Kinder haben ein Recht darauf, zu Spielen. In Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention ist dieses Recht festgeschrieben. Warum aber wird dem kindlichen Spielen ein solcher Stellenwert zugeschrieben? Pädagogen geben hierauf eine Antwort. Diese stellen allesamt die Wichtigkeit des Spiels für die Entwicklung des Kinds heraus. Trotzdem gibt es in der heutigen Leistungsgesellschaft vermehrt Ansätze, die das Spielen bei Kleinkindern in Frage stellen und eine angeblich leistungsorientiertere frühkindliche Förderung propagieren. Allerdings unterliegen diese Ansätze einem folgenschweren Denkfehler: Sie setzen Spielen mit Spielerei gleich. Das kindliche Spielen ist jedoch weder mit zufälliger Freizeitgestaltung noch mit reiner Lustbefriedigung gleichzusetzen. Stattdessen erfüllt es für die Entwicklung des Kindes essentielle Zwecke. Für ein Kleinkind ist es immens wichtig, sich in seiner Umwelt zurechtzufinden, deren Gesetzmäßigkeiten zu ergründen und mit ihr zu interagieren. Der Spieltrieb hilft dabei und fordert das Kind heraus, neugierig die verschiedenen Dinge der Außenwelt zu entdecken. Durch das Konstruktionsspiel, wie dem Bauen oder dem Kneten lernt das Kind zum Beispiel physikalische Gesetzmäßigkeiten kennen. Auch durch andere objektbezogene Spiele werden Wahrnehmung und Reizverarbeitung des Kindes geschult. Dabei ist es für das Kind auch wichtig, sich als handelnder Akteur wahrzunehmen. Funktionsspiele können helfen, dieses Ziel zu erreichen. Bei diesen löst ein Kind einen Effekt aus – etwa beim Aufziehen einer Musik-Puppe – und erfreut sich an diesem, weswegen es die Handlung wiederholt. Der Pädagogikdozent Dr. Armin Krenz bezeichnet den Spieltrieb deshalb als den „Hauptberuf eines jeden Kindes, das dabei ist, die Welt um sich herum, sich selbst, Geschehnisse und Situationen, Beobachtungen und Erlebnisse im wahrsten Sinn des Wortes zu begreifen“. Spieleforschende sind deshalb der Ansicht, dass Kinder bis zum vollendeten sechsten Lebensjahr ca. 15.000 Stunden spielen sollten. Das sind ca. 7-8 Stunden pro Tag.
Auch für die Sozialpsychologische Entwicklung des Kinds ist das Spiel entscheidend. Das Rollenspiel treibt das Kind bereits zu komplexeren intellektuellen Leistungen an. Es muss versuchen, mit anderen Mitspielenden bestimmte Rollen festzusetzen, etwa beim Kaufladen-, oder Familie-Spielen. Diese Rollen sind an ein bestimmtes Wissen geknüpft und müssen aufeinander abgestimmt werden. Eine nächste Stufe ist das Regelspiel. Dieser erfordert das Einhalten gemeinsamer Regeln, damit das Spiel funktioniert. Auf diese Weise werden im Rollen- sowie im Regelspiel soziale Kompetenzen gefordert und gefördert. Sportliche Spiele haben den Vorteil, dass bei ihnen zusätzlich auch die Freude an der Bewegung begünstigt wird. Auch emotionale Fertigkeiten werden im gemeinsamen Spiel ausgebildet. Seine Impulse unter Kontrolle zu behalten und mit Enttäuschungen umzugehen, lernt man am besten im Spiel. Allerdings fordert Erziehungswissenschaftler Rainer Buland, dass bis zur Einschulung auf jegliche Wettbewerbspiele verzichtet wird, da ein Kind in diesem Alter den fiktiven Charakter des Spiels noch nicht verstehen kann.
In jüngster Zeit messen Entwicklungspädagogen außerdem dem freien Spiel eine immer größere Bedeutung bei der Kindesentwicklung zu. Die eigenständige Initiation eines Spiels fördert die geistige Flexibilität und aktiviert die Kreativität und Phantasie eines Kindes.