VON MAXIMILIAN REICHLIN | 23.10.2013 14:17

Die freien Menschen? Von den Hmong und ihrem Kampf gegen die Unterdrückung

Die indigenen Hmong gelten als eines der zerstreutesten Völker der Welt. Ihre Heimat sind der Dschungel von Laos, die bewaldeten Berggebiete von Vietnam und Thailand und die Volksrepublik China. Während sie in China als offiziell anerkannte Nationalität betrachtet werden, werden sie in anderen Gebieten, beispielsweise in Laos, gezielt gejagt und als angebliche Widerstandskämpfer hingerichtet. Vor allem in den Jahren von 2006 bis 2009 häuften sich Berichte über Massaker. Auch heute ist der Konflikt noch nicht beendet. UNI.DE über den Kampf der Hmong gegen die drohende Ausrottung in Laos.

Ihr Name bedeutet nach eigenen Angaben „freie Menschen“. Die Hmong, ein indigenes Volk das vor allem in Asien beheimatet ist, bestreiten ihren Unterhalt in abgeschiedenen Dörfern als Bauern und Viehzüchter, leben zumeist abseits der Zivilisation in über 1.000 Metern Höhe. Besonders wichtig für ihre Kultur ist den Hmong der Familienzusammenhalt. Anders als alle anderen bekannten Bergstämme leben sie in großen Familien mit rund 8 Personen.

Warum können Diktaturen überleben?

Woher die Hmong ursprünglich kamen lässt sich nur schwer feststellen, da darüber kaum schriftliche Aufzeichnungen existieren. Klar ist nur, dass sie zuerst nach China kamen, wo sie von der wachsenden Bevölkerung immer weiter in den Süden des Landes zurückgedrängt wurden, und von dort aus vor allem nach Vietnam, Laos und Thailand auswanderten, allerdings auch nach Amerika, Kanada und Europa. Heute sind sie eines der zerstreutesten Völker der Welt. Weltweit existieren bis zu 80 verschiedene Gruppierungen der Hmong, die sich vor allem in Kleidung und Sprache unterscheiden. Seit der Gründung der Volksrepublik China haben sie zumindest dort einen offiziellen Status als gleichberechtigte Bevölkerungsgruppe. Hier leben mit weit über 9 Millionen Vertretern die meisten Hmong.

Auf eine schreckliche Art populär geworden sind die Hmong vor allem in der Zeit des amerikanischen Vietnamkrieges von 1955 bis 1975. In Laos lebende Hmong wurden während dieser Zeit von der amerikanischen CIA zu Soldaten in einem „Secret War“ ausgebildet, um einerseits die erst kürzlich ausgerufene Neutralität von Laos an den Kampfhandlungen nicht zu verletzen, andererseits allerdings Kämpfer auszubilden, die mit dem Kampfgebiet vertraut waren. Alles in allem kämpften in dieser Zeit etwa 30.000 Hmong auf der Seite der Vereinigten Staaten. Das eigentlich neutrale Laos blieb von den Kampfhandlungen nicht unberührt. Großräumige Bombenangriffe über dem Land machten etwa ein Drittel der Bevölkerung obdachlos.

Nach dem Ende des Krieges, und nachdem unter großen Protesten viele der in Vietnam inhaftierten Hmong-Soldaten wieder nach Laos übergesiedelt wurden, folgte der Racheakt der laotischen Regierung: Hmong-Gruppierungen, denen man immer noch eine Verbindung zum „Secret War“ nachweisen zu können glaubte, wurden nach dem Rückzug der Vereinigten Staaten von laotischen und vietnamesischen Militäreinheiten gezielt gejagt und, obgleich größtenteils unbewaffnet, als vermeintliche Widerstandskämpfer inhaftiert, gefoltert oder hingerichtet. Die genaue Zahl der Todesopfer in diesem seit über dreißig Jahren währenden Konflikt ist nicht bekannt. Ohne die Möglichkeit, Schutz durch ein Rechtssystem zu suchen, flohen die meisten Hmong-Gruppen entweder in den Dschungel oder in das benachbarte Thailand.

Der Status der in den Städten lebenden Hmong ist schwierig. Obwohl sie in Laos etwa 8 Prozent der Bevölkerung ausmachen und einige dort hohe Positionen bekleiden, berichten Flüchtlinge in China und den USA von Diskriminierung und ungerechter Behandlung durch die Regierung. Auch hier ist der Kampf der Hmong noch nicht beendet. Der Konflikt, obwohl in den letzten Jahren eingedämmt, hält immer noch an.