VON MAXIMILIAN REICHLIN | 09.10.2015 16:22

Die Kosten der Kinder – Wie teuer ist es, in Deutschland ein Kind aufzuziehen?

Im vergangenen Jahr hat das Statistische Bundesamt eine Studie zu Konsumausgaben deutscher Haushalte mit Kindern veröffentlicht. Das Ergebnis: Kinder kosten immer mehr Geld. Über 100.000 Euro kommt an Kosten auf eine Familie zu bis das Kind volljährig wird. Oft ist das nur das absolute Minimum. UNI.DE rechnet nach: Wie viel kostet es tatsächlich, ein Kind aufzuziehen?

Kinder sind etwas wunderbares. Es gibt einige gute Gründe, sich dafür zu entscheiden, ein Kind zu bekommen: Die Bereicherung der eigenen Lebensqualität, das gute Gefühl, etwas weiterzugeben, oder ganz pragmatisch die Option, im Alter gepflegt und versorgt zu werden. Dabei unterschätzen viele vor allem junge Paare allerdings oft, dass mit einem Kind auch eine enorme finanzielle Belastung auf eine junge Familie zukommt. Bis zu 130.000 Euro kann, laut einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie des Statistischen Bundesamtes, ein Kind bis zu seinem 18. Lebensjahr kosten.

Die Erbenrepublik

Das ist ein Mittelwert, der aus den stichprobenartig abgefragten Konsumausgaben deutscher Haushalte errechnet wurde. Demnach kostet ein Einzelkind im Schnitt rund 580 Euro pro Monat. Darin enthalten sind Ausgaben für Nahrungsmittel, Hygieneartikel, Kleidung, Spielzeug und so weiter. In Haushalten mit mehr als einem Kind sinken die Pro-Kopf-Ausgaben je Kind ab, weil etwa ein angeschaffter Kinderwagen wieder verwendet werden kann oder das zweite Kind Spielzeug und Kleidung seines Vorgängers übernimmt. Tatsächlich liegen die realen Kosten für die Erziehung der Kinder allerdings noch weit über diesen errechneten Durchschnittswerten.

Zum Einen ist die letzte Erhebung des Statistischen Bundesamtes bereits im Jahr 2006 durchgeführt worden. Die Inflation dürfte daher die Kosten bis zu diesem Jahr noch einmal steigen gelassen haben. Zusätzlich sind in diesen lapidar festgemachten 130.000 Euro tatsächlich nur Konsumgüter aufgeführt – was in der Rechnung fehlt sind beispielsweise Posten für die frühkindliche Bildung, das Taschengeld oder die späteren Kosten für Ausbildung oder Studium. Auch die Einkommenseinbußen, die ein Elternteil möglicherweise durch eine Umstellung einer Vollzeit- auf eine Teilzeitstelle hinnehmen muss, oder Kosten für etwaige Versicherungen sind hier nicht enthalten.

Die Realkosten, die ein Kind bis zur Volljährigkeit und darüber hinaus verschlingt, liegen also weitaus höher. Zwar hat das Statistische Bundesamt auch „Gewinne“ wie die Unterstützung durch das staatliche Kindergeld oder Steuerfreibeträge nicht in die Rechnung aufgenommen. Diese Einnahmen und Einsparungen reichen aber nicht einmal annähernd aus, um die horrenden Kosten auffangen zu können. Zum Vergleich: Wird das staatliche Kindergeld regelmäßig bis zum 25. Lebensjahr bezogen, summiert es sich nach neuester Rechnung auf etwa 55.000 Euro – noch nicht einmal die Hälfte der Konsumausgaben.

Natürlich muss man hier differenzieren, denn es handelt sich immer noch um Mittelwerte aus den Angaben von rund 60.000 deutschen Haushalten, die alle fünf Jahre für die Erhebung befragt werden. Darunter sind eben auch ärmere Familien, die ihr Kind auch mit rund 380 Euro pro Monat statt den durchschnittlichen 580 aufziehen können, und wohlhabendere Familien, die im Monat bis zu 900 Euro für ihre Kinder ausgeben – vor allem für eine bessere Gesundheitsvorsorge sowie Bücher und Schreibwaren. Außerdem gilt die Faustregel: Je älter ein Kind, desto teurer. So kosten Kinder bis zum 6. Lebensjahr noch „nur“ rund 470 Euro pro Monat, erst mit der Einschulung steigt der Aufwand auf über 500 Euro pro Monat an.

Bei jungen Paaren mit Kinderwunsch sollte sich daher in Anbetracht dieser großen Summen nicht sofort Panik breitmachen. Nicht jede Familie ist gleich oder kauft gleich in. Außerdem gibt es immer Einsparmöglichkeiten. Trotzdem sollten uns die statistischen Zahlen einmal wieder daran erinnern, was für eine enorme Verantwortung auf den Schultern junger Eltern ruht, wenn sie ein Kind in die Welt setzen.