VON MAXIMILIAN REICHLIN | 09.09.2016 11:36

Algorithmen – Wie funktionieren sie und wozu werden sie im Internet genutzt?

Algorithmen sind Anwendungen, die im Netz besonders zum Sammeln und Auswerten von Daten genutzt werden. So sollen beispielsweise Klick-, Such- oder Kaufverhalten von Nutzenden analysiert werden, um personalisierte Inhalte präsentieren zu können. Die anwendenden Unternehmen solcher kluger Algorithmen betonen die großen Vorteile der Personalisierung, aus der Sicht des Datenschutzes ist allerdings Vorsicht geboten. Die neue Initiative Algortihm Watch hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, Aufklärungsarbeit in Sachen Algorithmen zu leisten.


Viele Unternehmen und Websites nutzen heutzutage bereits ADM („algorithmic decision making“), also die Entscheidungsfindung mithilfe von Algorithmen. Diese sind vor allem für automatische Lösung von bestimmten Problemen zuständig, können aber auch eingesetzt werden, um Personendaten zu sammeln und Nutzerinnen und Nutzer zu manipulieren. Um die breite Bevölkerung für den Umgang mit Algorithmen im Internet zu sensibilisieren, hat sich nun die Initiative „Algorithm Watch“ gebildet, unter anderem um eine Forschungsgruppe der Technischen Universität Kaiserslautern.

Was sind Algorithmen und wozu werden sie eingesetzt?

Die Initiative leistet vor allem Aufklärungsarbeit und erklärt, was Algorithmen eigentlich sind: Es handelt sich dabei um Anwendungen, die ein bestimmtes Problem oder eine bestimmte Aufgabe lösen, und zwar jedes Mal auf die gleiche, zuvor definierte Weise. Komplexe Algorithmen beziehen dabei alle auftretenden Eventualitäten mit ein: Verändern sich die Umstände, verändert sich auch der Lösungsweg. Algorithmen kommen beispielsweise bei Navigationssystemen zum Einsatz, um für jede gewünschte Strecke die richtige Route zu ermitteln.

Auch im Internet gibt es einige Algorithmen, die in vielen Fällen zum Sammeln von „Big Data“, also Nutzungsdaten, eingesetzt werden. Dazu gehört beispielsweise das Klickverhalten einer Nutzerin oder eines Nutzers. So könnte ein einfacher Algorithmus beispielsweise definiert sein durch die Frage: „Erfolgt ein Klick eher auf das Werbebanner A oder das Werbebanner B oder auf keines von beiden?“ Auf Basis des tatsächlichen Klicks schneiden die Algorithmen zukünftige Werbebanner individuell auf die Nutzenden zu, basierend auf deren Interessen – und das ganz automatisch.

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Mögliche Anwendungsgebiete: Filter Bubble und Predictive Policing

Eine mögliche Anwendung von Algorithmen beschreibt der Internetaktivist Eli Pariser in seinem Buch „Filter Bubble“. Die sogenannte „Filter-Blase“ bezeichnet das Phänomen, dass zwei verschiedene Menschen bei der gleichen Suchanfrage auf Google völlig unterschiedliche Ergebnisse erhalten können – basierend auf Ihrem bisherigen Such- und Klickverhalten. Ähnlich funktioniert es auf Facebook: So beschreibt Pariser, wie ihm nach einiger Zeit des Umgangs mit dem Sozialen Netzwerk keine Beiträge von Freunden mehr angezeigt wurden, die andere politische Meinungen vertraten als der Aktivist. Die Algorithmen hinter Google und Facebook haben sich „gemerkt“, was die Nutzenden jeweils auf der Seite getan haben, und den angezeigten Inhalt dementsprechend angepasst.

Ähnlich funktioniert auch das technologisch gestützte „Predictive Policing“, das bei der Verbrechensbekämpfung zum Einsatz kommt. Hier sollen personenbezogene Daten in großem Stil gesammelt und ausgewertet werden, um auf Basis von Erfahrungswerten vorherzusagen, wer wo und wann höchstwahrscheinlich eine Straftat verüben wird. Auch hier kommen Algorithmen zum Einsatz. Ein Beispiel ist das EU-Projekt CAPER, an dem auch das deutsche BKA bereits vor einigen Jahren Interesse bekundet hat.

Vorteile und Kritik

Zwar wird immer wieder betont, dass sich durch den Einsatz von Algorithmen viele Probleme lösen lassen. Selbst die Auswertung der Daten von Nutzenden im Internet hätte ja seine Vorteile: Personen in der Filter Bubble bräuchten sich etwa nicht mehr die Mühe zu machen, Suchergebnisse selbst anhand der persönlichen Präferenzen zu sortieren. Und in Online-Shops profitieren die Nutzenden von den automatischen Produktvorschlägen, die sich anhand kürzlich getätigter Käufe orientieren. Im Sinne von „Das könnte Ihnen auch gefallen.“

Daneben ist allerdings auch Vorsicht geboten, vor allem aus Datenschutzgründen. Immerhin haben Nutzerinnen und Nutzer im Internet kaum direkten Einfluss darauf, welche ihrer Daten in einem bestimmten Moment von der jeweiligen Plattform abgefragt werden, wer auf diese Daten Zugriff erhält, und für welche Zwecke sie genutzt werden. Aus diesem Grunde versucht Algorithm Watch auch, interessierten Personen so viele Informationen wie möglich zur Verfügung zu stellen – beispielsweise über bekannte Algorithmen und Ihre Funktionsweise.