VON ANNETTE BUTENDEICH | 07.12.2010 15:28
Der Wikileaks-Krimi: Wie viel Verantwortung braucht Freiheit?
Was sich in den letzten Wochen rund um das Internetportal Wikileaks ereignet hat, ist spannender als ein Krimi. Beinahe stündlich erscheinen neue Meldungen. Das Netz um Wikileaks hat sich in den vergangenen Tagen enger gezogen, nach dem Rauswurf bei Amazon haben auch PayPal und die Schweizer Post Wikileaks die Konten gesperrt. Heute Morgen wurde Julian Assange, Chef der „weltweit ersten staatenlose Nachrichtenfirma“ in London verhaftet.
Der 39 Jahre alte gebürtige Australier begann bereits als Jugendlicher, sich in Computernetzwerke einzuhacken. 1999 hatte er die Idee zu Wikileaks, 2006 ging die Seite online. Nach eigenen Angaben will der Dienst „denen zur Seite stehen, die unethisches Verhalten in ihren eigenen Regierungen und Unternehmen enthüllen wollen“. Alle Formen autoritärer Herrschaft sind für Assange Verschwörungen. Um sie zu zerschlagen, will er die Kommunikationsflüsse zwischen ihnen unterbrechen: Wenn die Stärke der Verbindungen abnimmt, nimmt auch das Gewicht der Macht ab. Seither wurden geheime Militärdokumente über den Afghanistankrieg, Toll-Collect-Verträge, Planungsdokumente zur Love-Parade, Armeeprotokolle über den Irakkrieg und gerade erst mehr als 250.000 streng geheime Botschaftsdepeschen des US-Außenministeriums veröffentlicht, die brisante Details ans Licht und Regierungen in Erklärungsnot bringen.
Wikileaks hat sich zum Vorkämpfer der Freiheit stilisiert. Die moderne Telekommunikationstechnik ermöglicht bequemen Informationsaustausch und mehr Transparenz. Doch wie sieht es mit der anderen Seite aus, braucht Freiheit nicht auch Verantwortung? „Das Geheimnis ist eine der größten Errungenschaften der Menschheit“, sagte einst Georg Simmel. Vertrauen kann kaum entstehen, wenn man fürchten muss, geheime Informationen am nächsten Tag auf facebook zu lesen. Das gilt auch für Staaten. Es fällt nicht schwer sich vorzustellen, dass Diplomaten nicht effektiv arbeiten könnten, wenn sie alles komplett offenlegen würden. So mischt sich in den Jubel, den Wikileaks in den Medien und in der Öffentlichkeit für seine Enthüllungen erfahren hat, auch scharfe Kritik. Die Freiheit des vertraulichen Gesprächs sei zerstört und damit internationale Beziehungen und die Sicherung des Friedens in Gefahr gebracht. Wenn jedes Gespräch zwischen den politisch Verantwortlichen künftig von abgrundtiefem Misstrauen begleitet wird, wird das diplomatische Beziehungen gefährden. Zudem kann niemand vorhersagen, ob sich in den offengelegten Dokumenten jener Stoff verbirgt, der aus einer Krise einen Krieg entstehen lässt. Es stellt sich also die Frage, welchen Stellenwert freie Information gegenüber der Freiheit vertraulicher Gespräche hat.
Wie es mit Wikileaks weitergeht, weiß momentan niemand. Julian Assange jedenfalls scheint vorgesorgt zu haben: „Wenn ich verhaftet werde oder verschwinden sollte, gibt es einen Notfallplan. Wikileaks wäre auch ohne mich handlungsfähig, aber weniger effektiv.“
-
Der Wüstentänzer - Afshins verbotener Traum von Freiheit
Die wahre Geschichte eines Kunst / Tanz-Studenten im Iran, der von Freiheit träumt. Mit seiner Kunst und Ideologie stößt er auf lebensbedrohliche Gegenwehr, seitens der Religions- und Gedankenpolizei der Regierung.
[...]»
