VON CLEMENS POKORNY
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16.05.2013 15:50
Selbst reparieren statt neu kaufen!
Die Studienzeit verläuft oft entbehrungsreich. Nebenjobs dienen manchmal nicht nur der Finanzierung des Urlaubs, sondern in erster Linie dazu, überhaupt über die Runden zu kommen und die Miete zahlen zu können. Da fehlt schon mal das Geld für Reparaturen und man muss mit lädierten Gebrauchsgegenständen leben. Im Internet aber erlebt das DIY, das „Do it yourself“, dank der Schwarmintelligenz von dessen Nutzern gerade eine Renaissance.
Wer wenig Geld, aber etwas Zeit hat, für den sind Selbstreparaturen im Geiste des DIY (Do it yourself) genau das Richtige. Im Internet gibt es jede Menge hilfreiche Portale dazu, mittlerweile sogar für das eigenständige Reparieren von Unterhaltungselektronik.
Ohne Geld leben?
Einige Aktivisten weltweit haben es bereits vorgelebt und finden immer mehr Nachahmer
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Mit den kostenlosen Reparaturanleitungen von „
IFixIt“, „Ich repariere es“, etwa lassen sich viele Schäden und Funktionsstörungen an so komplexen Geräten wie Computern, Smartphones und Spielkonsolen selbst beseitigen. Dazu kann man
in Foren erst einmal Andere um eine Problemanalyse bitten oder die Antworten auf ähnliche Fragen lesen: So wird der Schaden identifiziert. Mit den dazugehörigen Bedienungsanleitungen, die auch selbst verfasst werden können, lässt er sich mehr oder weniger leicht beheben. Jede Anleitung enthält eine Liste der benötigten Werkzeuge und Ersatzteile. Diese stehen auf ifixit.com zum Verkauf – das ist das Geschäftsmodell der
beiden Studenten von der staatlichen
Polytechnischen Universität von Kalifornien, die das Reparaturportal ins Leben gerufen haben. Leider gibt es die Seite ifixit.com bislang nur auf Englisch, sodass Reparaturwillige neben einer gewissen Portion handwerklicher Begabung auch ausreichende Englischkenntnisse sowie die Bereitschaft mitbringen müssen, ihren Wortschatz um technische Begriffe zu erweitern.
Auch in deutscher Sprache aber gibt es Websites, die bei der Reparatur von Produkten jenseits der – an sich schon eher umweltfeindlichen – (Unterhaltungs-)Elektronik helfen. Zum Beispiel berät
fahrradreparatur.net bei der Pflege, Wartung und Instandsetzung des allseits beliebten Drahtesels – eine echte Alternative für alle, die sich schon einmal über horrende Rechnungen der kommerziellen Händler geärgert haben. Dass es auch anders geht, beweisen die vielen
Offenen Werkstätten in ganz Deutschland, in denen man sein Fahrrad in Gemeinschaft und ggf. mit der Hilfe Gleichgesinnter reparieren und ganz nebenbei neue Freunde finden kann. Für Haus und Garten liefert
diy4you.de wertvolle Tipps zum Selbermachen. Und auf der Informations- und Aktionsplattform reset.org sind viele
weitere Homepages zum Thema Selbstreparatur verlinkt.
Die Vorteile von DIY auch bei Reparaturen liegen auf der Hand. Das
Manifest von ifixit.com benennt fünf Prinzipien des Selbst-Reparierens: (1) Reparieren ist besser als recyclen, (2) reparieren rettet den Planeten, (3) reparieren spart Geld, (4) reparieren ist der beste Ingenieur-Unterricht und (5) wenn du etwas nicht reparieren kannst, dann verdienst du es nicht. Ob man der radikalen letzten These zustimmen mag oder nicht: einen Beitrag zum Klimaschutz leisten Selbst-Reparierer elektronischer Geräte sicherlich. Darüber hinaus ist DIY eine Einstellung in Opposition zur Konsum- und Wegwerfgesellschaft mit ihren
Produkten, die genau bis zum Ablauf des Garantiedatums halten. Wenn man einmal vom nötigen Zeitaufwand absieht, bieten DIY und Selbstreparaturen also nur Vorteile: für uns selbst wie für unsere Nachkommen.