VON SUSANNE BREM | 14.10.2016 13:22
Dakota-Pipeline: mitten durch Land und Seele der Natives
Anfang September ging in den USA ein Video viral, in dem die amerikanische Journalistin Amy Goodman eine Gewalteskalation zwischen Hunderten von Menschen festhält und kommentiert. Protestierende Native-Einwohner Morton Countys in North Dakota hatten sich zusammen getan, um sich gegen ein geplantes Pipeline-Bauvorhaben zur Wehr zu setzen, das ihr Land als Baugrund vorsieht; es kam zu einem regelrechten Aufruhr mit heftigen Gewaltausschreitungen durch die Wachleute des Ölkonzerns. Goodman wurde später dazu wegen Landfriedensbruch angeklagt. Sie unterstützt die Natives, die den Bau der Pipeline stoppen wollen. Welche Probleme birgt die mögliche Pipeline für Land und Leute? Welche Folgen befürchten die Nachfahren der Ureinwohner und wie sehen ihre Forderungen aus?
Satte 3,9 Milliarden Dollar will sich der Betreiberkonzern Energy Transfer Partners die geplante Pipeline durch North Dakota kosten lassen. Das sind umgerechnet etwa 3,5 Milliarden Euro. Sie soll Rohöl von Morton County bis nach Illinois in die Nähe der Großen Seen transportieren. Das ist eine Strecke von beinahe 1.900 Kilometern – alles angeblich umweltschonend, Arbeitsplätze schaffend und Steuergelder einbringend, die für soziale Projekte eingesetzt werden können. Die Route der Pipeline verläuft allerdings mitten durch das Land der Standing Rock Sioux, teilweise unter Gewässer, in Trinkwassernähe und unter bewohnten Dörfern. Der Stamm begräbt seine Toten in seinen Hütten, die Grabstätten würden durch den Pipelinebau also angegriffen.
Pipelines fügen langfristige Umweltrisiken als Problem zur unzureichenden Infrastruktur des Landes hinzu
Die Aktivistin der Natives Winona LaDuke erklärt, dass die Bewohnenden des Landes am wenigsten von diesem Bauunternehmen profitieren würden, obwohl sie am direktesten von seinen Folgen und Risiken betroffen sind. In den Dörfern gebe es noch längst keine ausreichend gute Infrastruktur für Verkehr, Energie, Wasser etc. Sie fordert daher, dass der Staat stattdessen in diese Notwendigkeiten investiere, die den Menschen, die dort leben, auch zugutekommen und nicht nur ihr Land und ihr Leben beeinträchtigt werden ohne positiven Effekt für sie. Dazu kommt, dass entsprechende Pipelines immer wieder mit Leaks zu kämpfen haben, sodass das Rohöl etwa in Flüsse und Seen gelangt (jüngster Fall: ein Leck nahe des kanadischen Fox Creek). Regelmäßige Unfälle in der Brennstoffindustrie und der Klimawandel generell lassen LaDuke deshalb die Abkehr von fossilen Brennstoffen fordern. Das nordamerikanische Erdöl sei eines der „schmutzigsten“: Durch seinen hohen Carbongehalt werden Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre gebracht. LaDuke möchte deshalb mehr Förderung ökologischer und nachhaltiger Energieproduktion und einen verantwortungsvolleren Ressourcenumgang, zum Beispiel durch Solar- und Windanlagen. Diese würden den Natives zugleich mehr Autonomie in der Energieproduktion geben, Unabhängigkeit von der Ölindustrie und Kontrolle über ihre Zukunft und ihre Heimat.
Amy Goodman und „Democracy Now!“
Über die erste Journalistin, die es unter die Gewinner des Alternativen Nobelpreises geschafft hat
[...]»
Bauarbeiten derzeit ruhend; Gespräche sind angesetzt
North Dakota hat nach den zahlreichen, menschenreichen Protesten den Bau der Pipeline im Bundesgebiet untersagt und bittet dazu um einen Abstand zum Lake Oahe von mindestens 20 Meilen auf beiden Seiten. Natives und Nicht-Natives stellten daran anknüpfend beim Bundesgericht in Washington allerdings den Antrag auf ein komplettes Bauverbot; zu viele Risiken gingen von den Pipelines aus, die nicht nur die Bewohner des betroffenen Landes betreffen, sondern auch globale Bedeutung haben – im Hinblick auf die Klimaerwärmung etwa. Millionen Menschen hängen von der Missouri-Wasserversorgung ab, es würde mit der Verantwortung nachfolgenden Generationen gegenüber gespielt. Washington hat den Antrag, den Bau komplett zu verbieten, jedoch abgelehnt – die Menschen gingen direkt auf die Barrikaden, woraufhin die Obama Administration nach nur 15 Minuten eingeschritten ist und den Stämmen ein Gesprächsangebot vorgelegt hat. Dabei sollen besonders zwei Fragestellungen mit Vertretern der Natives im Fokus stehen: Wie kann die Regierung die Stämme besser in solcherlei Entscheidungen einbinden, um ihr Land besser zu schützen und ihre Rechte zu wahren? Ist dafür ein neues Gesetz notwendig oder empfehlenswert? Das ist zwar noch kein Sieg – jedoch ein Schritt in die richtige Richtung. Die Protestierenden jedenfalls schöpfen daraus
Hoffnung.
Bild: "
DSC09758" von
Joe Brusky via Flickr.com. Von UNI.DE zugeschnitten und mit ©-Hinweis versehen.
Lizenz:
CC BY-NC 2.0.
