VON JULIA ZETZ
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27.07.2012 16:08
Wie Deutsch bist du?
Die Großeltern kamen vor etlichen Jahren nach Deutschland, die Eltern leben und arbeiten hier, du besuchst die Uni, aber deutsch bist du noch lange nicht...? Wie „deutsch“ kann man werden? Von verstecktem Rassismus und altbackenen Ansichten.
Der Großteil der Deutschen betrachtet sich als einen weltoffenen Menschen, als einen, der Interesse an verschiedenen Kulturen hat, gerne Menschen aus anderen Nationen kennen lernt. So lange er dann wieder in den Flieger steigen kann und Richtung Heimat fliegt. Denn eigentlich sind wir kein weltoffenes Land, kein Land das keine Vorurteile hat, keine Nation, der es egal ist, welche Hautfarbe oder Kopfbedeckung ein Mensch hat.
Deutsch ist nur, wer so ist wie wir
Der Deutsche an sich ist ja gern einfach, Schweinebraten und ein Weißbier, das macht doch glücklich. Ein bisschen sonntags in der Kirche beten und ab und zu mal eine Zeitung von Obdachlosen kaufen. Ja, das reicht doch, damit wir sagen können „Ich bin ein guter Mensch!“. Aber sobald etwas anders ist, ist es fremd, ist es seltsam, lehnen wir es ab.
Kopftuch - mehr als ein Glaubensbekenntnis?
Bereits seit einigen Jahren wird die Debatte um das Tragen des Kopftuches in öffentlichen Einrichtungen hitzig diskutiert.
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Die türkische Lehrerin darf kein
Kopftuch tragen, aber das Kruzifix, das bleibt natürlich. Ein Kopftuch gehört sich ja schließlich nicht. Integration läuft doch schließlich anders. Tja, da wäre es doch sinnvoll, man läge einfach ab, was man aus seinem Heimatland mitgenommen hat, Kleidung, Religion und warum nicht gleich seine Persönlichkeit? Denn Deutscher ist ja schließlich nur, wer einen deutschen Pass hat.
Der Deutsche - ein lahmes Gewohnheitstier
Aber wie deutsch kann jemand werden? Wird der Südafrikaner mehr akzeptiert, wenn er am sonntäglichen Frühschoppen teilnimmt? Wird die türkische Lehrerin am Damen-Teekränzchen teilnehmen dürfen, wenn sie ihr Kopftuch abnimmt? Wahrscheinlich nicht. Deutsch ist für den Deutschen nur, wer auch wirklich einer ist. Akzeptanz kann der
Durchschnittsdeutsche nicht. Es ist wie es ist und damit gut.
Wer als Ausländer nach Deutschland kommt, wird so lange einer bleiben, bis sich ein weltoffener Donnerschlag auftut und unsere Gesellschaft aufrüttelt, wach macht für die Tatsache, dass jeder, der hier lebt, arbeitet, wohnt, lebt und leidet ein Deutscher ist. Egal ob mit Kopftuch oder ohne. Aber so lange dieses Akzeptanz-Gewitter nicht über uns eingebrochen ist, bleiben die meisten von uns geblendet von den vermeintlich hellen Sonnenstrahlen der Intoleranz.