VON CLEMENS POKORNY
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10.01.2013 15:52
Was kostet die Energiewende?
Bis 2022 soll der Ausstieg Deutschlands aus der Atomkraft vollzogen sein, gleichzeitig werden andere fossile sowie erneuerbare Energien gefördert. Die politische Umsetzung der Energiewende ist dabei ebenso umstritten wie die Kosten.
Ein Viertel der Energiewende sei geschafft, frohlockte Bundesumweltminister Peter Altmaier an Heiligabend 2012 in der „Rheinischen Post“. Eine Erklärung für seine Einschätzung lieferte er nicht. Die mehrfache Kürzung der Solarförderung durch die schwarz-gelbe Bundesregierung dürfte den Ausbau der Erneuerbaren jedenfalls nicht gerade beschleunigt haben. Fest steht nur: Die Kosten für die Energiewende wird der Verbraucher ebenso tragen wie er schon nolens volens den Ausbau der Kernkraft finanziert hat.
Was kostet der Atomausstieg?
Verbraucher treibt die Sorge um, die großen Stromanbieter könnten die Kosten für den Ausstieg letzten Endes auf sie umwälzen. Aber auch der Steuerzahler muss mit anpacken, denn auch der Staat steht in der Pflicht, einen Teil der Kosten zu tragen.
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Franz Alt auf utopia.de:
Die Lüge vom teuren Ökostrom
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Blechen für die Industrie
Die Energie-Subventionen in diesem Jahr steigen auf 16 Milliarden Euro. Profiteure sind die Groß- und energieintensive Unternehmen. Kleinverbraucher müssen sie unfreiwillig sunventionieren
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44 Milliarden Euro wird der Atomausstieg wohl kosten, und die
Forderung von Greenpeace nach einer finanziellen Absicherung des Rückbaus der deutschen AKW, die den Steuerzahler im Falle des Zahlungsausfalls eines AKW-Betreibers
vor enormen Mehrkosten schützen soll, wurde bisher nicht umgesetzt. Aufgrund der langen Rückbauzeiten und der etwa 1000 Jahre währenden Endlagerung der rund 29 000 Tonnen radioaktiv verseuchten Materials aus den stillgelegten Meilern lassen sich die Gesamtkosten des Atomausstiegs zudem gar
nicht endgültig kalkulieren.
Neben diversen noch unter den Ministern Brüderle und Röttgen verabschiedeten
Maßnahmen zur Förderung unter anderem der Wärmedämmung von Gebäuden, die rund drei Milliarden Euro jährlich kosten, kommen mittlerweile weitere Belastungen auf die Bürger zu. So müssen sie für die
Verzögerung des Anschlusses mehrerer
Offshore-Windparks ans Stromnetz haften – mit bis zu 10 Euro bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 3500 bis 4000 Kilowattstunden. Außerdem
belohnt die Regierung Unternehmen, wenn sie zu Spitzenverbrauchszeiten ihren Strombedarf drosseln; das kostet den Durchschnittshaushalt weitere zwei Euro. Auf rund 13 Euro summieren sich insgesamt die Kosten der Energiewende, die ein normaler Haushalt 2013 tragen muss, umgerechnet also gut einen Euro pro Monat.
Dazu kommt schon seit 2003 die sogenannte EEG-Umlage, ein Aufschlag auf den Strompreis, mit dem gemäß dem
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) die Kosten der Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen auf den Endverbraucher abgewälzt werden – und zwar auch auf Bezieher von
Ökostrom, die ja schon allein durch ihre Kaufentscheidung zur Energiewende beitragen. 3,59 Cent pro kWh betrug die EEG-Umlage 2012. Stromintensive Unternehmen des produzierenden Gewerbes müssen sie nicht bezahlen. Die EEG-Umlage wird auch noch
mit Umsatzsteuer belastet, die ebenfalls der Endverbraucher zahlt: im Jahr 2012 in Summe fast eine Milliarde Euro und damit etwa zehnmal so viel wie noch 2013.
2013 drohen den meisten Haushalten in Deutschland weitere Mehrausgaben für Strom, weil viele Energieversorger Preiserhöhungen angekündigt haben. Auch Ökostromkunden sind betroffen. Beim Stromanbieterwechsel,
den allerdings viele scheuen, berät die
Verbraucherzentrale Energieberatung. Mit der Entscheidung für den Wechsel zu grünem Strom kann jeder Einzelne seinen Teil zur Energiewende beitragen – im Großen aber ist die Politik gefragt. Schon im Januar 2012 warnten Forscher die Bundeskanzlerin
vor einem Scheitern der Energiewende und forderten unter anderem, Energieeffizienz besser zu fördern. Ob ihr Appell gehört, verstanden und beherzigt wurde, wird sich zeigen.