VON C.V.A.
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25.01.2013 16:11
Arme sterben früher
Arme Menschen haben eine niedrigere Lebenserwartung als wohlhabende. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung.
Forscher des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung haben in einer Langzeitstudie des „sozioökonomischen Panels“ herausgefunden, dass arme Menschen früher sterben als wohlhabende. Laut der Studie leben Männer aus Haushalten mit weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens circa fünf Jahre kürzer als Männer aus wohlhabenden Haushalten mit 50 Prozent über dem Durchschnittseinkommen. Erklärt wird dieses Phänomen mit der geringen Bildung der ärmeren Schicht und der daraus häufig resultierenden höheren körperlichen Belastung im Arbeitsleben.
Das Bedingungslose Grundeinkommen
Jeden Monat 1000 Euro auf dem Konto, ohne etwas dafür zu tun? Hört sich doch gut an, oder? Das BGE, das sogenannte bedingungslose Grundeinkommen, soll dies leisten können. Utopisches Wunschdenken, oder realistische Gesellschaftsform?
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Auch bei Frauen wirkt sich Armut auf die Lebenserwartung aus - wenn auch geringer: Die
Lebenserwartung von Frauen aus armen Haushalte sinkt um dreieinhalb Jahre gegenüber den wohlhabenden Haushalten. Bei Frauen stehen andere Ursachen für die geringere Lebenserwartung im Vordergrund. Zu nennen ist besonders psychischer Stress, der aufgrund finanzieller Notlagen entsteht. Auch weniger soziale Kontakte und fehlende Freizeitmöglichkeiten spielen hierbei eine Rolle.
Die
Experten fanden heraus, dass bei Wohlhabenden oftmals die hohe Bildung, ein ausgeprägtes soziales Netzwerk und eine körperlich wenig anspruchsvolle Arbeit zur längeren Lebenserwartung führen. Aspekte, die in armen Haushalten häufig fehlen. Arbeitslosigkeit und die Scham davor, kein Geld zu haben, führt häufig auch zum Rückzug aus dem sozialen Leben. Doch gerade Zufriedenheit mit dem Einkommen und ein stabiles soziales Netzwerk wirkt sich laut Forschern besonders günstig auf eine längere Lebenszeit aus.
Gründe
Unter anderem sollen Reformen auf dem Arbeitsmarkt und im Gesundheitswesen
Schuld an dieser Entwicklung sein. So stieg seit den 90er Jahren der Niedriglohnsektor beispielsweise stark an. Auch den Wandel in den Beschäftigungsverhältnissen hält der Sozialwissenschaftler Butterwege für problematisch. Durch unsichere Arbeitsverhältnisse und der Angst vor einem Arbeitsplatz-Verlust steigt der psychosoziale Stress, der sich auf Dauer wiederum negativ auf die Lebenserwartung auswirken kann.
Zudem gehen Arme auch seltener zum Arzt und können sich in der Regel keine Privatzuzahlung zusätzlich zur gesetzlichen Krankenversicherung leisten. In den letzten Jahren wurden jedoch einige ehemals gesetzliche Leistungen durch private ersetzt.
Bis vor kurzem hinderte auch die mittlerweile abgeschaffte Praxisgebühr finanziell Schwache daran zum Arzt zu gehen.
Doch wie kann man dieser Tendenz begegnen? Am wichtigsten sei, meint
Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des
Paritätischen Gesamtverbands, dass den Menschen aus einkommensschwachen Haushalten die Existenzangst genommen wird. Möglich wäre das beispielsweise durch einen gesetzlichen Mindestlohn und einer gerechten Gesundheitspolitik.
Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung sieht einen Schritt in die richtige Richtung in gesundheitliche
Aufklärungskampagnen für bildungsschwache Schichten und sieht außerdem eine Lösung im sozialen Ausgleich bezüglich der Rentenversorgung. Die Rente soll im Idealfall nicht linear mit der eingezahlten Beitrag ansteigen, sondern ein Teil der Rentenbeiträge der Wohlhabenden für die Renten der finanziell Schwächeren genutzt werden.