VON MAXIMILIAN REICHLIN
|
15.05.2015 13:22
Die prinzipientreue Journalistin – Amy Goodman und „Democracy Now!“
Amy Goodman ist die Moderatorin und Produzentin des preisgekrönten Politikmagazins „Democracy Now!“ das weltweit von über 1.300 Radio- und Fernsehsendern ausgestrahlt wird. Für die tägliche und politisch unabhängige Berichterstattung wurde die Amerikanerin im Jahr 2008 mit dem Alternativen Nobelpreis der Right Livelihood Award Foundation geehrt. Sie ist damit die erste Journalistin, die es unter die Gewinner des Alternativen Nobelpreises geschafft hat. UNI.DE berichtet.
Amy Goodman wurde am 13. April 1957 in Bay Shore geboren. Nach ihrem Abschluss in Anthropologie in Harvard arbeitete sie zehn Jahre lang als Nachrichten-Direktorin des New Yorker Radiosenders Pacifica Radio WBAI, bevor sie das Politikmagazin „Democracy Now!“ ins Leben rief. Schon in dieser Zeit erregte sie mit ihren investigativen und oft riskanten Berichterstattungen viel Aufsehen in den USA. Zu den heute bekanntesten Storys der Journalistin dürfte die Berichterstattung über die Unabhängigkeitsbewegung in Osttimor im Jahr 1991 zählen, während derer Goodman und ein Kollege Zeuge des Santa-Cruz-Massakers wurden. Mindestens 270 Menschen starben dabei durch Gewalttaten des indonesischen Militärs, Goodmans Begleiter wurde während der Auseinandersetzungen verletzt.
Staatlich legitimierte Folter
Geheimgefängnisse, in den USA „black sites“ genannt, verstoßen bereits an sich und vor allem auch durch die in ihnen praktizierte Anwendung von Folter gegen die Genfer Konventionen sowie die UN-Antifolterkonvention
[...]»
1996 folgte dann die Gründung von Goodmans Magazin „
Democracy Now!“ zusammen mit Juan Gonzáles. Den Kern des ausschließlich über Spenden finanzierten Magazins bilden bis zum heutigen Tag Nachrichten, Interviews und Debatten mit Bezug auf die amerikanische Politik. So wurde in der Vergangenheit etwa ausführlich über den Irakkrieg, die umstrittene Präsidentschaftswahl 2008 oder den Nahostkonflikt berichtet. Hauptmerkmal von „Democracy Now!“ ist die politische Unabhängigkeit des Mediums. Da es sich um ein nicht-kommerzielles Nachrichtenmagazin handelt, werden Geschehnisse und Fakten regelmäßig von einer Seite beleuchtet, denen in den Mainstreammedien keine oder nur wenig Beachtung geschenkt wird.
Dieser Unabhängigkeit hat Goodman sich bei ihrer Arbeit für „Democracy Now!“ mit Leib und Seele verschrieben: So forderte sie im Jahr 2004 zusammen mit ihrem Bruder David das Pulitzer-Board dazu auf, dem Journalisten William L. Laurence und der New York Times
den Pulitzer-Preis für das Jahr 1946 rückwirkend abzuerkennen. Laurence hatte den Preis für seine Berichterstattung über die Atombombenabwürfe über Nagasaki und Hiroshima während des Zweiten Weltkrieges erhalten. Goodman kritisierte jedoch, dass Laurence zu dieser Zeit nicht nur von der New York Times, sondern auch vom amerikanischen Verteidigungsministerium bezahlt wurde, wodurch die Berichterstattung verfälscht worden sei.
Für ihre Bemühungen unter der Flagge der neutralen Berichterstattung und für die „Entwicklung eines innovativen Modells wahrhaft unabhängigen politischen Journalismus“ wurde Amy Goodman schließlich im Dezember 2008 als erste Journalistin mit dem Right Livelihood Award ausgezeichnet. Mittlerweile ist „Democracy Now!“ durch
über 1.300 Radio- und Fernsehsender auf der ganzen Welt frei empfangbar und kann über einen kostenlosen Webstream auch online abgerufen werden.
Zusammen mit ihrem Bruder ist die Gründerin von „Democracy Now!“ darüber hinaus die Autorin diverser politisch brisanter Bücher, darunter der amerikanische Bestseller „The Exception to the Rulers: Exposing Oily Politicians, War Profiteers, and the Media That Love Them“ (
in Deutschland im Kai Homilius Verlag erschienen), das von Publishers Weekly auf die Liste der 50 besten Sachbücher des Jahres 2004 gewählt wurde.