Früher als „schwacher Sinn“ bezeichnet, weiß man heute, dass das Fühlen, bzw. der Tastsinn einer unserer wichtigsten und ursprünglichsten Sinne ist. Zur Nahrungssuche, Orientierung oder zum Knüpfen sozialer Kontakte - Fühlen ist unverzichtbar für das menschliche Leben. Aber auch Berührungen als Austausch von Zärtlichkeit und Sympathie sind extrem wichtig für das menschliche Wohlbefinden. Bereits im Mutterbauch kann ein Fötus Gefühle der Mutter erkennen oder spüren, wenn jemand über den Bauch der Mutter streichelt. Berührungen und Streicheln lösen bei Babys Wachstumshormone und bei Erwachsenen Glückshormone aus. Fehlende Berührung bei Babys und Kleinkindern kann hingegen zu seelischen und körperlichen Schäden führen.
Auch bei Tieren ist der Tastsinn überlebenswichtig. Seehunde beispielsweise benötigen ihre Tasthaare bei der Nahrungssuche. Mit ihnen spüren sie die Strömung schwimmender Fische. Ohne diesen Tastsinn würde ein Seehund verhungern.
Wie funktioniert das Fühlen?
Verschiedene Zellen in unsere Haut registrieren unterschiedliche kleinste Berührungen und senden Nervensignale an unser Gehirn. Die meisten Sinnesrezeptoren haben Menschen an den Fingerkuppen, den Lippen und der Zunge. Kleinste Berührungen werden bereits intensiv wahrgenommen. In anderen Hautpartien sind weniger Rezeptoren vorhanden und somit fällt die Empfindung von Berührung etwas schwächer aus. Doch auch die Auflösung, die unser Tastsinn über die Fingerspitzen erkennen kann ist begrenzt - in der Blindenschrift beispielsweise müssen zwei Punkte mindestens 2 Millimeter auseinander liegen, damit die Hände die Punkte identifizieren können. Nicht nur über unseren Tastsinn können wir Dinge spüren. Für das Wärme und Kälteempfinden sind spezielle Sinneszellen zuständig, die tiefer unter der Haut liegen. Sogar jede unserer Haarwurzeln besitzt Sinneszellen, so dass wir spüren können, wenn der Wind durch unser Haar streicht.
Fühlen und Gefühle
„Fühlen“ bezeichnet neben dem Sinn des Tastens auch das Erleben von seelischen Vorgängen. Gefühle haben nach C.G. Jung eine enge Beziehung zum Handeln und zum ethischen Verhalten einer Person. Sie entscheiden darüber ob wir etwas annehmbar, abweisbar oder aber als gleichgültig einstufen. So sind Gefühle besonders wichtig für eine schnelle und intuitive mitmenschliche Orientierung, die bereits stattfindet bevor gesprochen wurde. Das Fühlen kann mitunter sehr facettenreich und weitaus differenzierter als unsere visuelle Wahrnehmung sein. Nicht umsonst gibt es Formulierungen wie „das hat mich tief berührt“ oder „das geht mir unter die Haut“.
Interessant ist auch, dass jedes Gefühl, ob Trauer, Freude oder Wut, tatsächlich an verschiedenen chemischen Prozessen im Körper festgemacht werden kann. Nüchtern und wissenschaftlich betrachtet, sind Gefühle und was wir als seelisches Fühlen wahrnehmen, auch nachweisbare biochemische Prozesse, die in unserem Körper stattfinden und z.B. darüber entscheiden in wen wir uns verlieben: Video „Chemie der Gefühle“.