur aus einen sehr leichten Schlaf und in dieser Nacht sollte sich dies einmal auszahlen. Gegen 4 Uhr morgens, hörte ich: „Deutschland fahren“… Ich hörte dazu noch Musik und war mir nicht sicher ob ich geträumt oder mir das nur eingebildet hatte. Ich stopselte mal die Kopfhörer aus und konnte nichts mehr hören. Also doch nur geträumt oder? Ich richtete mich dann doch mal auf und schaute in den Bahnhofsgang. Alle schliefen aber am Ende standen ein paar Leute…hmmm? Was nun, liegen bleiben oder doch mal Schuhe anziehen und schaun? Also liegen bleiben, nee doch mal aufstehen? Aufstehen, Beine vertreten geht ja immer. Die Jungs waren mittlerweile auch nicht mehr zu sehen. Also geh ich doch mal auf den Bahnhofsvorplatz und da stehen Sie und ein Renault 9-Sitzer. Verschlafen fragte ich mal an, ob sie gerade „Deutschland“ erwähnt hatten:

„Ja, wir fahren jetzt nach Karlsruhe“ -> „ Habt Ihr noch 2 Plätze?“ -> „Ja“ -> “Könnt Ihr 2 Bikes mitnehmen?“ -> „Ja, kein Problem.“ -> „Was wollt Ihr haben?“ -> „250 Euro“ -> „Gebt mir 2 Minuten.“

2 Minuten später saßen wir im Auto Richtung Karlsruhe, von dort sollte uns dann Mathias am frühen Nachmittag abholen (VIELEN DANK DAFÜR). Das Entscheidende an der Story ist, die Jungs hatten uns dann mitgeteilt, dass die Mietwägen in Perpignan alle reserviert waren und somit keinerlei Chance bestand von hier wegzukommen - weder per Zug noch per Mietauto.

Kurzum: Nach 35 Stunden aufgeteilt in 140 km Zugfahrt, 100 km Taxifahrt, 270 km Flug und 1.200 km Autofahrt haben wir uns von Alcudia übers Festland nach München durchgeschlagen.

Fazit: Keine Kohle mehr, dafür genug Asche