VON C.V.A. | 10.09.2013 15:25

Wie fair ist Fairtrade?

Fairer Handel - das klingt gut, beruhigt das Gewissen und veranlasst viele Konsumenten auf Waren umzusteigen, die dieses Siegel tragen. Doch inzwischen distanzieren sich einige Importeure wie die GEPA von dem bekannten Fairtrade Siegel der Organisation Transfair. Angeblich bekommen auch Produkte das Siegel, die weniger fair gehandelt sind, da die Standards aufgeweicht werden. GEPA will nun seine Fairtrade Artikel mit einem eigenem Siegel versehen. Können Konsumenten dem Fairtrade Siegel noch vertrauen?

Seit der Entstehung des Fairtrade-Siegels in den 1990er Jahren entwickelte sich der Trend des fairen Handels vom kleinen Dritten Weltladen hin zum wirtschaftlichen Erfolgskonzept. In den letzten 10 Jahren stieg der Umsatz mit fair gehandelten Produkten extrem an. Appelliert wird hier an das Gewissen der Konsumenten: Der Mindestpreis der für die fair gehandelten Produkte verlangt wird, liegt über dem Weltmarktpreis und langfristige Abnahmeverträge sollen das Einkommen der Bauernfamilien sichern. Dies soll die wirtschaftliche Ausbeutung von Bauern, sowie Kinderarbeit verhindern und gleichzeitig ein partnerschaftliche Beziehung zwischen Händlern und Erzeugern etablieren. Mittlerweile ist das Kaufen von fair gehandelten Produkten zum Trend geworden. Ethisch korrekter Konsum ist angesagt und die Produkte mit dem bekannten Fairtrade Siegel landen nun immer öfter in den Einkaufskörben der Deutschen. 2011 trugen vier Fünftel aller fair gehandelten Produkte das Siegel von Transfair, einer von der Kirche getragene Siegelorganisation. Die FLO (Fairtrade Labelling Organisation), Dachorganisation für den fairen Handel setzt bestimmte Standards für die Siegelvergabe. Produkte die die Bedingungen erfüllen bekommen das Fairtrade-Siegel.



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Kritik am Fairtrade-Siegel

Doch in letzter Zeit regt sich Kritik an der Organisation Transfair und den von der FLO gesetzten Standards. Mehrere Organisationen sowie Importeure werfen Transfair vor, die Bedingungen für das Siegel herunterzuschrauben um so mehr Umsatz zu erreichen. Tatsächlich hat Transfair die Vergabe des Siegels auch für sogenannte Mischprodukte freigegeben, die teilweise nur zu 20 Prozent aus fair gehandelten Inhaltsstoffen bestehen. Begründet wird dies mit dem Argument anders nicht dauerhaft mit dem Massenmarkt mithalten zu können. Ein anderer Kritikpunkt sind auch die Lebensbedingungen der 1,2 Millionen Kleinbauern die weltweit vom fairen Handel profitieren sollen. Die Frage ist, welche Vorteile der faire Handel den Kleinbauern vor Ort tatsächlich bringt? Ein Fairtrade-Bauer auf einer Kaffeeplantage in Nicaragua beispielsweise, verdient circa 25 Euro pro Monat mehr als andere Kaffee-Bauern. Doch das ist immer noch nicht genug, um eine Familie ausreichend versorgen zu können. Ernähren können sich die Bauern nur von Reis und Bohnen, mehr können sie sich nicht leisten. Viele Bauern wünschen sich mehr Geld für einen Sack Kaffeebohnen, um sich bessere Lebensmittel kaufen zu können. Der faire Handel ist ohne Zweifel hilfreich und sinnvoll, doch letztendlich arbeiten viele Bauern auch nur um sich ihr Essen leisten zu können. Alles darüber hinaus wird vom Lohn nicht abgedeckt. Auch die Zertifizierung von Plantagenprodukten ist umstritten. Die Gepa akzeptiert Plantagen nur in geprüften Einzelfällen, ansonsten stammen die Produkte von Kleinbauern. Doch das Transfair-Siegel wird schon lange auch an Produkte aus Plantagen vergeben. Langfristige gesehen schadet dies den Kleinbauern, da es immer schwerer für sie wird im Wettbewerb gegen die billigeren Plantagenprodukte mitzuhalten.

Wird Fairtrade überbewertet?

Letztendlich appellieren die Unternehmen, die Fairtrade Produkte vertreiben aus wirtschaftlichen Gründen an das soziale Gewissen der Konsumenten. Dabei ist es oft zweitrangig wie die Realität hinter dem Siegel wirklich aussieht. 2011 wurde kritisiert, dass der von der FLO festgelegte Mindestpreis die Existenzgrundlage der Kleinbauern nicht sichern könne. Doch nicht alle Unternehmen des fairen Handels orientieren sich an diesen Standards der FLO. Viele führen eigene Mindestpreise ein, die genau an die Gegebenheiten und Bedürfnisse der Kleinbauern vor Ort angepasst sind. Der faire Handel ist also ein wichtiger Ansatz um das Leben der Bauern zu verbessern und einen Teil zum Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung beizutragen. Die Fairness allerdings sollte immer überprüft und auch den wechselnden Begebenheiten angepasst werden.