VON JANINA TOTZAUER
|
03.02.2017 12:35
Wassermangel: Die Brunnen der Welt versiegen
In Europa fließt Trinkwasser aus den Leitungen, während der Mangel an selbigem in vielen Teilen der Welt zu Krieg und Not führen. Es ist schwer vorstellbar, wie eine sudanesische Mutter täglich viele Kilometer mit einem Kanister auf dem Kopf zu Fuß zurücklegt, um das Überleben ihres Kindes zu sichern, während man selbst in der vollen Badewanne sitzt. Man verspürt bei der morgendlichen Lektüre über Hungersnöte und Dürren eventuell einen Anflug von Mitleid, bevor dann beherzt der Wasserschlauch gezückt und der Audi TT geschrubbt wird. Des Menschen wichtigstes Lebenselixier verschwindet von der Welt und wir sehen machtlos dabei zu.
Flüsse stellen die Wasserquelle Nummer Eins auf der Welt. Sie winden sich durch Kontinente und sichern den Menschen an ihren Ufern schon seit Anbeginn das Überleben. Seit dem Ende des letzten Jahrtausends und dem beginnenden Klimawandel sinkt weltweit der Wasserstand beträchtlich. Wo ein Fluss nicht genügend Wasser für eine stetig steigende Bevölkerungszahl bereithält, wird die Frage nach dem Recht auf Wasser laut. Viele der heute bestehenden Völkerkriege sind ursprünglich auf eine klimatische Wandlung und die damit verbundenen Dürren zurückzuführen. Dringend benötigte Regenfälle blieben aus und Flussläufe verwandelten sich in mickrige Rinnsale. Der Veränderung des Klimas folgte ein demographischer Wandel: Nomadische Bevölkerungsgruppen zogen dem Wasser hinterher und buhlten mit sesshaften Bauern um dieselben Quellen. Bald wurden die einfachen Auseinandersetzungen um Wasser von ethnischen oder religiösen Konflikten abgelöst.
Betroffene Länder
So erging es zum Beispiel der Bevölkerung des Sudan, als sich vor gut dreißig Jahren die saftigen Felder des Nordens rund um den Nil den Sanddünen wichen, und die Bevölkerung ihren Durst in den verbleibenden Pfützen zu stillen suchte. Nur die wenigsten Opfer des Wassermangels sterben auf direktem Wege durch Verdursten. Vielmehr erliegen die meisten Durchfall- oder Mangelerkrankungen, die mit Dürren einhergehen. Viele Überlebende suchen verzweifelt nach einer neuen Quelle, einem neuen Ort um Nahrung anzubauen. Wo die Not zur Völkerwanderung drängt, verteidigen andere die letzten Wasserquellen mit ihrem Leben. Rebellengruppen, militärische Posten oder große bewaffnete Stämme schrecken nicht davor zurück, die suchenden Nomadenvölker mit Gewalt zurückzuschlagen. In den Jahren zwischen 1983 und 2002 steigerte sich so der Konflikt zu einem Bürgerkrieg. Nach unzähligen Gefechten zwischen Rebellen und Staat, folgte der erfolgreiche Putsch und die Absetzung der bisherigen Regierung. Im Jahre 2011 schließlich erklärte der Südsudan seine Unabhängigkeit. Was mit dem menschlichen Grundbedürfnis nach Wasser begann, kostete Hunderte das Leben und spaltete ein Land.
Was im Sudan passierte, wiederholt sich seit einigen Jahren in Indien. Vor allem der vom Monsun abhängige Süden des Landes erlitt seit 2005 zahlreiche Dürren. Der immer weniger Wasser fassende Fluss Kaveri tränkt die bevölkerungsstarken Bundesstaaten Karnataka und Tamil Nadu, wobei Karnataka an der Quelle des Wassers und der Macht sitzt. Als 2015 erneut der regenbringende Monsun ausbleibt und im darauffolgenden Jahr die Wasserspeicher leer bleiben, eskaliert die Situation. Karnataka bricht mit den Wasserabgaberegelungen von 1924 und leitet weniger als die vertraglich festgesetzte Menge nach Tamil Nadu weiter. Entsetzen und Angst in der Bevölkerung führen daraufhin zu Demonstrationen und Gewaltausbrüchen. Bangalore, die größte Stadt Karnatakas, verhängt Ausgangssperren und sämtliche Handelsbeziehungen kommen zum Erliegen. Das bisherige Ergebnis sind Dutzende Verletzte, zwei Tote und ein Gerichtsbeschluss zugunsten Tamil Nadus.
