VON C.V.A. | 27.08.2014 12:05

Aussterbende Sprachen

Rund 7.000 Sprachen gibt es weltweit. Gerade einmal 20 davon werden von mehr als der Hälfte der Erdbevölkerung gesprochen. Ein Großteil davon hat jedoch nur eine Sprachgemeinschaft von wenigen Hunderten bis Tausenden. Viele davon sind heute vom Aussterben bedroht. Die verschiedenen Sprachen stellen die kulturelle Biodiversität sicher und prägen die Identität einer Kultur maßgeblich. Durch die Globalisierung und Vereinheitlichung in neuester Zeit - vor allem auch durch das Internet - werden viele Sprachen, die nur von Minderheiten gesprochen werden, immer mehr zurückgedrängt und mit ihnen ein wichtiger Teil der Kultur. Einige sterben aus, bevor sie niedergeschrieben werden und können so nur noch schwer oder gar nicht mehr rekonstruiert werden. Doch was passiert mit der Kultur, wenn die Sprache verschwindet? Und was kann gegen das Aussterben getan werden?


Die Sprache gehört zu uns und prägt nachhaltig unser Denken und wie wir die Welt wahrnehmen. Jede verbale Ausdrucksform hat ihre eigenen Feinheiten und Spezifitäten, die sich mitunter stark voneinander unterscheiden. Beispielsweise wurde nachgewiesen, dass Personen deren Sprache absolute Richtungen wie Himmelsrichtungen verwenden, sich grundsätzlich besser in fremden Geländen und Gebäuden orientieren können. Die Schreibrichtung wiederum beeinflusst unsere zeitliche Wahrnehmung. Deutsche und Engländer organisieren ihre Zeit in Kalendern von links nach rechts, wohingegen Hebräer und Araber dazu neigen dies von rechts nach links zu tun. Die verbale Kommunikationsform prägt also die Identität eines Volkes maßgeblich und sorgt für eine kulturelle Diversität. Umso wichtiger ist, dass diese vor dem Aussterben bewahrt wird.

Völker, die ums Überleben kämpfen.

Bedrohte Sprachen

Leider werden viele vom Aussterben bedrohte Sprachen heutzutage von international verbreiteten oder lokal dominierenden Sprachen verdrängt. Besonders Minderheiten sind von natürlich davon betroffen. Vielerorts findet ein Sprachwechsel von den Minderheitensprachen zu der im Land dominanten Sprache statt. Die kulturelle Eigenheit der Minoritäten leidet darunter. Das Internet trägt ebenfalls einen großen Teil dazu bei, dass Minderheitensprachen immer mehr zu verschwinden drohen und mit ihnen ein wichtiger Teil der kulturelle Identität der betroffenen Völker. Wichtig wäre, dass auch lokale Sprachen in der öffentlichen Informationspolitik eine größere Rolle spielen und die Nischensprachen auch einen Weg in die Öffentlichkeit und die allgemeine Akzeptanz finden - vor allem auch ins Internet. Doch was ist, wenn eine Kultur kein Alphabet besitzt? Ganz besonders die Sprachen, die bis heute nicht verschriftlicht wurden, drohen in der modernen Zeit unterzugehen. Erschwerend kommt hinzu, dass diese meist nur noch von wenigen Personen überhaupt gesprochen werden.

Der Erhalt von mündlich überlieferten Sprachen

Es gibt bereits viele Bemühungen Sprachen zu verschriftlichen, die früher nur mündlich überliefert wurden und vor dem Aussterben bewahrt werden müssen. Osage beispielsweise, das im 19. Jahrhundert noch von einigen Tausend Stammesmitgliedern des Indianervolkes der Osage in Oklahoma USA gesprochen wurde, wird heute nur mehr von weniger als 20 Sprechern fließend beherrscht und ist vom Aussterben bedroht. Die Designerin Jessica Harjo entwickelte deshalb ein komplett neues Alphabet, das auch bestimmte Laute miteinbezieht und im Standard der Computerschriften darstellbar ist. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie verschiedene verbale Kommunikationsformen vor dem Aussterben bewahrt werden können. Es bleibt zu hoffen, dass sich mehr Menschen um den Erhalt ebendieser bemühen, damit die kulturelle Vielfalt, die unser Leben so spannend macht und bereichert auch in Zukunft sichergestellt werden kann.