VON JULIA ZETZ | 16.06.2014 14:12

Wenn aus Gefühlen ein Nichts wird

Wer es selbst noch nicht erlebt hat, wird nicht verstehen was im Inneren eines Menschen mit Depressionen vorgeht. Äußerlich scheint es ihm gut zu gehen, er lacht, nimmt am Leben teil, geht arbeiten, hat Spaß. Nur ganz langsam macht sich bemerkbar, was wirklich mit ihm los ist. Innerlich fühlt er sich einmal ganz leer, nutzlos, einsam. Ein anderes Mal fühlt er sich unter Strom, zerrissen und ruhelos. Der Weg der Depression scheint schleichend zu verlaufen, Betroffene ziehen sich nach und nach in die dunkle Einsamkeit ihrer Seele zurück, sie sind leicht reizbar, weinen viel und fühlen sich schnell überfordert. Sie verlernen nach Hilfe zu fragen, schämen sich für ihre Gefühle und wollen nur noch davon laufen. Selbst gute Freunde, die Familie oder der Partner kommen an einen depressiven Menschen nur noch sehr schwer heran. Ist die Depression schon sehr weit fortgeschritten, schotten sich die Betroffenen ab. Um einen Ausweg aus dieser seelischen Krankheit zu finden gibt es viele Wege.


Nahrung für die Seele

Auch eine gesunde Psyche braucht Nahrung. Wenn wir uns wohl und geboren fühlen, geht es uns gut. Unser seelisches und geistiges Wohlbefinden hängt nicht zuletzt mit unserem sozialen Umfeld zusammen. „Im Schoße der Familie“ ist kein seltsamer Ausdruck, sondern eine wichtige Voraussetzung für unsere psychische Gesundheit. Schon als Kind wird unser Bewegungsmuster durch Zuwendung und Berührung geprägt, sodass wir eine gefühlvolle Nähe zu unseren Bezugspersonen aufbauen. Auch als Säuglinge haben wir das Bedürfnis nach Berührung.

Sich selbst zu vertrauen fällt vielen Menschen schwer...

Im Laufe unseres Lebens lernen wir in bestimmten Situationen Abstand zu halten und Berührungen zu vermeiden. Wer professionell sein will, der schüttelt die Hand und hält sich sonst bedeckt. Menschen, die sich in einem gesicherten sozialen Umfeld befinden, in einer liebevollen Partnerschaft leben oder einen starken familiären Zusammenhalt spüren, haben damit kein Problem. Menschen, deren Selbstbewusstsein generell etwas schlechter ist, die keinen Partner an ihrer Seite haben oder deren Familie keinen starken Zusammenhalt hat, fühlen sich dann oft allein.

Fühlen wieder lernen

Auch die Psychologie und die Psychotherapie forschen nach neuen Heilungsmethoden bei Depressionen. In einer Untersuchung wurde die Therapie durch „Achtsame Berührung und Achtsamkeitspraxis“ erprobt. Ziel war es herauszufinden, ob Berührungen auf Patienten mit einer mittelschweren Depression positiv einwirken. In der Versuchsgruppe gab es 16 Sitzungen mit einer Achtsamkeitstherapie über einen Zeitraum von acht Wochen. Die Kontrollgruppe wurde über denselben Zeitraum nur mit Medikamenten behandelt. Erst nach dieser Behandlung gab es auch für die Kontrollgruppe eine Therapie durch Berührung.

Die Therapie bestand bei der Versuchsgruppe aus rhythmischen, sanften und fließenden Massagebewegungen, die aus der klassischen, ganzheitlichen Massage abgeleitet wurden. Mittels der Hamilton-Skala wurde der Grand der Depression bei beiden Gruppen vor und nach dem Therapiezeitraum gemessen. Die Befunde aus der Untersuchung zeigen eine positive Wirkung der therapeutischen Berührung auf die Versuchsgruppe.

Berührung und das gleichzeitige Fühlen und positives Empfinden hat einen großen Einfluss auf unser geistiges Wohlempfinden. Schon im Säuglingsalter lernen wir, dass berühren und fühlen wichtige Bestandteile unseres Seelenlebens sind und wir haben bis zum Tod das Bedürfnis nach fühlen und gefühlt werden.