VON SUSANNE BREM
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17.03.2017 13:03
BioBoden Genossenschaft: Ökologische Landwirtschaft ermöglichen und fördern
Jedes Jahr werden zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe geschlossen oder verkauft – notgedrungen, wenn es keine familiäre Hofnachfolge gibt oder die persönlichen Finanzen zum Schlussstrich zwingen. Vor allem junge Bio-Bauern haben dabei oft Schwierigkeiten, Höfe zu übernehmen oder zu halten. Deshalb hat es sich die BioBoden Genossenschaft zur Aufgabe gemacht, Land für ökologischen Ackerbau aufzukaufen und an Bio-Bauern zu verpachten. Sie wollen so regionale Biolandwirtschaft fördern und helfen, die deutsche Kulturlandschaft zu erhalten und zu pflegen. Die Bioboden Genossenschaft – ein Porträt.
Etwa 3.700 Hektar Fläche hat die BioBoden Genossenschaft bis heute für ökologischen Ackerbau gekauft und gesichert. Dazu gehören 25 Höfe und landwirtschaftliche Betriebe. Dabei hat das Ganze klein begonnen: 2007 schien es, als würden die Anbauflächen von 13 ostdeutschen Landwirten, darunter Stefan Palme und Rolf Henke, von Spekulierenden aufgekauft werden; die Bio-Bauern Palme und Henke wendeten sich deshalb an die GLS Treuhand e.V. und die GLS Bank, um finanzielle Hilfe zu bekommen. Diese schlossen sich 2009 mit der Stiftung Evidenz und der BioBoden Gesellschaft zur Genossenschaft „BioBoden“ zusammen. Sie suchten Kapitalunterstützung und kauften der BVVG (Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH) die Flächen wieder ab – sie sind auch heute noch Teil des größten ökologisch bewirtschafteten Ackergürtels am Stück in ganz Europa.
Welche Entwicklungen haben dazu geführt?
Der Norden Deutschlands ist schon immer von Großgrundbesitz dominiert. Dort wird entsprechend mit den typischen Problemfeldern gekämpft: den Boden auslaugende Monokulturen, verlorene Heimaten für wilde Tiere, ausgespülte einst fruchtbare Böden, Tiersterben durch Pestizide usw. Zu DDR-Zeiten wurden solche weiten privaten Landstreifen in Agrargenossenschaften umgewandelt. An einen derer Grundzüge will sich die BioBoden Genossenschaft anlehnen: Sie sehen Boden, Natur, Ökologie in der Verantwortung aller, mindestens aber vieler Menschen. Die Idee zur Genossenschaft ist zusätzlich aus einer Not heraus geboren, in die immer mehr landwirtschaftliche Kleinbetriebe vor allem im Norden Deutschlands geraten und geraten sind. Wer Ackerfläche besitzt, kann sie finanziell oft nicht halten; wer keine hat, kann den Kauf von fruchtbarem Boden nicht stemmen. Die BVVG versteigert Äcker nämlich zum Beispiel an den Höchstbietenden, industrielle Großbetriebe und zahlungskräftige Investoren können kleine Bauern daher leicht überbieten. Sie bewirtschaften den Boden aber meist nicht ökologisch nachhaltig. Das Aus für viele Landwirte und Landwirtinnen? Das will BioBoden verhindern.
Bauer sucht Feld - über die Organisation „Terre de Liens“
In Frankreich gibt es seit über zehn Jahren eine Initiative, die kleinbäuerliche, kooperative Strukturen fördert. Ihr Ziel: Aufgegebene Höfe aufzukaufen, um regionale, ökologische Erzeugung zu fördern
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Klare Leitprinzipien zugunsten von Mensch, Tier und Natur
Die Grundsätze der BioBoden Genossenschaft zielen auf einen
langfristig funktionierenden, wertschätzenden Umgang mit der Natur ab. Sie will mehr Landwirtschaft ermöglichen und fördern, die regionalen und ökologischen Ansprüchen gerecht wird und biologische Vielfalt achtet und schützt. Sie wollen so lebenswerte ländliche Räume sichern oder, wo sie gelitten haben, neu aufbauen und festigen. Zugrunde liegt dem ein ganzheitliches Verständnis von Zivilisation, Natur und Ökologie: Sie erkennen Erde und Boden als lebenswichtige Grundlage für heute und die Zukunft an, begreifen die Zusammenhänge zwischen Natur und Mensch und die Bedürfnisse und Pflichten, die daraus entstehen. Das beinhaltet konkret zum Beispiel ressourcenschonend zu arbeiten, Tiere artgerecht zu halten, auf chemische Pestizide und Ähnliches zu verzichten und faire Bedingungen für die dort Arbeitenden zu schaffen.
Ziel und Zweck: ökologischer Landbau, verantwortungsvolles Handeln
Als Notwendigkeit und Methode dafür sieht die BioBoden Genossenschaft daher zweierlei: Erstens Land aus den Händen privater Großgrundbesitzender und wirtschaftlich orientierter Investoren zu holen; zweitens Flächen und alte Höfe aufzukaufen, die stillgelegt wurden oder als Landwirtschaft aus Geldnot nicht gehalten werden können. Das erworbene Land wird dann an Biobauern (zurück) verpachtet, sie können Bankrott, Verschuldung, Verlust ihres Hab und Guts oder ihrer Arbeit abwenden. Eine aktuelle Schwäche ist dabei aber noch, dass – wie vorher – enorm viel Fläche unter einem Dach konzentriert wird. Deshalb ist es der nächste Schritt der Genossenschaft, ihre Ziele zu einem generellen „
gesellschaftlichen Anliegen [zu] machen“ und in die Verantwortung möglichst vieler zu legen, um sie zur Angelegenheit aller zu machen – da sie alle betrifft.