-
Der Kampf ist mein Leben – Nelson Mandela und die Apartheid
Kein anderer Politiker hat im Laufe seines Lebens so hohe Wellen geschlagen wie der ehemalige Präsident Südafrikas, Nelson Mandela. Der Freiheitskämpfer und Aktivist setzte sich zwischen 1948 und 1964 gegen die Politik der Rassentrennung in Südafrika ein und gilt heute als Bezwinger der Apartheid. Sein Kampf hat Spuren hinterlassen – auch einige unangenehme.
[...]»
-
Freiheitskampf in West-Papua: Krieg im Paradies
Weißer Sandstrand, türkisblaues Meer und Landschaften, so schön, dass einem die Worte „Paradies auf Erden“ nur allzu schnell auf der Zunge liegen - das ist Neuguinea, Indonesien, wie man es kennt. Dabei liegt seit 50 Jahren auch ein dunkler Schatten auf der Sonneninsel. In einem ungleichen Kampf gegen das neu-kolonialistische Regime ringen die Ureinwohner der Provinz West-Papua um ihre Unabhängigkeit.
[...]»
-
Beziehungsfreiheit
Eine Beziehung zu haben ist schön. Wenn sich zwei Menschen finden, die zusammen gehören, macht das glücklich. Doch was passiert, wenn der eine mehr Freiheit braucht als der andere? Lassen sich unterschiedliche Ansichten arrangieren? Wie definiert man eigentlich Freiheit in einer Beziehung?
[...]»
-
Raif Badawi - bestraft und ausgezeichnet für seinen Einsatz um die Meinungsfreiheit
Raif Muhammad Badawi ist im Januar 2015 das erste Mal öffentlich ausgepeitscht worden. Mittlerweile ist sein Gesicht vielerorts in Deutschland auf großen Plakaten zu sehen. Diese Auspeitschung ist der Anfang seiner Strafe, die sich auf zehn Jahre Gefängnis und 1.000 Peitschenhiebe beläuft. Seit 2012 ist der saudische Internet-Aktivist in Haft und bislang ist trotz internationalen Widerstandes jeder Versuch, seine Freilassung zu erreichen, gescheitert.
[...]»
-
Geld, Reichtum und Freiheit: Ein unlösbares Dilemma?
„Geld ist geprägte Freiheit“, bemerkte einst der russische Schriftsteller Dostojewski. Doch inwiefern bedingen sich Geld, Reichtum und Freiheit wirklich? Freiheit bedeutet die „
Möglichkeit, ohne Zwang zwischen verschiedenen Möglichkeiten auswählen und entscheiden zu können“. Welche Rolle spielt das Geld im Bezug auf die Freiheit? Schränkt die Armut die Freiheit ein oder ist es das Geld das den Menschen determiniert?
[...]»
-
Anarchie. Alles kann, nichts muss
Wenn in der medialen Berichterstattung von Anarchie gesprochen wird, passiert dies meist in Assoziation mit eher negativ besetzten Konnotationen. Chaos oder Aufruhr sind Begriffe, die oft in einem Atemzug mit Anarchie genannt werden. Aber was bedeutet der Begriff tatsächlich? Welches Potential verbirgt sich dahinter und welche Grenzen sind der Anarchie gesetzt?
[...]»
-
Mehr Freiheit im Studium
Die Arbeitsbelastung von Studenten durch Klausuren und Anwesenheitspflichten ist enorm. Viele Universitäten schrauben ihre Pflichtanforderungen an die Studenten zurück und bieten ihnen wieder mehr Freiheit.
[...]»
-
Wikileaks für US-Studenten tabu?
Wikileaks, Wikileaks, Wikileaks – Es gibt kaum eine Nachrichtensendung zurzeit, in der dieser Name nicht fällt. Hochschulen in den USA warnten nun sogar ihre Studenten davor, die Plattform zu benutzen oder auch nur darüber zu diskutieren.
[...]»
-
Meinungs- und Pressefreiheit: Gibt es sie wirklich?
„Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten“. So steht es im
Grundgesetz Artikel 5. Die freie Meinungsäußerung, sowie die Pressefreiheit sind Menschenrechte, die in die Charta der Grundrechte der Europäischen Union aufgenommen wurden. Doch wie frei kann der Einzelne seine Meinung wirklich vertreten und wie sieht es mit Zensur der Presse aus?
[...]»