VON SINEM S.
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19.03.2013 18:13
Sterbebegleitung
Das Leben besteht aus verschiedenen Stationen, die einen bieten Anlass zum Feiern, die anderen würde man am liebsten umgehen. Geburtstage und Hochzeiten plant der Mensch gerne, doch wenn es um das letzte große Thema, nämlich den Tod, geht, ist die Angst groß, sich damit auseinanderzusetzen. Die wenigsten planen die letzte Reise und wünschten sich doch, wenn es denn einmal soweit ist, in Ruhe und ohne große Schmerzen sterben zu dürfen.
Vor manchen Berufen schrecken viele zurück: Allein das Wort „Sterbebegleitung“ ist mit Angst und Unsicherheit besetzt, denn nichts ist schwerer, als sich eingestehen zu müssen, dass die eigene Zeit endlich ist, und eines Tages der Zeitpunkt kommen wird, an dem man alles hinter sich lässt. Doch es gibt Menschen, die die Angst vor dem Tod nicht als lähmend empfinden, sondern die Auseinandersetzung damit heilend. Die Menschen teilweise über Monate, wenn nicht sogar über Jahre hinweg, begleiten und ihnen die letzte Reise so angenehm wie möglich gestalten möchten.
Manche geraten eher zufällig hinein, andere haben bereits selbst Angehörige in den Tod gepflegt und möchten ihr Wissen nun gerne mit anderen teilen. Denn es ist tatsächlich auch Arbeit, die geplant werden muss. Todkranke brauchen entsprechende Medikamente, die Schmerzen und Angst lindern können und eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung, weil sie sich selbst nicht mehr versorgen können.
Für die Angehörigen, die den Sterbenskranken noch bis zu seinem letzten Atemzug begleiten möchten, ist es oftmals schwer, Entscheidungen zu treffen, die den Alltag des Patienten erleichtern, aber auch ihnen selbst mal eine Atempause verschaffen. Dann ist es gut, jemanden zu haben, dem man vertrauen kann, und der einem hilft, den eigenen Weg in den Tod zu finden.
Ein Ort, um zu sterben
Die Familie
Form und Funktion der Familie haben sich im Lauf der Jahrhunderte wesentlich verändert.
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Manche Patienten werden in einem
Hospiz betreut, was oftmals eine gute Alternative bietet, wenn die Pflege zu Hause zu umständlich oder nicht machbar ist. Anders als in einem nüchternen Krankenhaus, werden die Patienten liebevoll betreut und die Atmosphäre so angenehm wie möglich gestaltet. Auch die Angehörigen können sich dort in die Pflege miteinbringen und bekommen selbst auch den Rücken vom Personal gestärkt, denn auch sie müssen lernen, loszulassen und dem Patienten manchmal die Erlaubnis geben, zu gehen.
Gerade für Kinder, die eine unheilbare Krankheit haben, gibt es spezielle Kinderhospize, in denen sie mit ihren Eltern und Geschwistern bleiben können, und alle voneinander Abschied nehmen dürfen. Die Hospize sind meist liebevoll und altersgerecht eingerichtet und vermitteln keine kalte Krankenhausatmosphäre. Besonders für die Eltern, die durch die Zerreißprobe mit einem schwer kranken Kind, eventuellen Geschwistern, die auch Liebe und Zuwendung brauchen und dem Gefühl, vor lauter Angst und Fürsorge auch mal selbst Hilfe zu benötigen, im Alltag kämpfen, kann eine solche Einrichtung eine große Entlastung bedeuten.
In Berlin gibt es ein Hospiz der besonderen Art, und ist einmalig in Deutschland: Das
Tauwerk, welches von zwei Franziskaner-Schwestern geführt wird, begleitet Aidskranke auf ihrem Weg in den Tod. Für manche mag das widersprüchlich erscheinen, da gerade die katholische Kirche Homosexualität ablehnt und den Kranken oftmals sogar noch die Schuld für die Erkrankung gibt. Doch für Schwester Juvenalis und Hannelore sind alle Menschen gleich, und das wie und warum interessiert sie nicht. Bisher haben sie über 200 Patienten begleitet, viele davon nicht einmal gläubig, der jüngste Patient war 25, der älteste weit über 80. Gerade in der anonymen Großstadt kommt es immer mal wieder vor, dass die Schwestern zu einer Nachtwache ins Krankenhaus gerufen werden, weil der AIDS-Patient keine Angehörigen oder Freunde hat und in den letzten Stunden ganz alleine ist. Dann sitzt eine von beiden die ganze Nacht am Bett und hält auch mal die Hand.