VON MAXIMILIAN REICHLIN
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20.08.2013 13:02
Artabana – Die Zukunft des Gesundheitswesens?
Gesetzliche Krankenkassen stehen nicht selten in der Kritik, ihren Versicherten im Zweifelsfall das Geld für nötige Behandlungen zu versagen, sich quasi so gut es geht vor den Zahlungen zu drücken. Alternative Therapien und Behandlungsmethoden werden oft überhaupt nicht von den Krankenkassen abgedeckt. Als Gegenmodell zu den staatlichen Kassen hat sich in Deutschland die Organisation Artabana zusammengeschlossen, lokale Gruppen von Menschen, die im Schadensfall füreinander einstehen, mit eigenem Geld haften und sogar Therapiefreiheit gewähren. Wie sinnvoll ist eine solche Solidargemeinschaft? UNI.de hat sich umgehört.
Alternative Heilverfahren erleben gerade in den letzten Jahren einen großen Aufschwung. Mittlerweile vertrauen über 100 Millionen EU-Bürger auf Therapiemethoden wie Naturheilverfahren, Homöopathie oder Akupunktur. Schätzungen zufolge beträgt das Wachstum der Branche pro Jahr 10%, Tendenz steigend. Auch viele Deutsche bauen statt auf die Schulmedizin mittlerweile auf alternative Methoden. Die Wirksamkeit dieser Verfahren steht jedoch immer wieder in der Kritik und wird von wissenschaftlicher Seite oft stark angezweifelt. Das ist auch der Grund, warum die meisten Krankenkassen die Kosten solcher Methoden nicht decken wollen oder können. Hier wird ausschließlich die wissenschaftlich belegte und gelehrte Schuldmedizin abgedeckt.
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Wer sich im Krankheitsfall doch alternativ behandeln lassen will, muss selbst zahlen – oder einer Organisation wie
Artabana beitreten. Diese Solidargemeinschaft existiert in Deutschland seit 1999 und folgt einem Schweizer Vorbild. Die Idee dahinter: Artabana soll ein Netzwerk aus kleineren lokalen Gruppen sein, deren Mitglieder sich im Krankheitsfall gegenseitig finanziell unterstützen. Ausschlaggebend für dieses System war eine Gruppe von Menschen in der Schweiz, die 1987 die Erfahrung gemacht hatten, dass in einem Schadensfall, etwa bei einem Hausbrand, gelungenen Nachbarschaftshilfe bessere Früchte trägt, als der Anspruch bei der Versicherung.
Im Grunde ist Artabana also genau das: Eine Organisation von Nachbarn, die sich im Falle einer Krankheit miteinander solidarisch zeigen und mit persönlichen Einlagen füreinander haften. Einen Leistungskatalog wie bei vielen gesetzlichen Krankenkassen gibt es dabei nicht. Die Mitglieder können selbst wählen, welche Form der Therapie sie bevorzugen. Ein großes Plus für die Mitglieder, allerdings auch ein Nachteil an der Idee: Denn somit existiert auch keine gesetzliche Regelung darüber ob und wie viel die Patienten von Artabana in einem Notfall bekommen. Entschieden wird demokratisch von Einzelfall zu Einzelfall. Einen rechtlichen Anspruch auf Kostendeckung hat keines der Mitglieder.
Aufgrund der fehlenden Leistungsbeschreibungen scheiden sich auch die Geister in Hinsicht auf die Frage, ob Artabana als Alternative zur gesetzlichen Versicherungspflicht gelten kann oder nicht. Die Spitzenverbände der Krankenversicherungen argumentieren hier, dass die Mittel des Vereins nicht ausreichend seien, um in Großschadensfällen oder bei chronischen Erkrankungen dauerhaft finanzielle Unterstützung zu gewährleisten. Artabana wartet dagegen mit einem
richterlichen Gutachten auf, dass dem Verein den Status als „anderweitige Absicherung“ bescheinigen soll, doch selbst dieses Gutachten ist
nicht über jeden Zweifel erhaben. Über den Status von Artabana herrscht also immer noch Uneinigkeit. Im Zweifelsfall müssen die Mitglieder zusätzlich also noch einer herkömmlichen Versicherung beitreten, und damit quasi doppelt bezahlen. Abgesehen von diesen Streitpunkten jedoch findet die Grundidee von Artabana großen Anklang. Mittlerweile gibt es über 200 lokale Gemeinschaften des Vereins in Deutschland, von denen rund 160 dem Dachverband Artabana Deutschland e.V. angehören.