VON RICHARD KEHL | 14.12.2010 10:40

Das neue Facebook

Mehr Kontrolle statt Freiheit?

Facebook hat seinen Usern zur Weihnachtszeit 2010 ein neues Userprofil beschert. Vor allem fallen größere Fotos und noch mehr Fragen an die Mitglieder auf. Der Facebook-User wird noch transparenter, zumindest dann, wenn er alles angibt, was verlangt wird.

Beim Facebook Neuanstrich wird nicht nur das Outfit aufgepeppt. Mit der neuen „Profilisierung“ wird versucht, User gezielt in Schubladen zu stecken, Kategorien, Tags, Arbeits- und Verhaltensweisen zu digitalisieren, um Synergien zu potenzieren. Hierfür bietet Facebook seinen Usern an, das neue Profil zu aktivieren und zu entdecken. Auf den ersten Eindruck klingt das auch ganz in Ordnung, allerdings ist die Plattform somit auch in der Lage, von seinen Usern genaue, sensible Userprofile, Daten, zu sammeln. Was Nacktscanner bereits können, will Facebook digital erreichen: Nichts soll mehr verborgen bleiben. Eine intelligente Datenbank ist der Schlüssel hierfür.

Um die „intelligente“ Facebook-Datenbank nun mit weiteren wichtigen und sensiblen Daten zu füttern und abzugleichen, sollen 500 Millionen Nutzer der Plattform ihre „Hosen runterlassen“. Neuerdings können Lebensläufe, beziehungsweise die damit vom User gemachten Profilangaben Werdegang, Projekten, Unis oder Arbeitgebern zugeordnet werden. Bereits nach Eingabe weniger Zeichen schlägt Facebook automatisch Firmennamen inklusive Bild und Logo vor. Das gleiche Prinzip gilt zum Beispiel bei der Angabe von Interessen oder anderen Abfragen. Damit möglichst viele User aus ihrem „Leben-Nähkästchen“ plaudern, wird eine kurze Zusammenfassung im Profil erstellt: Profilbilder, Sprachen, Bildung und Herkunft springen Profilbesuchern gleich ins Auge - nach Ansicht von Facebook für Besucher die wohl relevantesten Infos.

Die intelligent aufgebaute Datenbank analysiert User-Angaben, gleicht diese mit anderen Nutzern ab, um diese miteinander in Verbindung zu setzen. Interessen können somit gleichzeitig mit „bedarfsorientierter“ Werbung flankiert, Ideen leichter kopiert, eventuell sogar Geschäfts- oder Betriebsgeheimnisse sowie private Geheimnisse offenbart werden. Nicht umsonst spricht man bei Facebook nicht nur von einem Social Media, sondern auch von einem „Stalking-Netzwerk“.

Skurril wird die Angelegenheit, wenn Nutzer die Datenbank „anlügen“ oder sogar „Schabernack“ damit treiben. Das ist in der Onlinewelt in Sachen Community bei Werbetreibenden und Agenturen der größte Knackpunkt.

Vielen Nutzern geht die Datensucht von Facebook bereits zu weit. Im Endeffekt muss aber jeder User für sich selbst entscheiden, welche Daten er preisgeben will. Facebook wird weiterhin geschickt versuchen, seinen Usern immer mehr Infos von sich zu entlocken.