VON MAXIMILIAN REICHLIN | 15.05.2013 15:39

Der Kampf ist mein Leben – Nelson Mandela und die Apartheid

Kein anderer Politiker hat im Laufe seines Lebens so hohe Wellen geschlagen wie der ehemalige Präsident Südafrikas, Nelson Mandela. Der Freiheitskämpfer und Aktivist setzte sich zwischen 1948 und 1964 gegen die Politik der Rassentrennung in Südafrika ein und gilt heute als Bezwinger der Apartheid. Sein Kampf hat Spuren hinterlassen – auch einige unangenehme.

Sein afrikanischer Name Rolihlahla bedeutet "Am Ast eines Baumes ziehen" und bezeichnet einen Unruhestifter. Wie sehr dieser Name auf den heutigen südafrikanischen Staatshelden passt, wurde in seinem Leben schon früh deutlich. Schon an der Universität setzte er sich politisch ein – damals noch gegen die schlechte Verpflegung der Studenten – und musste deswegen sein Studium abbrechen. Später zog er dann an einigen größeren Ästen. 1944 wurde er Mitglied des African National Congress (ANC) und setzte sich in der Opposition gegen das herrschende weiße Regime ein, ab 1948 auch gegen die politische Rassentrennung der Apartheid. Deren Gesetze benachteiligten die schwarze Bevölkerung Südafrikas aufs Äußerste. So durften Schwarze kein Land besitzen, nicht die selben Schulen besuchen und nicht die selben Berufe ausüben, wie die weiße Minderheitenbevölkerung.

Rassisten in Deutschland

Dieser Umstand hinderte den Unruhestifter Mandela nicht daran, weiter zu provozieren. 1961 gründet er die radikale Gruppe „Umkhonto we Sizwa“ (übersetzt etwa „Speer der Nation“) um mit Waffengewalt gegen die Apartheid vorzugehen. Nur ein Jahr später wurde er in der Provinz Natal verhaftet und aufgrund seines politischen Aktivismus zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. 28 Jahre dauert die Haft an. Während dieser Zeit lehnte er alle Angebote zur Strafverkürzung seitens der Regierung ab, da diese an die Bedingung geknüpft waren, den bewaffneten Kampf des ANC einzustellen. Währenddessen stieg das internationale Interesse am „Fall Mandela“ und an der Apartheid rapide an und es kam zu einigen Solidaritätsbezeugungen mit dem Freiheitskämpfer.

Am 11. Februar 1990 wurde Nelson Mandela schließlich auf Befehl des amtierenden Präsidenten Frederik de Klerk aus der Haft entlassen. Sofort danach begann Mandela, mittlerweile Präsident des ANC, Verhandlungen mit der Regierung zu führen. Sein Ziel: Er wollte die Gesetze der Apartheid widerrufen, die Rassentrennung beenden und eine neue Verfassung schaffen. Diese Ziele erreichte er, nachdem er 1991 in der von ihm angeregten ersten demokratischen Wahl Südafrikas zum Präsidenten gewählt wurde. Während seiner Amtszeit kam es zu einigen weitreichenden Gesundheits- und Landreformen, um der schwarzen Bevölkerung die selben Rechte zu verschaffen, wie der weißen Minderheit.

Trotz dem Ende der Apartheid haben sich die Lebensbedingungen vieler schwarzer Staatsbürger jedoch noch nicht merklich verbessert. Viele leben in ärmlichen Verhältnissen in Stadtteilen ohne Wasser- und Stromversorgung und immer noch kommt es zu Anfeindungen zwischen der weißen und schwarzen Bevölkerung.

Nelson Mandelas Freiheitskampf, für den er heute als Nationalheld gefeiert wird, birgt auch seine Schattenseiten, denn mittlerweile scheinen die Verhältnisse sich umgedreht zu haben: Nun wird die weiße Bevölkerung zur Zielscheibe. Seit der Abschaffung der Apartheid kommt es in Südafrika und Namibia beinahe wöchentlich zu oft tödlichen Angriffen auf weiße Buren, also die Nachfahren der europäischen Einwanderer, durch Schwarze. Andere Weiße, zumeist Farmer, sehen sich mit Zwangsenteignungen konfrontiert, da ihr Land per Gesetz bis 2014 auf die schwarze Bevölkerung verteilt werden soll, die in der Apartheid ihrerseits enteignet worden waren.

Mandela selbst war und ist auch nach seiner Zeit als Präsident immer noch politisch aktiv. Mit der Nelson-Mandela-Stiftung geht er gegen das immer noch massive HIV-Problem in Südafrika vor und zusammen mit der von ihm gegründeten Gruppe "The Elders", ein Zusammenschluss ehemaliger Staatsmänner und -frauen und Friedensaktivisten, sucht er nach Lösungen für verschiedene globale Konflikte. So entsandten die „Ältesten“ 2007 beispielsweise eine Delegation in den Sudan, um einen Bericht über die dortige Darfur-Krise zu erstellen. Die Abschaffung der Apartheid genügt Mandela noch nicht. Sein altes Motto „Der Kampf ist mein Leben“ scheint ihn auch weiterhin zu begleiten.