VON LUCILLA HÖMBERG | 13.07.2010 12:28

Mein Traum1: Vancouver

Ich bin schon immer gerne und viel gereist. Aber bisher bin ich immer nur länger weg gewesen, wenn es sich zufällig ergeben hat: Nach der Schule, nach meiner Ausbildung, nach meinem Studium...

Doch diesmal war es anders: Ich habe gekündigt, um zu reisen. Mein Freund auch. Wir haben unsere Wohnung untervermietet und sind erst einmal nach Spanien gezogen, um Geld zu verdienen und vor allem zu sparen um uns so unsere Weltreise zu finanzieren. Und es hat geklappt. Über die Route waren wir uns sofort einig. Von Kanada kannte ich bisher nur den Osten. Und da Vancouver von vielen früheren Reisebekanntschaften als „schönste Stadt der Welt“ gehandelt wurde und die Condor sehr günstige Flüge anbot, stand somit das erste Ziel schnell fest.

Am 17. Oktober 2010 war es endlich so weit und unser Flieger startete von Frankfurt in die Hauptstadt British Columbias. Dick eingepackt genossen wir den Herbst in Kanadas Westen. Es war Zwischensaison und somit leider nicht mehr warm genug, um zu baden und auch nicht kalt genug, um die Snowboards auszupacken, dafür aber genau richtig, um viel zu sehen, ohne ständig vor dem stetigem Andrang von Touristenmassen fliehen zu müssen.

Wir verbrachten einen ganzen Tag im Stanleypark, der direkt an der Küste gelegen mit kleinen Seen und vielen Tieren zu Erkundungstouren per Rad und zum Faulenzen an einer der zahlreichen Uferpromenaden einlud. Auch die gemütlichen Märkte der Granville Island mit allerlei Angeboten von verschiedensten Künstlern, Galerien und Schmuckhandwerksläden ließen uns die Zeit vergessen. Umringt von kleinen und große Häfen, voll mit edlen Yachten und bunten Fischerbooten, verzauberten in den Gassen Magier und Akrobaten die umherlaufenden Menschen, die sich verzaubert von dem Charme des Ortes in Trauben vor den Entertainern niederließen um sich alles andere als enttäuschend täuschen zu lassen. Die umliegenden Nationalparks mit zahlreichen Wasserfällen und Hängebrücken begeisterten uns als Naturliebhaber. Aber auch Downtown zwischen den tausenden von modern-schicken bis zu veraltet-funktionalen Hochhäuser ließen sich einige gemütliche Ecken finden, die an die charmanten Stadtviertel einer Kleinstadt erinnerten und mit vielen schnuckeligen Cafés, neumodischen Salatbars und trotz hervorragender Lager doch noch nicht total überteuerten Boutiquen aufwarten konnten.

Wir hatten das Glück, bei einem Freund wohnen zu dürfen, den ich vor ein paar Jahren auf einer Reise durch Asien kennengelernt habe. Obwohl wir unseren Besuch nicht einmal 48 Stunden vorher angekündigt hatten, kümmerte er sich rührend um uns. Angefangen von Sightseeing Touren an die Touristenattraktionen über Geheimtipps zu seinen Lieblingsplätzen bis hin zu echtem kanadischen BBQ auf der Terrasse seines elterlichen Einfamilienhauses unternahm er alles, damit wir seine Stadt kennen und lieben lernten. Wir blieben dort fast eine Woche um uns dann mit dem Greyhound über Nacht in die Rockies weiter östlich bringen zu lassen.

Jasper hieß der Ort, klein, gemütlich, ländlich, kalt, direkt in den Bergen und mit vielen Wanderwegen. Ausgestattet mit einer Karte liefen wir auf den Berg und durch den Wald, vorbei an Seen und Feldern und einem richtig tollen Canyon mit Höhlen und mächtigen, gefrorenen Wasserfällen, die einer Eislandschaft ähnelten. Zwei Tagen später sammelte uns dort ein deutsches Pärchen beim Trampen am Highway auf um uns sicher mit ihrem VW-Bus über die Columbia Icefields nach Banff zu bringen, ein kleiner Ort in den Rocky Mountains, der uns von mehreren Seiten empfohlen wurde. Neben den unglaublichen Ausblicken auf die faszinierende Bergwelt durften wir während der Fahrt zwei interessante Aussteiger kennenlernen, die uns auf Rührei mit Toast bei Sonnenuntergang mit Blick auf die Gletscher einluden.

Banff erinnerte ein wenig an die charmanten Skiorte der Alpen, mit vielen kleinen, liebevoll konstruierten Holzhäuschen, eingekesselt von schneebedeckten Bergen. Hier haben wir uns nach einer ausgiebigen Wandertour in den Hotsprings niedergelassen, um durch den aufsteigenden Wasserdampf die vernebelte Aussicht auf die weißen Gipfel zu genießen.

Von dort ging es zurück an die Küste und direkt weiter nach Whistler, in das zweitgrößte Skigebiet der Welt, wo im Januar die Olympischen Spiele eröffnet wurden. Dieser Ort faszinierte nicht nur durch seine Lage in den Bergen und die Möglichkeit, im Sommer biken zu gehen, sondern auch durch die „up to 60% Sales“, die Platz für die Olympiaware machen sollten.

Die letzten Tage verbrachten wir auf Vancouver Island, eine Insel im Westen, die viel größer ist als wir gedacht hatten. Ihre Hauptstadt im Süden, Victoria, ist ein charmantes Städtchen mit einigen imposanten Regierungsgebäuden im Kolonialstil, einem großen IMAX-Kino und tollen Bademöglichkeiten im Sommer.

Fazit:
Nach viel zu kurzen zwei Wochen verließen wir Kanada mit einem juckenden Körper (ich hatte mir auf der Insel Bed Bugs eingefangen und sah aus wie ein Teenager während der Pubertät) und zwei weinenden Augen. Die Menschen hier waren allesamt freundlich, entspannt und hilfsbereit, die Natur facettenreich und die Atmosphäre locker und gemütlich. Sprich – wir werden wiederkommen, eines Tages…