Im Oktober haben sich zwölf Pazifikanrainer auf das jahrelang diskutierte Freihandelsabkommen TPP geeinigt. In Atlanta im US-Bundesstaat Georgia ging die letzte Verhandlungsrunde zu Ende. Noch ist das umstrittene Abkommen allerdings nicht in Kraft getreten, da nun erst die Parlamente der einzelnen Mitgliedstaaten über den Inhalt der im Geheimen ausgearbeiteten Verträge abstimmen müssen.
Ziel der TPP: Handel zwischen Asien und Amerika ausweiten
Mitglieder der sogenannten Transpazifischen Partnerschaft sind im Einzelnen die USA, Australien, Brunei, Kanada, Chile, Japan, Malaysia, Mexiko, Neuseeland, Peru, Singapur und Vietnam. China nimmt nicht am Abkommen Teil. Ziel der TPP ist auch, den Einfluss Chinas vor allem im asiatischen Raum zu begrenzen, wo die Großmacht schon seit einigen Jahren recht aggressiv die eigenen wirtschaftlichen Interessen vertritt. Mit dem neuen Freihandelsabkommen wird der transpazfische Export für die meisten Mitgliedstaaten nun günstiger und attraktiver.
Das Freihandelsabkommen TPP soll in erster Linie Handelshemmnisse zwischen den Teilnehmerstaaten – beispielsweise hohe Zölle auf Im- und Export – reduzieren und verbindliche Standards setzen. Das hätte mitunter enorme Auswirkungen auf das Preisniveau von Waren und Dienstleistungen. Illustriert werden können diese Auswirkungen am Beispiel Vietnam: Da durch die TPP gleiche Standards in allen Mitgliedstaaten gelten müssen, wäre der ehemalige amerikanische Kriegsgegner verpflichtet, einen Mindestlohn einzuführen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Gleichzeitig fallen allerdings die Zollschranken von aktuell bis zu 32 Prozent, was den Export des Landes steigern würde. Vietnam gilt deshalb als einer der großen Gewinner der TPP.
Soll TPP lediglich Konzerne und Unternehmen begünstigen?
Heftig diskutiert werden die sogenannten ISDS (Investor-state dispute settlement; dt.: Investoren-Staat Streitbeilegung). Das sind Bestimmungen, um die Rechte von ausländischen Investoren gegenüber den Regierungen der teilnehmenden Staaten zu stärken. Bei den Investoren handelt es sich meistens um multinationale Konzerne. Diese hätten durch die TPP verstärkt ein Anrecht auf Entschädigungen bei Umsatzeinbußen – etwa, wenn eines der Partnerländer Maßnahmen eingeleitet hat, die die Gewinne der jeweiligen Investoren in diesem Land schmälern würden. So hat etwa der Tabakkonzern Philip Morris in der Vergangenheit Klagen gegen die Regierung Australiens eingereicht, weil diese vorschreibt, dass Zigaretten Warnhinweise tragen müssen.
Nobelpreisträger und Ökonom Joseph Stiglitz hält die meisten Argumente für die TPP auch aus diesem Grund für „Unsinn“. Wie viele andere Fachleute ist er davon überzeugt, dass es sich bei dem Abkommen nicht um eine Vereinbarung handele, die den freien Handel unterstützt, sondern lediglich um eine Reihe von Bestimmungen, die die Befugnisse großer Konzerne ausdehnt. Stiglitz kritisiert außerdem, dass „Interessengruppen außerhalb der Wirtschaft vom politischen Prozess ausgeschlossen werden“. Von Freihandel könne man in Anbetracht solch diskutabler Entscheidungen nicht sprechen.