VON MAXIMILIAN REICHLIN | 04.04.2013 15:51

„Bad Banks“ - Die Schrottplätze der Finanzkrise

Die Auswirkungen der aktuellen Finanzkrise scheinen sich in der letzten Zeit in Grenzen zu halten, die Wirtschaft sich nach den größeren Schocks seit 2009 wieder zu beruhigen. Doch die Gefahr durch die „faulen Kredite“, die zuhauf auch in deutschen Banken liegen, ist noch nicht gebannt. Könnte eine Auslagerung der Kredite in sogenannte „Bad Banks“ das Finanzsystem wieder auf Kurs bringen?

Der Umfang der faulen Wertpapiere, die in den Jahren 2008 zu einer weltweiten Finanzkrise führten, wird mittlerweile auf mehrere hundert Milliarden Euro geschätzt. Diese schlechten Kredite bergen für die Banken, die sie in ihrem Portfolio führen, immer noch ein immenses Risiko, da ihre Rückzahlung unsicher ist. Im schlimmsten Fall übersteigen die Verluste, die aus solchen faulen Papieren resultieren, die Möglichkeiten der betreffenden Bank. Das Ergebnis: Insolvenz.

Die Macht der Wenigen

Das Konzept einer "Bad Bank" verspricht Besserung. Diese staatlichen Kreditinstitute können in Zeiten von Finanzkrisen ins Leben gerufen werden, um faule Wertpapiere der Banken auszulagern und deren Portfolio davon zu reinigen. Dadurch sinkt das Risiko durch die faulen Kredite, das Vertrauen in die Bank steigt, neue Kredite können vergeben werden und der Finanzkreislauf kommt wieder in Schwung. Die faulen Wertpapiere können dann, wenn sich die Wirtschaft wieder erholt hat, weiterverkauft werden. Aus diesen Verkäufen speist die „Bad Bank“ dann die Sicherung der verbliebenen Wertpapiere.

Zunächst muten die „Bad Banks“ mit diesem System wie eine willkommene Hilfe im Kampf gegen die Finanzkrise an. Tatsächlich konnten mit dem Konzept bereits Erfolge erzielt werden. So konnte die deutsche BayernLB 2009 einen Bankrott abwenden, nachdem faule Wertpapiere in Höhe von etwa 95 Millionen Euro an eine „Bad Bank“ abgegeben wurden. Auch die Entwicklungen auf dem schwedischen Markt in der aktuellen Finanzkrise werden gerne als Beispiel für einen gelungenen Eingriff des Staates in die Geschäfte der Banken verwendet.

Was sich jedoch in der Theorie einfach und sicher anhört, birgt selbst ein großes Risiko. So ist die Auslagerung der Wertpapiere in eine „Bad Bank“ eine komplizierte und teure Aufgabe, die häufig nicht von der Bank selbst, sondern durch Finanzspritzen vom Staat finanziert werden muss. Dieser muss auch haften, wenn die Risikopapiere nach der Finanzkrise nicht wieder abgestoßen werden können. Selbst die Bewertung der einzelnen Kredite ist ein schwieriges Unterfangen, da nach mehreren marktinternen Verkäufen seit 2008 nicht mehr klar definierbar ist, welcher Schuldner welchen Kredit in welcher Höhe zurückzahlen kann, wenn überhaupt. Auch hier muss den Kreditinstituten unter die Arme gegriffen werden. Die „Bad Banks“ werden so zum staatlich finanzierten Schrottplatz des Systems in Zeiten der Finanzkrise.

Kritiker beanstanden, dass dieses System die Banken, die mit ihren risikoreichen Aktionen die Finanzkrise erst verursacht hätten, durch „Bad Banks“ wieder zu einem guten Teil vom Risiko entlastet würden, das letzten Endes der Steuerzahler zu tragen hat. Auch in Deutschland wird diese Last noch zu stemmen sein. Fünf Banken haben hier aktuell faule Wertpapiere in einer Höhe von etwa 430 Milliarden Euro in „Bad Banks“ ausgelagert. Nach Abwicklung des dafür eingerichteten Rettungsfonds, die nach Schätzungen von Experten frühestens 2020 abgeschlossen sein wird, werden die entstandenen Kosten dann zwischen Bund und Ländern aufgeteilt. Es lässt sich also noch nicht genau festlegen, mit wie viel Geld der Staat für die "Bad Banks" in die Bresche springen muss.