"Ein hungerndes Kind zu ernähren kostet 40 Cent und einen Knopfdruck"
UNI.DE im Gespräch mit dem Co-Gründer von ShareTheMeal
[...]»
Die Zukunft des Wassers
Prognosen prophezeien für das Jahr 2080 eine Wasserknappheit, die rund 3,2 Milliarden Menschen auf der Welt beträfe. Weitere 80 bis 200 Millionen wären indirekt von einhergehenden Hungersnöten betroffen. Eine Lösung scheint beim derzeitigen Klimawandel kaum greifbar. Während Tamil Nadu von einer sehr direkten und eventuell zu kurz gegriffenen Lösung durch Meerwasser-Entsalzungsanlagen spricht, lehrt die Vergangenheit, dass ein rechtzeitiges Eingreifen des Staates, konstitutionelle Kompetenz und eine gute Infrastruktur viele Auseinandersetzungen um Wasser gestoppt hätte. In einem von Bürgerkriegen geschwächten Land wie dem Sudan, in welchem Brunnen zerstört und Krankenhäuser rar sind, sind die Folgen des Klimawandels direkter und brutaler. Wo in Indien die kulturellen und sprachlichen Differenzen von je her den Streit zwischen den Bevölkerungsgruppen schürte, brachte der Wassermangel - leider nur im übertragenen Sinn - das Fass zum Überlaufen.
Während der Klimawandel kaum noch aufzuhalten scheint und die Wasserknappheit bereits traurige Realität ist, ist eine nachhaltige Lösung noch fern. Auch wenn es der sudanesischen Mutter auf den ersten Blick nur wenig zu helfen scheint, wäre es für manchen Deutschen überlegenswert, den Dienst am Auto eventuell öfter dem zuverlässigen deutschen Regen zu überlassen, der Wanne doch die Dusche vorzuziehen oder nach dem Toilettenbesuch den Stopptaster der Spülung zu drücken.
-
Trink Leitungswasser!
Von wenigen Einschränkungen abgesehen ist Leitungswasser in Deutschland nicht nur gesundheitlich unbedenklich. Es übertrifft Mineralwasser sogar meist qualitativ, wird strenger kontrolliert, ist besser für die Gesundheit, kostet weniger und schont Umwelt und Klima. UNI.DE räumt mit einigen Vorurteilen auf und gibt Tipps für den Fall, dass im Haus noch Blei- oder ähnliche Rohre verlegt sein sollten.
[...]»
-
Versauerung der Ozeane: Wandel eines riesigen Ökosystems
Treibhausgase sind schon lange in „Verruf“, sie seien für Ozonlöcher und globale Erwärmung verantwortlich. Weitere Effekte entfalten sie allerdings auch auf die Weltmeere: Über chemische Reaktionen gelangt zunehmend Kohlenstoffdioxid ins Wasser und bewirkt dort einen sinkenden pH-Wert. Das hat Folgen für die ganze Pflanzen- und Tierwelt unter Wasser. Welche Bedeutung das im Detail und im Gesamten hat, ist laut bisheriger Forschung allerdings noch gar nicht abschätzbar. Ist das Ökosystem Ozean in Gefahr? Oder ist die zunehmende Versauerung halb so wild?
[...]»
-
Wassermangel: Die Brunnen der Welt versiegen
In Europa fließt Trinkwasser aus den Leitungen, während der Mangel an selbigem in vielen Teilen der Welt zu Krieg und Not führen. Es ist schwer vorstellbar, wie eine sudanesische Mutter täglich viele Kilometer mit einem Kanister auf dem Kopf zu Fuß zurücklegt, um das Überleben ihres Kindes zu sichern, während man selbst in der vollen Badewanne sitzt. Man verspürt bei der morgendlichen Lektüre über Hungersnöte und Dürren eventuell einen Anflug von Mitleid, bevor dann beherzt der Wasserschlauch gezückt und der Audi TT geschrubbt wird. Des Menschen wichtigstes Lebenselixier verschwindet von der Welt und wir sehen machtlos dabei zu.
