VON C.V.A.
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13.05.2017 15:15
Geld, Reichtum und Freiheit: Ein unlösbares Dilemma?
„Geld ist geprägte Freiheit“, bemerkte einst der russische Schriftsteller Dostojewski. Doch inwiefern bedingen sich Geld, Reichtum und Freiheit wirklich? Freiheit bedeutet die „Möglichkeit, ohne Zwang zwischen verschiedenen Möglichkeiten auswählen und entscheiden zu können“. Welche Rolle spielt das Geld im Bezug auf die Freiheit? Schränkt die Armut die Freiheit ein oder ist es das Geld das den Menschen determiniert?
In einem Aufsatz über Geld und Freiheit kommt die amerikanische Journalistin Kéllia Ramares-Watson zum dem Ergebnis, dass der Zwang des Geldeinkommens die persönliche Freiheit des Menschen einschränkt und ihn zu einem Sklaven des monetaristischen Systems macht. Durch das Geld würde die Gleichheit des Menschen untergraben und die individuelle sowie die politische Freiheit verhindert werden. Dem Zwang, Geld zu verdienen sind wir schließlich alle unterworfen.
UNICEF-Studie: Deutsche Kinder sind unglücklich
Reich und gesund sind sie aber schon
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Bereits vor Beginn des Studiums oder einer Ausbildung machen sich viele Gedanken darüber, wie viel sie später verdienen können und ziehen dies meist als Hauptkriterium für die Studienfachwahl heran. Oftmals siegt dann das Fach mit angeblich besseren Jobaussichten gegenüber dem Wunschfach. Doch nach der Studienfachwahl hört das Sorgen meist nicht auf. Werde ich einen guten Abschluss bekommen? Was mache ich wenn ich keinen Job bekomme? Mit diesen Fragen sieht sich wohl jeder Student irgendwann konfrontiert. Viele haben Angst nicht gut genug zu sein und den Markt nicht bedienen zu können. Versagensängste von Studenten sind allgemein bekannt. Die Zahl der an
Burn-Out oder Depressionen erkrankten Studierenden ist in den letzten Jahren erheblich
gestiegen. Ramares-Watson erklärt, dass der Zwang Geld zu verdienen um existieren zu können, uns von unserem wirklichen Selbst entfernt. Wir können nicht authentisch sein, wenn wir uns selbst als Produkt vermarkten müssen, um den Anforderungen des Jobmarktes genügen zu können. Es ist also eine Form von Unfreiheit, wenn man sich den Anforderungen des Jobmarktes beugt. Wenn man dies jedoch nicht tut, läuft man Gefahr zu wenig Geld zu verdienen. Geldmangel kann aber zur Unfreiheit führen. Menschen in Geldnöten sind oft auf jeden Job angewiesen, den sie bekommen können, sei er noch so erniedrigend oder den eigenen Fähigkeiten unangemessen. Das Verhältnis zwischen Geld und Freiheit ist in unserer heutigen Gesellschaft somit unlösbar miteinander verknüpft.
Doch geht es uns in Deutschland ja verhältnismäßig gut. Wenn Menschen in China aufgrund von Arbeitsunfähigkeit und daraus resultierendem Geldmangel zu einem Leben in so genannten
Käfigwohnungen gezwungen werden, bekommt der Begriff Unfreiheit noch eine ganz andere Dimension. Arbeitsunfähigkeit wird dann zum Stigma, das die Armen zwingt, ein Leben in menschenunwürdigen Verhältnissen zu leben. Ganz zu schweigen von der Ausbeutung von Arbeitern in Asien oder dem Kinderstraßenstrich in Thailand oder Südafrika. Geld zu besitzen bedeutet in dem Fall nicht einfach nur eine Wahl zu haben, sondern das nackte Überleben. Insofern ist das Leben jedes Einzelnen unlösbar an ein Haben oder Nichthaben von Geld geknüpft. Essen, Trinken, Schlafen, Wärme und ein Gefühl der Sicherheit sind die
Grundbedürfnisse eines Menschen. Kaum eines dieser Bedürfnisse ist in unserer heutigen Gesellschaft ohne Geld zu befriedigen. Das Geld ist zum „
Über-Wert“ geworden, der unser Leben zum großen Teil bestimmt.
Bedeutet reich sein frei sein?
Die Armen leiden unter einem von Geld gesteuerten Gesellschaftssystem. Doch wie sieht es mit den wenigen Reichen aus? Mit steigendem Wohlstand können Männer ihre
Persönlichkeit besser entfalten. Zu diesem Ergebnis kommt eine weltweite Studie. Frauen hingegen sind, laut der Studie, eher in der Lage dazu ihre Bedürfnisse unabhängig vom Einkommen zu befriedigen. Doch bedeutet Reichtum wirklich mehr Freiheit für den Einzelnen? Der Millionär
Karl Rabeder jedenfalls entschloss sich im Alter von 47 Jahren seinen gesamten Besitz aufzugeben und spendete alles. Er merkte, dass er mehr Möglichkeit hat, wenn er weniger Geld besitzt. Für Rabeder, der sich den seinen Reichtum selbst erarbeitet hat, bedeutet Besitzlosigkeit Freiheit. Je mehr Reichtum er angehäuft hatte, desto unfreier fühlte er sich aus Angst davor, etwas zu verlieren. Nun sei er der
Stimme seines Herzens gefolgt und würde sich wirklich frei fühlen. Auch im
Buddhismus wird das Anhaften an Besitz abgelehnt. Reichtum wird zwar nicht als verwerflich angesehen, doch sollte sich der Mensch der Unbeständigkeit des Geldes bewusst sein.
Für den Einzelnen kann Reichtum dann mehr Freiheit bedeuten, wenn dadurch die Befriedigung der Grundbedürfnisse gesichert werden kann und auch Geld für Freizeitgestaltung übrig bleibt. Ob angehäufter Reichtum jedoch tatsächlich ein Mehr an Freiheit verspricht ist für jeden Einzelnen selbst zu beantworten. Da viele Dinge an Geld gebunden sind, hat der Reiche vielleicht mehr Wahlfreiheit. Am Beispiel von Karl Rabeder sieht man aber auch, dass der Reichtum zur Last werden kann und der eigenen Bestimmung im Weg stehen. Letztendlich kann ein gesellschaftliches System, das auf Geld beruht, niemals wirklich frei sein. Die Gesellschaft wird durch das Geld zum Sklaven eines Systems, dem auch der Einzelne nicht entkommen kann. Ein alternatives, geldloses System ist allerdings allenfalls eine Utopie.