VON JULIA ZETZ | 04.04.2013 13:12

Frauen mit Migrationshintergrund – Chance oder Hemmnis?

Migrationshintergrund, ein gängiges Wort, jeder kennt es, jeder weiß um seine Bedeutung. Doch welche Probleme haben Frauen mit ausländischen Wurzeln im Berufsleben? Welche Chancen haben Sie wirklich?


Selin ist 25 Jahre alt und hat gerade ihr BWL-Studium beendet. Sie hat in Deutschland ihr Abitur gemacht und an einer renommierten Universität studiert. Ihr Vater hat ein eigenes Geschäft, die Mutter arbeitet dort. Ihre beiden Brüder haben auch studiert, Mathematik und Maschinenbau. Beide arbeiten schon. Nur Selin findet keinen Job. Sie hatte gute Noten auf der Uni, doch eine Anstellung findet sie nicht.

Chancengleichheit oder nicht?

Das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialforschung, Familie und Frauen geht die Frage nach der Chancengleichheit für Frauen mit Migrationshintergrund humorvoll an. Auf ihrer Homepage gibt es einen Kurzfilm, der das Thema erneut aufgreift. Doch es gibt eine zentrale Frage bei diesem Thema: Warum muss Migration heute noch diskutiert werden? Ist unsere Gesellschaft, insbesondere unsere Arbeitsgesellschaft, immer noch unaufgeschlossen und voreingenommen?

Selin kennt diese Diskussion nur zu gut. Eine Absage folgt der nächsten. Verstehen kann sie es nicht. Sie spricht drei Fremdsprachen fließend, ebenso deutsch und türkisch. Sie hat Zusatzkurse an der Uni belegt um sich besser zu qualifizieren. Warum die potentiellen Arbeitgeber sie nicht einstellen wollen, weiß sie nicht.

Potentialverschwendung der Arbeitgeber?

Bin ich Deutsche, Ausländerin oder integrierte Deutsche mit Migrationshintergrund?

Dass Selin kein Einzelfall ist, das beweist eine Erhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Hiernach finden Akademiker mit Migrationshintergrund seltener einen Job als gleichqualifizierte Deutsche. Die Ergebnisse der Studie regen zum Nachdenken an, denn die befragten Arbeitgeber gaben an, dass „schon ein türkisch klingender Name bei der Bewerbung als Handicap“ gilt. Dabei hatten viele der Bewerber die deutsche Staatsbürgerschaft.

Doch nicht alle potentiellen Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund haben diese Probleme. Ein Ingenieur aus Indien würde bei vielen deutschen Unternehmen mit offenen Armen empfangen werden. Die Studie der IW ergab, dass ein Finanzexperte aus Singapur weniger Probleme bei der Jobsuche hätte, als ein Lehrer aus Ungarn.

Frauen mit Migrationshintergrund

Doch besonders Frauen mit Migrationshintergrund müssen viele Hürden nehmen um sich gegen gleich qualifizierte Mitbewerberinnen durchzusetzen. Das Projekt ADA könnte vielen weiblichen Bewerberinnen mit Migrationshintergrund helfen. Ziel des Projekts ist die „Errichtung eines Kompetenzzentrums für Bildung, Qualifizierung und Beratung zu Antidiskriminierung in der Arbeitswelt“.

Frauen mit Migrationshintergrund müssen im Berufsleben Stärke beweisen. Sie müssen auch heute noch mit vielen Vorurteilen kämpfen. Auch Selin wird sich weiter bewerben, denn sie ist sich sicher: „Ich werde einen Job finden.“.