[...]»
-
Elysium. Visionäre Regisseure - sozialkritische Parabeln im Zukunfts-Kino
Drehbuchautoren und Regisseure haben es nicht leicht: Zum einem haben sie Visionen, zum anderen braucht man aber auch Geldgeber, um diese zu finanzieren und filmisch umzusetzen. Oft entsteht ein Interessenskonflikt von Kreativen und Produzenten. Trotzdem finden auch immer mehr sozial-kritische Themen Einzug in die Riege der Blockbuster. "Elysium", ein Science Fiction Streifen, der gerade aktuell in den Kinos zu sehen ist, ist einer davon.
[...]»
-
Thunfischgenuss dank Delphintod
Kürzlich wurde der in den USA gesetzlich verankerte Schutz von Delphinen, als Beifang in Thunfischnetzen zu enden, von der WTO als
Handelshemmnis für Mexiko kritisiert und aufgeweicht.
Man ahnt, was transnationale Abkommen wie CETA und TTIP für unsere Umweltstandards bedeuten könnten. Und wird an eine Problematik erinnert, die vor 30 Jahren diskutiert wurde, mittlerweile aber weitgehend in Vergessenheit geraten ist.
[...]»
-
Wie Deutsch bist du?
Die Großeltern kamen vor etlichen Jahren nach Deutschland, die Eltern leben und arbeiten hier, du besuchst die Uni, aber deutsch bist du noch lange nicht...? Wie „deutsch“ kann man werden? Von verstecktem Rassismus und altbackenen Ansichten.
[...]»
-
Slum-Tourismus – Menschen-Safari oder Entwicklungshilfe?
Immer mehr Touristen zieht es, anstatt in die Standard-Urlaubsländer, in den letzten Jahren in Gebiete wie Südafrika oder Brasilien. Allerdings nicht zum Badeurlaub oder zur Safari – hier werden die Armutsviertel der Stadt besichtigt und zwar aus allernächster Nähe. Kritiker betrachten den Boom des Slum-Tourismus als herabwürdigende Menschen-Safari, Anbieter werben dagegen mit dem Aspekt der Entwicklungshilfe. Was ist dran an den recht unterschiedlichen Meinungen über den Slum-Tourismus? UNI.DE über eine befremdliche Marktlücke.
[...]»
-
Klassifizierung als soziales Brandmal
Irgendwie führen wir alle ein zweigeteiltes Leben. „Wollen Sie erste oder zweite Klasse fliegen?“, „Sind Sie privat oder gesetzlich versichert?“. Mit solchen Fragen müssen wir uns im täglichen Leben stets auseinander setzen. Eigentlich gar nicht so schlimm. Eigentlich. Aber was ist, wenn wir Menschen in zwei Klassen einteilen? Arm gegen reich, jung gegen alt, gebildet gegen ungebildet? Wo ist die Grenze zur Diskriminierung?
[...]»
-
Frauen mit Migrationshintergrund – Chance oder Hemmnis?
Migrationshintergrund, ein gängiges Wort, jeder kennt es, jeder weiß um seine Bedeutung. Doch welche Probleme haben Frauen mit ausländischen Wurzeln im Berufsleben? Welche Chancen haben Sie wirklich?
[...]»
-
Die Ein-Dollar-Brille
Allein
in Deutschland leiden etwa 63 Prozent der Erwachsenen über 16 Jahre und 15 Prozent der Kinder an einer Fehlsichtigkeit. Für uns kaum ein Problem, wir gehen zum Optiker, machen einen Sehtest und suchen uns eine hübsche Brille aus. Aber was ist, wenn man sich keine Brille leisten kann? Das Projekt Ein-Dollar-Brille soll Abhilfe schaffen. Mit dieser Idee will Martin Aufmuth, Erfinder der Ein-Dollar-Brille, denjenigen Menschen zu einer Sehhilfe verhelfen, die von einem Dollar oder weniger am Tag leben müssen. Die Idee scheint so simpel wie einzigartig: Ein „fliegender“ Optiker baut die Brillen nach einem festen Schema direkt vor Ort zusammen. Eine Revolution? UNI.DE hat sich angesehen, was es damit auf sich hat.
[...]»