VON CHARLOTTE MEYER | 24.03.2015 13:23
Job weg – Leben am Ende?
Warum sich Menschen umbringen hat viele Gründe. Dass sich jemand das Leben nimmt kann genetische Ursachen haben, mit der persönlichen Entwicklung zusammenhängen oder auch an belastenden Lebensereignissen liegen. Ein Grund, dem eine Züricher Studie aus dem Februar dieses Jahres nachgeht, ist die Auswirkung von Arbeitslosigkeit auf die Suizidrate. Angestoßen von der Debatte um Suizidalität und steigender Arbeitslosigkeit während der Weltwirtschaftskrise 2008 sind vier Forschende der Universität Zürich diesem Zusammenhang nachgegangen.
Zusammenhänge weltweit ähnlich
Die Züricher Studie verwendet dabei öffentlich zugängliche Daten von der WHO und des Internationalen Währungsfonds in den Jahren 2000 – 2011. 63 Länder mit den einschlägigsten Datensammlungen wurden ausgewählt und vier Altersgruppen untersucht. Die Länder verteilen sich über die ganze Erde und sind in vier Regionen aufgeteilt: Nord- und Südamerika, Nord- und Westeuropa, Süd- und Osteuropa sowie Nicht-Amerika und Nicht-Europa. Die Forschenden fanden heraus, dass jeder fast fünfte Suizid mit Arbeitslosigkeit in Verbindung steht. Von rund 233.000 Suiziden im Jahr sind das rund 46.000. In allen untersuchten Weltregionen wurde ein ähnlicher Zusammenhang zwischen Arbeitslosen- und Suizidrate gefunden, der sich auch nach Geschlecht und Altersgruppen nicht unterscheidet. Eine höhere Suizidrate ging dabei in der Regel einem Anstieg von Arbeitslosigkeit um sechs Monate voraus. Die Angst vor dem Eintritt von Arbeitslosigkeit scheint so der Hauptgrund für Selbsttötung zu sein und nicht die Arbeitslosigkeit selbst.
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Negativprognosen erhöhen das Risiko
Wolfram Kawohl, der Seniorautor der Züricher Studie, meint, zunehmender Druck am Arbeitsplatz durch drohende Restrukturierungen könne Suizide begünstigen. So vermutet Kawohl, dass im Zuge der Wirtschaftskrise die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt vorausgedeutet wurden und Arbeitnehmer in Hinblick auf die Entwicklung ihrer ökonomischen Situation verunsichert habe – mit fatalen Konsequenzen. Er empfiehlt eine Steigerung von Investitionen in Programme, die die Integration in den Arbeitsmarkt und ein gesunden Arbeitsklima fördern. Auch müssten Fachleute in Personalabteilungen geschult werden, damit das Drohen eines Suizids besser erkannt werden könne. Auch indirekt Betroffene müssten in solche Programme mit einbezogen werden: Die Studie zeigt nämlich, dass auch Menschen über 65 Jahre betroffen sind; also jene, die nicht mehr direkt im Arbeitsmarkt stehen. Das bedeutet möglicherweise, dass nicht nur die direkte Befürchtung, den Arbeitsplatz zu verlieren, sondern die Angst vor wirtschaftlichen Veränderungen bei Selbsttötung eine Rolle spielt.
Krise nur ein bedingter Faktor
Nach 2008, dem Jahr der Weltwirtschaftskrise, stieg die Zahl der Suizide
um 5.000 Fälle an. Insgesamt jedoch lag die Zahl der Suizide, die mit Arbeitslosigkeit verbunden werden zwischen 2007 und 2009 bei rund 46.000 im Jahr. Das heißt, die Suizide, die infolge der Krise passierten sind gerade mal ein Neuntel der gesamten Zahl an Selbsttötungen wegen drohender Arbeitslosigkeit. Dementsprechend müssen Präventionsstrategien nicht nur in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, sondern auch in Zeiten von stabilem Wirtschaftswachstum vorgenommen werden. Wenn man bedenkt, dass drohende Arbeitslosigkeit nur einen Teil der gesamten Zahl an Suiziden ausmacht, wird auch klar, dass Vorsorgemaßnahmen ein Thema mit dauernder Gültigkeit sind und sich nicht nach der wirtschaftlichen Lage eines Landes richten dürfen.
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