-
Die Remakery. Von altem Zeug und neuen Menschen
Kaputte Kacheln, alte Holzbretter, Gerüststangen oder auch Bodenbeläge für Turnhallen: All diese Sachen werden in Brixton, im Süden von London, benutzt, um aus ihnen wieder etwas neues herzustellen. Die
Remakery heisst das Zentrum, in dem die unterschiedlichsten Materialien, die sonst auf der Müllhalde landen, wieder verwertet werden. All diese kleinen Werkstätten und ihre Projekte basieren auf ehrenamtlicher Arbeit, wodurch vor allem sozial Benachteiligte wieder sozialisiert und in die Gemeinschaft eingegliedert werden sollen.
[...]»
-
Die Kreuzfahrtindustrie boomt – auf Kosten von Mensch und Umwelt?
Kaum ein anderer Tourismuszweig verzeichnet jährlich ein so gewaltiges Wachstum wie die Kreuzfahrtindustrie. Immer mehr Passagiere leisten sich die Luxusdampfer, immer mehr Häfen wollen angelaufen werden. Damit wachsen auch die Schiffe. Erst im September hat das drittgrößte Kreuzfahrtschiff der Welt seine Reise in Bremerhaven begonnen. Die neuen Riesendampfer sind mit allem Komfort und Luxus ausgestattet. Doch wie sieht es mit der Nachhaltigkeit der Kreuzfahrer aus? UNI.DE begibt sich auf große Fahrt.
[...]»
-
Unverpackt: Mit der Tupperdose zum Einkaufen
Keine Tütchen, keine Folien: Die Zero Waste-Bewegung möchte weit mehr als Plastikverpackungen aus dem Alltag verbannen. Sie will jede Verpackung vermeiden und das Leben jedes einzelnen und den Konsum so gestalten, dass dabei „zero waste“, also überhaupt kein Müll entsteht – möglichst in der gesamten Wertschöpfungskette eines Produkts. Immer mehr Unverpackt-Läden sprießen aus dem Boden und schlagen in diese Kerbe. Wie funktioniert ein „unverpacktes Leben“?
[...]»
-
Luz nas vielas – Licht in die Gassen
Als trist und aussichtslos erscheint das Leben in den brasilianischen Favelas. Doch sie haben ihren eigenen Zauber, und eine Aktion der Künstlerkollektive „Boa Mistura“ mit dem Titel „Luz nas vielas“ – „Licht in die Gassen“ – hat insbesondere den Kindern von Vila Brasilãndia zusätzliche Lebensfreude geschenkt.
[...]»
-
Das Auto der Zukunft
Elektro-, Hybrid- und Brennstoffzellenfahrzeuge: Die individuelle Mobilität erfährt derzeit einen wahrhaft radikalen Wandel – denn dieser betrifft, neben der Sicherheit der Fahrzeuginsassen, vor allem den Antrieb
[...]»
-
Fairnopoly – Ein Modell der Zukunft?
Ein fairer Online-Marktplatz in der Hand der Nutzer – das ist die Idee hinter „fairnopoly“. Dass die Wirtschaft von Profitstreben und ungleicher Interessenverteilung geprägt ist, ist mit ein Anstoß für die Gründer der Plattform, einen fairen, nachhaltigen Marktplatz ins Leben zu rufen, der als Genossenschaft agiert und durch den sich keiner der Anteilseigner bereichern kann. Alles wird gerecht verteilt, Verkäufer und deren Produkte werden vorab auf das Fairtrade-Siegel geprüft. Das faire Unternehmensmodell ist ein Gegenentwurf zu eBay & Co. und steht bereits in den Startlöchern.
[...]»
-
Info-Ladys von Bangladesch
Über 150 Millionen Menschen leben in Bangladesch, gerade in den ländlichen Regionen haben vielen von Ihnen keinen Zugang zum Internet. Es gibt aber eine Gruppe von Frauen, die Abhilfe schaffen und sie tun noch mehr. Die Info-Ladys von Bangladesch helfen nicht nur Mädchen und jungen Frauen, sondern auch Schülern und Menschen, die fernab jeglicher Kommunikationsmöglichkeiten wohnen. Sie fahren in abgelegene Dörfer und zeigen den Einwohnern, wie sie mit einem Laptop umgehen, sie helfen Schülern, sich online für die Oberschule anzumelden und beraten Mädchen in den sonst so verpönten Fragen wie Aids, Verhütung und Monatshygiene.
[...]»
-
Die Plastikdiät – gibt es ein plastikfreies Leben?
Plastik ist schädlich, verrottet nicht und verschmutzt die Weltmeere. Laut Studien sind Getränke aus Plastikflaschen mit Hormonen belastet und können sogar Krebs und Unfruchtbarkeit fördern. Immer mehr Menschen versuchen daher, ihren Plastikkonsum zu reduzieren. Eine Familie aus Bonn versuchte eine Woche lang, komplett auf Plastik zu verzichten. Wie erfolgreich waren sie damit und wie gelingt ein plastikfreies Leben?
[...]»
-
CarSharing: Autos nutzen statt besitzen
Carsharing, das gemeinsame Nutzen von PKW, nimmt in Deutschland rasant zu. Mittlerweile verleihen auch Privatleute ihre Autos, wenn sie sie nicht brauchen – Apps und Internet machen es möglich. Carsharing spart Geld und Parkplätze – Zeit aber kaum. Und flächendeckend lässt sich das Prinzip auch nicht umsetzen. Für Studenten ist das geliehene Fahrzeug aber eine gute Alternative zum eigenen (alle Tarifangaben Stand 5/14).
[...]»
-
Müllverschwendung
Taste the Waste – Essen aus dem Müll
Jedes Jahr werden überall auf der Welt Tonnen von Lebensmitteln auf den Müll geworfen. Dass es auch anders geht, zeigt der Film „
Taste the Waste“ und eine inzwischen weltweite Bewegung von „Mülltauchern“, die ihr Essen aus dem Müll suchen.
[...]»